Loading [MathJax]/jax/output/HTML-CSS/fonts/TeX/fontdata.js

Difference between revisions of "Digital Signal Transmission/Burst Error Channels"

From LNTwww
Line 576: Line 576:
 
== Aufgaben zum Kapitel ==
 
== Aufgaben zum Kapitel ==
 
<br>
 
<br>
[[Aufgaben:5.6:_Fehlerkorrelationsdauer|A5.6 Fehlerkorrelationsdauer]]
+
[[Aufgaben:5.6_Fehlerkorrelationsdauer|Aufgabe 5.6: Fehlerkorrelationsdauer]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:5.6Z_GE-Modelleigenschaften|Aufgabe 5.6Z: GE-Modelleigenschaften]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:5.7_McCullough-Parameter_aus_Gilbert-Elliott-Parameter|Aufgabe 5.7: McCullough-Parameter aus Gilbert-Elliott-Parameter]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:5.7Z_Aufgaben:5.7Z_Nochmals_McCullough-Modell|Aufgabe 5.7Z: Aufgaben:5.7Z_Nochmals McCullough-Modell]]
  
[[Zusatzaufgaben:5.6 GE-Modelleigenschaften]]
 
  
[[Aufgaben:5.7 MC- aus GE-Parameter|A5.7 MC- aus GE-Parameter]]
 
  
[[Zusatzaufgaben:5.7 Nochmals MC-Modell]]
 
  
 
==Quellenverzeichnis==
 
==Quellenverzeichnis==

Revision as of 15:47, 1 December 2017

Kanalmodell nach Gilbert–Elliott


Dieses auf E. N. Gilbert [Gil60][1] und E. O. Elliott [Ell63][2] zurückgehende Kanalmodell eignet sich zur Beschreibung und Simulation von digitalen Übertragungssystemen mit Bündelfehlercharakteristik.

Gilbert–Elliott–Kanalmodell

Das Gilbert–Elliott–Modell (Kurzbezeichnung: GE–Modell) lässt sich wie folgt charakterisieren:

  • Die unterschiedliche Übertragungsqualität zu unterschiedlichen Zeiten wird durch eine endliche Anzahl g von Kanalzuständen (Z1,Z2,...,Zg) ausgedrückt.
  • Die in Wirklichkeit fließenden Übergänge der Störintensität – im Extremfall von völlig fehlerfreier Übertragung bis hin zum Totalausfall – werden beim GE–Modell durch feste Wahrscheinlichkeiten in den einzelnen Kanalzuständen approximiert.
  • Die Übergänge zwischen den g Zuständen erfolgen gemäß einem Markovprozess (1. Ordnung) und werden durch g(g1) Übergangswahrscheinlichkeiten gekennzeichnet. Zusammen mit den g Fehlerwahrscheinlichkeiten in den einzelnen Zuständen gibt es somit g2 freie Modellparameter.
  • Aus Gründen der mathematischen Handhabbarkeit beschränkt man sich meist auf g=2 Zustände und bezeichnet diese mit G („GOOD”) und B („BAD”). Meist wird die Fehlerwahrscheinlichkeit im Zustand G sehr viel kleiner sein als im Zustand B.
  • Im Folgenden benutzen wir diese beiden Fehlerwahrscheinlichkeiten pG und pB, wobei pG<pB gelten soll, sowie die Übergangswahrscheinlichkeiten Pr(B|G) und Pr(G|B). Damit sind auch die beiden anderen Übergangswahrscheinlichkeiten festgelegt:
Pr(G|G)=1Pr(B|G),Pr(B|B)=1Pr(G|B).
Betrachtetes GE–Modell

Beispiel 1:  Wir betrachten das GE–Modell mit den Parametern

pG=0.01,pB=0.4,
Pr(G|B)=0.1,Pr(B|G)=0.01.

Die folgende Grafik zeigt eine dazugehörige (mögliche) Fehlerfolge der Länge N=800.

Befindet sich das GE–Modell im Zustand „BAD”, so erkennt man dies an der grauen Hinterlegung.

Beispielhafte GE–Fehlerfolge

Die Wahrscheinlichkeiten, dass sich die Markovkette im Zustand „GOOD” bzw. „BAD” befindet, lassen sich aus der vorausgesetzten Homogenität und Stationarität berechnen. Man erhält mit den obigen Zahlenwerten:

wG=Pr(imZustandG)=Pr(G|B)Pr(G|B)+Pr(B|G)=0.10.1+0.01=10/11,
wB=Pr(imZustandB)=Pr(B|G)Pr(G|B)+Pr(B|G)=0.110.1+0.01=1/11.

Damit kann auch die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit des GE–Modells ermittelt werden:

pM=wGpG+wBpB=pGPr(G|B)+pBPr(B|G)Pr(G|B)+Pr(B|G).

Insbesondere gilt für das hier beispielhaft betrachtete Modell:

pM=10/110.01+1/110.4=1/224.55%.

