Difference between revisions of "Applets:Zur Erzeugung von Walsh-Funktionen (neues Applet)"

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==Theoretischer Hintergrund==
 
==Theoretischer Hintergrund==
 
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Bei der Untersuchung digitaler Übertragungssysteme muss oft die Wahrscheinlichkeit bestimmt werden, dass eine (mittelwertfreie) gaußverteilte Zufallsgröße&nbsp; $x$&nbsp; mit der Varianz&nbsp; $σ^2$&nbsp; einen vorgegebenen Wert&nbsp; $x_0$&nbsp; überschreitet. Für diese Wahrscheinlichkeit gilt:
 
:$${\rm Pr}(x > x_0)={\rm Q}(\frac{x_0}{\sigma}) = 1/2 \cdot {\rm erfc}(\frac{x_0}{\sqrt{2} \cdot \sigma}).$$
 
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===Die Funktion ${\rm Q}(x )$===
 
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Die Funktion&nbsp; ${\rm Q}(x)$&nbsp; bezeichnet man als das ''Komplementäre Gaußsche Fehlerintegral''. Es gilt folgende Berechnungsvorschrift:
 
:$${\rm Q}(x ) = \frac{1}{\sqrt{2\pi}}\int_{x}^{ +\infty}\hspace{-0.2cm}{\rm e}^{-u^{2}/\hspace{0.05cm} 2}\,{\rm d} u .$$
 
*Dieses Integral ist nicht analytisch lösbar und muss &ndash; wenn man dieses Applet nicht zur Verfügung hat &ndash; aus Tabellen entnommen werden.
 
*Speziell für größere&nbsp; $x$–Werte (also für kleine Fehlerwahrscheinlichkeiten) liefern die nachfolgend angegebenen Schranken eine brauchbare Abschätzung für das Komplementäre Gaußsche Fehlerintegral, die auch ohne Tabellen berechnet werden können.
 
*Eine obere Schranke (englisch:&nbsp; ''Upper Bound '') des Komplementären Gaußschen Fehlerintegrals lautet:
 
:$${\rm Q}_{\rm UB}(x  )=\text{Upper Bound }\big [{\rm Q}(x ) \big ] = \frac{ 1}{\sqrt{2\pi}\cdot x}\cdot {\rm e}^{- x^{2}/\hspace{0.05cm}2} > {\rm Q}(x).$$
 
*Entsprechend gilt für die untere Schranke (englisch:&nbsp; ''Lower Bound ''):
 
:$${\rm Q}_{\rm LB}(x  )=\text{Lower Bound }\big [{\rm Q}(x ) \big ] =\frac{1-1/x^2}{\sqrt{2\pi}\cdot  x}\cdot {\rm e}^{-x^ 2/\hspace{0.05cm}2}  ={\rm Q}_{\rm UB}(x  ) \cdot (1-1/x^2)< {\rm Q}(x).$$
 
 
In vielen Programmbibliotheken findet man allerdings  die Funktion&nbsp; ${\rm Q}(x )$&nbsp; nicht.
 
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===Die Funktion $1/2 \cdot {\rm erfc}(x )$===
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Die Walsh-Funktionen sind eine Gruppe von periodischen orthogonalen Funktionen. Ihr Anwendungsbereich in der digitalen Signalverarbeitung liegt vor allem in der Verwendung zur Bandspreizung bei CDMA-Systemen, beispielsweise dem Mobilfunkstandard UMTS. Aufgrund ihrer Orthogonalitätseigenschaften und der günstigen PKKF-Bedingungen stellen die Walsh-Funktionen für einen verzerrungsfreien Kanal und ein synchrones CDMA-System optimale Spreizfolgen dar.
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In fast allen Programmbibliotheken findet man dagegen die ''Komplementäre Gaußsche Fehlerfunktion'' (englisch:&nbsp; ''Complementary Gaussian Error Function'')
 
:$${\rm erfc}(x) = \frac{2}{\sqrt{\pi}}\int_{x}^{ +\infty}\hspace{-0.2cm}{\rm e}^{-u^{2}}\,{\rm d} u .$$
 
die mit&nbsp; ${\rm Q}(x)$&nbsp; wie folgt zusammenhängt: &nbsp; ${\rm Q}(x)=1/2\cdot {\rm erfc}(x/{\sqrt{2}}).$ Da bei fast allen Anwendungen diese Funktion mit dem Faktor&nbsp; $1/2$&nbsp; verwendet wird, wurde in diesem Applet genau diese Funktion realisiert:
 
