Difference between revisions of "Aufgaben:Exercise 1.16: Block Error Probability Bounds for AWGN"
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− | '''(1)''' Richtig ist <u>Antwort 2</u>. Das Distanzspektrum {Wi} ist definiert für i=0, ... , n: | + | '''(1)''' Richtig ist die <u>Antwort 2</u>. Das Distanzspektrum {Wi} ist definiert für $i = 0, \ \text{...} \ , \ n$: |
*W1 gibt an, wie oft das Hamming–Gewicht wH(x_i)=1 auftritt. | *W1 gibt an, wie oft das Hamming–Gewicht wH(x_i)=1 auftritt. | ||
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− | '''(2)''' Das Distanzspektrum des (8,4,4)–Codes wurde mit W0=1, W4=14, W8=1 angegeben. Somit erhält man für $ | + | '''(2)''' Das Distanzspektrum des (8,4,4)–Codes wurde mit W0=1, W4=14, W8=1 angegeben. Somit erhält man für σ=1: |
:$$p_1 = W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \right ) + W_8 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \cdot \sqrt{2} \right ) | :$$p_1 = W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \right ) + W_8 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \cdot \sqrt{2} \right ) | ||
− | = 14 \cdot 2.28 \cdot 10^{-2}+ 1 \cdot 0.23 \cdot 10^{-2} \hspace{0.15cm}\underline{\approx | + | = 14 \cdot 2.28 \cdot 10^{-2}+ 1 \cdot 0.23 \cdot 10^{-2} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 32.15\%}\hspace{0.05cm},$$ |
− | bzw. für $ | + | bzw. für σ=0.5: |
:$$p_1 = 14 \cdot {\rm Q}\left ( 4 \right ) + {\rm Q}\left ( 4 \cdot \sqrt{2} \right ) | :$$p_1 = 14 \cdot {\rm Q}\left ( 4 \right ) + {\rm Q}\left ( 4 \cdot \sqrt{2} \right ) | ||
− | = 14 \cdot 3.17 \cdot 10^{-5}+ 1.1 \cdot 10^{-8} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 0. | + | = 14 \cdot 3.17 \cdot 10^{-5}+ 1.1 \cdot 10^{-8} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 0.0444 \%}\hspace{0.05cm}.$$ |
'''(3)''' Mit der Minimaldistanz dmin=4 erhält man: | '''(3)''' Mit der Minimaldistanz dmin=4 erhält man: | ||
− | :$$\sigma = 1.0: \hspace{0. | + | :$$\sigma = 1.0\text{:} \hspace{0.4cm} p_2 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm} W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \right ) \hspace{0.15cm}\underline{= 31.92\%}\hspace{0.05cm},$$ |
− | :$$\sigma = 0.5: \hspace{0. | + | :$$\sigma = 0.5\text{:} \hspace{0.4cm} p_2 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm}W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 4 \right ) \approx p_1 \hspace{0.15cm}\underline{ = 0.0444 \%}\hspace{0.05cm}.$$ |
− | '''(4)''' Richtig ist <u> | + | '''(4)''' Richtig ist der <u>Lösungsvorschlag 1</u>: |
+ | *Die ''Union Bound'' – hier mit p1 bezeichnet – ist in jedem Fall eine obere Schranke für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit. | ||
+ | *Für die Schranke p2 (''Truncated Union Bound'') trifft das nicht immer zu. | ||
+ | *Beispielsweise erhält man beim (7,4,3)–Hamming–Code ⇒ W3=W4=7, W7=1 mit der Streuung σ=1: | ||
:p2 = 7⋅Q(√3)=7⋅4.18⋅10−2≈0.293, | :p2 = 7⋅Q(√3)=7⋅4.18⋅10−2≈0.293, | ||