Zur Simulation einer GE–Fehlerfolge wird zwischen den Zuständen „GOOD” und „BAD” entsprechend den vier Übergangswahrscheinlichkeiten umgeschaltet. Beim ersten Aufruf erfolgt die Auswahl des Zustandes zweckmäßigerweise entsprechend den Wahrscheinlichkeiten wG und wB.

Zu jedem Taktzeitpunkt wird genau ein Element der Fehlerfolge eν gemäß der aktuellen Fehlerwahrscheinlichkeit (pG bzw. pB) erzeugt. Die Fehlerabstandssimulation ist hier nicht anwendbar, da ein Zustandswechsel nach jedem Symbol (und nicht nur nach einem Fehler) möglich ist.


Fehlerabstandsverteilung des GE–Modells


In [Hub82][3] finden sich die analytischen Berechnungen

  • der Wahrscheinlichkeit des Fehlerabstandes k:
Pr(a=k)=αGβk1G(1βG)+αBβk1B(1βB),
Va(k)=Pr(ak)=αGβk1G+αBβk1B.

Hierbei sind folgende Hilfsgrößen verwendet:

uGG=Pr(G|G)(1pG),uGB=Pr(B|G)(1pG),
uBB=Pr(B|B)(1pB),uBG=Pr(G|B)(1pB)
βG=uGG+uBB+(uGGuBB)2+4uGBuBG2,
βB=uGG+uBB(uGGuBB)2+4uGBuBG2.
xG=uBGβGuBB,xB=uBGβBuBB
αG=(wGpG+wBpBxG)(xB1)pM(xBxG),αB=1αG.

Die angegebenen Gleichungen sind das Ergebnis umfangreicher Matrizenoperationen.

Fehlerabstandsverteilung von GE– und BSC–Modell

Die Grafik zeigt die Fehlerabstandsverteilung (FAV) des GE–Modells (rote Kurve) in linearer und logarithmischer Darstellung für Pr(G|B)=0.1, Pr(B|G)=0.001 und pB=0.4.

Zum Vergleich ist als blaue Kurve auch der entsprechende Va(k)–Verlauf für das BSC–Modell mit der gleichen mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM=4.5% eingezeichnet.

Fehlerkorrelationsfunktion des GE–Modells


Für die Fehlerkorrelationsfunktion (FKF) ergibt sich GE–Modell mit der mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM, den Übergangswahrscheinlichkeiten Pr(B|G) und Pr(G|B) sowie den Fehlerwahrscheinlichkeiten pG und pB in den beiden Zuständen G und B nach umfangreichen Matrizenoperationen der relativ einfache Ausdruck

φe(k)=E[eνeν+k]={pMp2M+(pBpM)(pMpG)[1Pr(B|G)Pr(G|B)]kf¨urk=0,f¨urk>0.

Beim GE–Modell muss φe(k) stets nach dieser Gleichung berechnet werden. Der nur für „erneuernde Modelle” gültige iterative Berechnungsalgorithmus φe(k)=kκ=1Pr(a=κ)φe(kκ) kann hier nicht angewendet werden, da das GE–Modell nicht erneuernd ist   ⇒   Die Fehlerabstände sind hier nicht statistisch voneinander unabhängig.

Fehlerkorrelationsfunktion von „GE” (Kreise) und „BSC” (Kreuze)


In der Grafik ist ein beispielhafter FKF–Verlauf des GE–Modells mit roten Kreisen markiert eingetragen. Man erkennt aus dieser Darstellung:

  • Während beim gedächtnislosen Kanal (BSC–Modell, blaue Kurve) alle FKF–Werte φe(k0)=p2M sind, nähern sich die FKF–Werte beim Bündelfehlerkanal diesem Endwert deutlich langsamer.
  • Beim Übergang von k=0 nach k=1 tritt eine gewisse Unstetigkeit auf. Während φe(k=0)=pM ist, ergibt sich mit der für k>0 gültigen zweiten Gleichung für k=0 folgender extrapolierter Wert:
φe0=p2M+(pBpM)(pMpG).
  • Ein quantitatives Maß für die Länge der statistischen Bindungen ist die Korrelationsdauer DK, die allgemein als die Breite eines flächengleichen Rechtecks mit der Höhe φe0p2M definiert ist:
DK=1φe0p2Mk=1[φe(k)p2M].

Fazit:  Beim Gilbert–Elliott–Modell erhält man hierfür den einfachen, analytisch angebbaren Ausdruck

DK=1Pr(G|B)+Pr(B|G)1.
  • DK ist umso größer, je kleiner Pr(B|G) und Pr(G|B) sind, also Zustandswechsel selten auftreten.
  • Für das BSC–Modell   ⇒   pB=pG=pM   ⇒   DK=0 ist die Gleichung nicht anwendbar.


Kanalmodell nach McCullough


Der wesentliche Nachteil des GE–Modells ist, dass damit eine Fehlerabstandssimulation nicht möglich ist. Wie in der Aufgabe 5.5 herausgearbeitet wird, hat diese gegenüber der symbolweisen Generierung der Fehlerfolge eν große Vorteile hinsichtlich Rechengeschwindigkeit und Speicherbedarf.