:$$1/2 \cdot{\rm erfc}(x) = \frac{1}{\sqrt{\pi}}\int_{x}^{ +\infty}\hspace{-0.2cm}{\rm e}^{-u^{2}}\,{\rm d} u .$$
 
  
*Auch für diese Funktion kann wieder eine obere und eine untere Schranke angegeben werden:
 
:$$\text{Upper Bound }\big [1/2 \cdot{\rm erfc}(x)  \big ] = \frac{ 1}{\sqrt{\pi}\cdot 2x}\cdot {\rm e}^{- x^{2}} ,$$
 
:$$\text{Lower Bound }\big [1/2 \cdot{\rm erfc}(x)  \big ] = \frac{ {1-1/(2x^2)}}{\sqrt{\pi}\cdot 2x}\cdot {\rm e}^{- x^{2}} .$$
 
 
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===Wann bietet welche Funktion Vorteile?===
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Die Konstruktion der Walsh-Funktionen kann rekursiv mithilfe der Hadamard-Matrizen erfolgen. Eine Hadamard-Matrix $H_J$ der Ordnung $J$ ist eine $J\times J$-Matrix, die zeilenweise die  $\pm 1$-Gewichte der Walsh-Folgen enthält. Die Ordnungen der Hadamard-Matrizen sind dabei auf Zweierpotenzen festgelegt, d.h. es gilt $J = 2^G$ für eine natürliche Zahl $G$. Ausgehend von $H_1 = (+1)$ und
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{{GraueBox|TEXT= 
 
$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Wir betrachten die binäre Basisbandübertragung. Hier lautet die Bitfehlerwahrscheinlichkeit&nbsp; $p_{\rm B} =  {\rm Q}({s_0}/{\sigma_d})$, wobei das Nutzsignal die Werte&nbsp; $\pm s_0$&nbsp; annehmen kann und der Rauscheffektivwert&nbsp; $\sigma_d$&nbsp; ist.
 
  
Es wird vorausgesetzt, dass Tabellen zur Verfügung stehen, in denen das Argument der Gaußschen Fehlerfunktionen im Abstand&nbsp; $0.1$&nbsp; aufgelistet sind. Mit&nbsp; $s_0/\sigma_d = 4$&nbsp; erhält man für die Bitfehlerwahrscheinlichkeit gemäß der Q&ndash;Funktion:
+
\begin{equation}
:$$p_{\rm B} = {\rm Q} (4) \approx 0.317 \cdot 10^{-4}\hspace{0.05cm}.$$
+
H_2 =
Nach der zweiten Gleichung ergibt sich:
+
\left( \begin{array}{rr}
:$$p_{\rm B} = {1}/{2} \cdot {\rm erfc} ( {4}/{\sqrt{2} })= {1}/{2} \cdot {\rm erfc} ( 2.828)\approx {1}/{2} \cdot {\rm erfc} ( 2.8)= 0.375 \cdot 10^{-4}\hspace{0.05cm}.$$
+
+1 & +1\\
*Richtiger ist der erste Wert. Bei der zweiten Berechnungsart muss man runden oder &ndash; noch besser &ndash; interpolieren, was aufgrund der starken Nichtlinearität dieser Funktion sehr schwierig ist.<br>
+
+1 & -1 \\
*Bei den gegebenen Zahlenwerten ist demnach  Q&ndash;Funktion besser geeignet. Außerhalb von Übungsbeispielen wird allerdings&nbsp; $s_0/\sigma_d$&nbsp; in der Regel einen &bdquo;krummen&rdquo; Wert besitzen. In diesem Fall bietet&nbsp; ${\rm Q}(x)$&nbsp;  natürlich keinen Vorteil gegenüber&nbsp; $1/2 \cdot{\rm erfc}(x)$. }}
+
\end{array}\right)
 