:p1 = p2+7⋅Q(√4)+1⋅Q(√7)≈0.455. | :p1 = p2+7⋅Q(√4)+1⋅Q(√7)≈0.455. | ||
− | Die tatsächliche Blockfehlerwahrscheinlichkeit wird wahrscheinlich zwischen $p_{2} = | + | Die tatsächliche Blockfehlerwahrscheinlichkeit wird wahrscheinlich zwischen $p_{2} = 29.3\%undp_{1} = 45.5\%$ liegen (wurde allerdings nicht nachgeprüft). Das heißt: p2 ist keine obere Schranke. |
'''(5)''' Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 3</u>, wie die folgende Rechnung für den (8,4,4)–Code zeigt: | '''(5)''' Richtig sind die <u>Lösungsvorschläge 1 und 3</u>, wie die folgende Rechnung für den (8,4,4)–Code zeigt: | ||
− | *Es gilt ${\rm Q}(x) ≤ {\rm | + | *Es gilt ${\rm Q}(x) ≤ {\rm Q_{CR}}(x) = {\rm e}^{-x^2/2}$. Damit kann für die Union Bound |
:p1=W4⋅Q(√4/σ2)+W8⋅Q(√8/σ2) | :p1=W4⋅Q(√4/σ2)+W8⋅Q(√8/σ2) | ||
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eine weitere obere Schranke angegeben werden: | eine weitere obere Schranke angegeben werden: | ||
− | :$$p_1 \le W_4 \cdot {\rm | + | :$$p_1 \le W_4 \cdot {\rm e}^{ - {4}/(2 \sigma^2) } +W_8 \cdot {\rm e}^{ - {8}/(2 \sigma^2) } \hspace{0.05cm}.$$ |
− | *Mit $\beta = {\rm | + | *Mit $\beta = {\rm e}^{–1/(2\sigma^2)}kannhierfürauchgeschriebenwerden(dasvorgegebene\beta = 1/\sigma$ ist also falsch): |
:p1≤W4⋅β4+W8⋅β8. | :p1≤W4⋅β4+W8⋅β8. | ||
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*Die Gewichtsfunktion des (8,4,4)–Codes lautet: | *Die Gewichtsfunktion des (8,4,4)–Codes lautet: | ||
− | :W(X)=1+W4⋅X4+W8⋅X8⇒W(β)−1=W4⋅β4+W8⋅β8 | + | :$$W(X) = 1 + W_4 \cdot X^4 + W_8 \cdot X^8 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} W(\beta) - 1 = W_4 \cdot \beta^4 + W_8 \cdot \beta^8\hspace{0.3cm} |
+ | \Rightarrow \hspace{0.3cm} p_3 = W(\beta) - 1 \ge p_1\hspace{0.05cm}.$$ | ||
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− | + | '''(6)''' Mit σ=1 lautet der Bhattacharyya–Parameter $\beta = {\rm e}^{–0.5} = 0.6065$ und man erhält damit für die Bhattacharyya–Schranke: | |
− | '''(6)''' Mit σ=1 lautet der Bhattacharyya–Parameter $\beta = \ | ||
− | :$$p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 0.135 + 0.018 \hspace{0.15cm}\underline{= | + | :$$p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 0.135 + 0.018= 1.913 \hspace{0.15cm}\underline{= 191.3%}\hspace{0.05cm}.$$ |
− | Berücksichtigt man, dass p3(eine Schranke für) eine Wahrscheinlichkeit angibt, so ist p3=1.913 nur eine triviale Schranke. Für σ=0.5 ergibt sich dagegen $\beta = \ | + | Berücksichtigt man, dass p3(eine Schranke für) eine Wahrscheinlichkeit angibt, so ist p3=1.913 nur eine triviale Schranke. Für σ=0.5 ergibt sich dagegen $\beta = {\rm e}^{–2} \approx 0.135.$ Dann gilt: |
− | :$$p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 3.35 \cdot 10^{-4} + 1.1 \cdot 10^{-7} \hspace{0.15cm}\underline{= | + | :$$p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 3.35 \cdot 10^{-4} + 1.1 \cdot 10^{-7} \hspace{0.15cm}\underline{= 0.47 \%}\hspace{0.05cm}.$$ |
− | Ein Vergleich mit der Teilaufgabe (2) zeigt, dass im vorliegenden Beispiel die Bhattacharyya–Schranke p3 um den Faktor $( | + | Ein Vergleich mit der Teilaufgabe (2) zeigt, dass im vorliegenden Beispiel die Bhattacharyya–Schranke p3 um den Faktor $(0.47 · 10^{–2})/(0.044 · 10^{–2}) > 10oberhalbder″UnionBound″p_{1}$ liegt. |
+ | *Der Grund für diese große Abweichung ist die Chernoff–Rubin–Schranke, die deutlich oberhalb der Q–Funktion liegt. | ||
+ | *In der [[Aufgaben:1.16Z_Schranken_für_Q(x)|Aufgabe 1.16Z]] wird die Abweichung zwischen QCR und Q(x) auch quantitativ berechnet: | ||
:QCR(x)/Q(x)≈2.5⋅x⇒QCR(x=4)/Q(x=4)≈10. | :QCR(x)/Q(x)≈2.5⋅x⇒QCR(x=4)/Q(x=4)≈10. |
Revision as of 17:25, 5 January 2018
Wir gehen von der folgenden Konstellation aus:
- ein linearer Blockcode mit Coderate R=k/n und Distanzspektrum {Wi}, i=1, ... ,n,
- ein AWGN–Kanal, gekennzeichnet durch „EB/N0” ⇒ umrechenbar in die Rauschleistung σ2,
- ein Empfänger, basierend auf Soft Decision sowie dem Maximum–Likelihood–Kriterium.
Unter der für die gesamte Aufgabe gültigen Annahme, dass stets das Nullwort x_1=(0,0,... ,0) gesendet wird, gilt für die „paarweise Fehlerwahrscheinlichkeit” mit einem anderen Codewort x_l(l=2, ... ,2k):
- Pr[x_1↦x_l]=Q(√wH(x_l)/σ2).
Die Herleitung dieser Beziehung finden Sie in [Liv10]. In dieser Gleichung wurden verwendet:
- die komplementäre Gaußsche Fehlerfunktion Q(x),
- das Hamming–Gewicht wH(x_l) des Codewortes x_l,
- die AWGN–Rauschleistung σ2=(2·R·EB/N0)–1.
Damit lassen sich verschiedene Schranken für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit angeben:
- die so genannte Union Bound (UB):
- p1=2k∑l=2Pr[x_1↦x_l]=2k∑l=2Q(√wH(x_l)/σ2),
- die so genannte Truncated Union Bound (TUB):
- p2=Wdmin⋅Q(√dmin/σ2),
- p3=W(β)−1,mitβ=e−1/(2σ2).
- In diesem Fall ist das Distanzspektrum {Wi} durch die Gewichtsfunktion zu ersetzen:
- {Wi}⇔W(X)=n∑i=0Wi⋅Xi=W0+W1⋅X+W2⋅X2+...+Wn⋅Xn.
Beim Übergang von der Union Bound p1 zur ungenaueren Schranke p3 wird unter Anderem die Funktion Q(x) durch die Chernoff–Rubin–Schranke QCR(x) ersetzt. Beide Funktionen sind in obigerer Grafik dargestellt (rote bzw. grüne Kurve).
In der Aufgabe 1.16Z wird der Zusammenhang zwischen diesen Funktionen numerisch ausgewertet und zu den Schranken Qo(x) und Qu(x) Bezug genommen, die in obiger Grafik ebenfalls eingezeichnet sind.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Schranken für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit.
- Die oben zitierte Literaturstelle [Liv10] verweist auf das Vorlesungsmanuskript „Liva, G.: Channel Coding. Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, TU München und DLR Oberpfaffenhofen, 2010.”
- Weiter verweisen wir auf das interaktive Applet Komplementäre Gaußsche Fehlerfunktionen.
- Sollte die Eingabe des Zahlenwertes „0” erforderlich sein, so geben Sie bitte „0.” ein.
Fragebogen
Musterlösung
- W1 gibt an, wie oft das Hamming–Gewicht wH(x_i)=1 auftritt.