+
\end{equation}
 
+
gilt der folgende Zusammenhang zur Generierung weiterer Hadamard-Matrizen:
{{GraueBox|TEXT= 
+
\begin{equation}
$\text{Beispiel 2:}$&nbsp;
+
  H_{2N} =
Mit der Energie pro Bit&nbsp;  $(E_{\rm B})$&nbsp; und der Rauschleistungsdichte&nbsp; $(N_0)$&nbsp; gilt für die Bitfehlerwahrscheinlichkeit von ''Binary Phase Shift Keying''&nbsp; (BPSK):
+
\left( \begin{array}{rr}
:$$p_{\rm B} =  {\rm Q} \left ( \sqrt{ {2 E_{\rm B} }/{N_0} }\right ) = {1}/{2} \cdot {\rm erfc} \left ( \sqrt{ {E_{\rm B} }/{N_0} }\right )  \hspace{0.05cm}.$$
+
+H_N & +H_N\\
Für die Zahlenwerte&nbsp; $E_{\rm B} = 16 \ \rm mWs$ und $N_0 = 16 \ \rm mW/Hz$&nbsp; erhält man:
+
+H_N & -H_N \\
:$$p_{\rm B} =  {\rm Q} \left (4 \cdot \sqrt{ 2} \right ) = {1}/{2} \cdot {\rm erfc} \left ( 4\right ) \hspace{0.05cm}.$$
+
\end{array}\right)
*Der erste Weg führt zum Ergebnis&nbsp; $p_{\rm B} = {\rm Q} (5.657) \approx {\rm Q} (5.7) = 0.6 \cdot 10^{-8}\hspace{0.05cm}$, während&nbsp; $1/2 \cdot{\rm erfc}(x)$&nbsp; hier den richtigeren Wert&nbsp; $p_{\rm B} \approx 0.771 \cdot 10^{-8}$&nbsp; liefert.
+
\end{equation}
*Wie im ersten Beispiel erkennt man aber auch hier: &nbsp; Die Funktionen&nbsp; ${\rm Q}(x)$&nbsp; und&nbsp; $1/2 \cdot{\rm erfc}(x)$&nbsp; sind grundsätzlich gleich gut geeignet. Vor&ndash; oder Nachteile der einen oder anderen Funktion ergeben sich nur bei konkreten Zahlenwerten.}}
 
 
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==Zur Handhabung des Applets==
 
==Zur Handhabung des Applets==

Revision as of 20:02, 26 April 2019

Open Applet in a new tab



Programmbeschreibung


Dieses Applet ermöglicht die Darstellung der Hadamard-Matrizen $H_J$ zur Konstruktion der Walsh-Funktionen $w_j$. Dabei können der Faktor $J$ der Bandspreizung sowie die Markierung der einzelnen Walsh-Funktionen (durch blaue Umrandung der Zeilen der Matrix) verändert werden.

Theoretischer Hintergrund


Die Walsh-Funktionen sind eine Gruppe von periodischen orthogonalen Funktionen. Ihr Anwendungsbereich in der digitalen Signalverarbeitung liegt vor allem in der Verwendung zur Bandspreizung bei CDMA-Systemen, beispielsweise dem Mobilfunkstandard UMTS. Aufgrund ihrer Orthogonalitätseigenschaften und der günstigen PKKF-Bedingungen stellen die Walsh-Funktionen für einen verzerrungsfreien Kanal und ein synchrones CDMA-System optimale Spreizfolgen dar.


Die Konstruktion der Walsh-Funktionen kann rekursiv mithilfe der Hadamard-Matrizen erfolgen. Eine Hadamard-Matrix $H_J$ der Ordnung $J$ ist eine $J\times J$-Matrix, die zeilenweise die $\pm 1$-Gewichte der Walsh-Folgen enthält. Die Ordnungen der Hadamard-Matrizen sind dabei auf Zweierpotenzen festgelegt, d.h. es gilt $J = 2^G$ für eine natürliche Zahl $G$. Ausgehend von $H_1 = (+1)$ und

\begin{equation} H_2 = \left( \begin{array}{rr} +1 & +1\\ +1 & -1 \\ \end{array}\right) \end{equation} gilt der folgende Zusammenhang zur Generierung weiterer Hadamard-Matrizen: \begin{equation} H_{2N} = \left( \begin{array}{rr} +H_N & +H_N\\ +H_N & -H_N \\ \end{array}\right) \end{equation}

Zur Handhabung des Applets


    (A)     Auswahl des Faktors zur Bandspreizung als Zweierpotenz von $G$

    (B)     Auswahl der jeweiligen Walsh-Funktion $w_j$


Walsh Handhabung.png


Über die Autoren

Dieses interaktive Berechnungstool wurde am  Lehrstuhl für Nachrichtentechnik  der  Technischen Universität München  konzipiert und realisiert.

  • Die erste Version wurde 2007 von  Thomas Großer  im Rahmen seiner Diplomarbeit mit „FlashMX–Actionscript” erstellt (Betreuer:  Günter Söder).
  • 2018/2019 wurde das Programm von  Marwen Ben Ammar  und  Xiaohan Liu  (Bachelorarbeit, Betreuer:  Tasnád Kernetzky ) auf „HTML5” umgesetzt und neu gestaltet.


Nochmalige Aufrufmöglichkeit des Applets in neuem Fenster


Open Applet in a new tab