- Wn gibt an, wie oft das Hamming–Gewicht wH(x_i)=n auftritt.
Damit lautet die Union Bound:
- p1=Pr(UnionBound)=n∑i=1Wi⋅Q(√i/σ2).
(2) Das Distanzspektrum des (8,4,4)–Codes wurde mit W0=1, W4=14, W8=1 angegeben. Somit erhält man für σ=1:
- p1=W4⋅Q(2)+W8⋅Q(2⋅√2)=14⋅2.28⋅10−2+1⋅0.23⋅10−2≈32.15%_,
bzw. für σ=0.5:
- p1=14⋅Q(4)+Q(4⋅√2)=14⋅3.17⋅10−5+1.1⋅10−8≈0.0444%_.
(3) Mit der Minimaldistanz dmin=4 erhält man:
- σ=1.0:p2 = W4⋅Q(2)=31.92%_,
- σ=0.5:p2 = W4⋅Q(4)≈p1=0.0444%_.
(4) Richtig ist der Lösungsvorschlag 1:
- Die Union Bound – hier mit p1 bezeichnet – ist in jedem Fall eine obere Schranke für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit.
- Für die Schranke p2 (Truncated Union Bound) trifft das nicht immer zu.
- Beispielsweise erhält man beim (7,4,3)–Hamming–Code ⇒ W3=W4=7, W7=1 mit der Streuung σ=1:
- p2 = 7⋅Q(√3)=7⋅4.18⋅10−2≈0.293,
- p1 = p2+7⋅Q(√4)+1⋅Q(√7)≈0.455.
Die tatsächliche Blockfehlerwahrscheinlichkeit wird wahrscheinlich zwischen p2=29.3% und p1=45.5% liegen (wurde allerdings nicht nachgeprüft). Das heißt: p2 ist keine obere Schranke.
(5) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 3, wie die folgende Rechnung für den (8,4,4)–Code zeigt:
- Es gilt Q(x)≤QCR(x)=e−x2/2. Damit kann für die Union Bound
- p1=W4⋅Q(√4/σ2)+W8⋅Q(√8/σ2)
eine weitere obere Schranke angegeben werden:
- p1≤W4⋅e−4/(2σ2)+W8⋅e−8/(2σ2).
- Mit β=e–1/(2σ2) kann hierfür auch geschrieben werden (das vorgegebene β=1/σ ist also falsch):
- p1≤W4⋅β4+W8⋅β8.
- Die Gewichtsfunktion des (8,4,4)–Codes lautet:
- W(X)=1+W4⋅X4+W8⋅X8⇒W(β)−1=W4⋅β4+W8⋅β8⇒p3=W(β)−1≥p1.
(6) Mit σ=1 lautet der Bhattacharyya–Parameter β=e–0.5=0.6065 und man erhält damit für die Bhattacharyya–Schranke:
- p3=14⋅β4+β8=14⋅0.135+0.018=1.913=191.3_.
Berücksichtigt man, dass p3(eine Schranke für) eine Wahrscheinlichkeit angibt, so ist p3=1.913 nur eine triviale Schranke. Für σ=0.5 ergibt sich dagegen β=e–2≈0.135. Dann gilt:
- p3=14⋅β4+β8=14⋅3.35⋅10−4+1.1⋅10−7=0.47%_.
Ein Vergleich mit der Teilaufgabe (2) zeigt, dass im vorliegenden Beispiel die Bhattacharyya–Schranke p3 um den Faktor (0.47·10–2)/(0.044·10–2)>10 oberhalb der Union Bound p1 liegt.
- Der Grund für diese große Abweichung ist die Chernoff–Rubin–Schranke, die deutlich oberhalb der Q–Funktion liegt.
- In der Aufgabe 1.16Z wird die Abweichung zwischen QCR und Q(x) auch quantitativ berechnet:
- QCR(x)/Q(x)≈2.5⋅x⇒QCR(x=4)/Q(x=4)≈10.