McCullough [McC68][4] hat das drei Jahre zuvor von Gilbert und Elliott entwickelte Modell dahingehend modifiziert, dass eine Fehlerabstandssimulation in den beiden Zustände „GOOD” und „BAD” jeweils für sich anwendbar ist. Die Grafik zeigt unten das Modell von McCullough, im Folgenden als MC–Modell bezeichnet, während oben das GE–Modell nach Umbenennung der Übergangswahrscheinlichkeiten   ⇒   Pr(B|G)p(G|B), Pr(B|G)p(G|B), usw. dargestellt ist.

[[File:P ID1840 Dig T 5 3 S4a version1.png|center|frame|Kanalmodelle nach Gilbert–Elliott (oben) und McCullough (unten)|class=fit]

Zwischen den beiden Modellen bestehen viele Gemeinsamkeiten und einige wenige Unterschiede:

  • Das McCullough–Kanalmodell beruht wie das Gilbert–Elliott–Modell auf einem Markovprozess erster Ordnung mit den beiden Zuständen „GOOD” (G) und „BAD” (B). Hinsichtlich der Modellstruktur ist kein Unterschied feststellbar.
  • Der wesentliche Unterschied zum GE–Modell besteht darin, dass ein Zustandswechsel zwischen „GOOD” und „BAD” jeweils nur nach einem Fehler – also einer 1 in der Fehlerfolge – möglich ist. Dies ermöglicht eine Fehlerabstandssimulation.
  • Die vier frei wählbaren GE–Parameter pG, pB, p(B|G) und p(G|B) können – wie auf der nächsten Seite gezeigt – so in die MC–Parameter qG, qB, q(B|G) und q(G|B)umgerechnet werden, dass eine in ihren statistischen Eigenschaften gleiche Fehlerfolge wie beim GE–Modell erzeugt wird.
  • Beispielsweise bezeichnet q(B|G) die Übergangswahrscheinlichkeit von dem Zustand „GOOD” in den Zustand „BAD” unter der Voraussetzung, dass im Zustand „GOOD” gerade ein Fehler aufgetreten ist. Der GE–Parameter p(B|G) kennzeichnet diese Übergangswahrscheinlichkeit ohne Zusatzbedingung.


Beispiel 2:  Die Abbildung zeigt oben eine beispielhafte Fehlerfolge des GE–Modells mit den Parametern pG=0.01, pB=0.4, p(B|G)=0.01 und p(G|B)=0.1. Man erkennt, dass ein Zustandswechsel von „GOOD” (ohne Hinterlegung) nach „BAD” (graue Hinterlegung) und umgekehrt zu jedem Zeitpunkt ν möglich ist – also auch dann, wenn eν=0 ist.

Fehlerfolge des GE–Modells (oben) und des MC–Modells (unten)


Fazit:  Die Zusammenhänge zwischen den beiden Modellen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Bei der unten dargestellten Fehlerfolge des McCullough–Modells ist im Gegensatz zur oberen Folge ein Zustandswechsel zum Zeitpunkt ν nur bei eν=1 möglich.
  • Dies hat den Vorteil, dass man bei einer Fehlerfolgensimulation die Fehler nicht „step–by–step” generieren muss, sondern die schnellere Fehlerabstandssimulation nutzen kann   ⇒   siehe Aufgabe 5.5.
  • Die Parameter des GE–Modells können derart in entsprechende MC–Parameter umgerechnet werden, dass beide Modellen äquivalent sind   ⇒   siehe nächste Seite.
  • Das bedeutet, dass die MC–Fehlerfolge exakt gleiche statistische Eigenschaften besitzt wie die GE–Fehlerfolge. Es bedeutet aber nicht, dass die beiden Fehlerfolgen identisch sind.



Umrechnung der GE–Parameter in die MC–Parameter


Die Parameter des äquivalenten MC–Modells sind aus den GE–Parametern wie folgt berechenbar:

qG=1βG,qB=1βB.
q(B|G)=αB[Pr(B|G)+Pr(G|B)]αGqB+αBqG,q(G|B)=αGαBq(B|G).

Hierbei sind wieder die folgenden Hilfsgrößen verwendet:

uGG=Pr(G|G)(1pG),uGB=Pr(B|G)(1pG),
uBB=Pr(B|B)(1pB),uBG=Pr(G|B)(1pB)
βG=uGG+uBB+(uGGuBB)2+4uGBuBG2,
βB=uGG+uBB(uGGuBB)2+4uGBuBG2.

xG=uBGβGuBB,xB=uBGβBuBB

αG=(wGpG+wBpBxG)(xB1)pM(xBxG),αB=1αG.

Beispiel 3:  Wie im Beispiel 2 gelte für die GE–Parameter:

pG=0.01, pB=0.4, p(B|G)=0.01, p(G|B)=0.1.

Bei Anwendung obiger Gleichungen erhält man dann für die äquivalenten MC–Parameter:

qG=0.0186, qB=0.4613, q(B|G)=0.3602, q(G|B)=0.2240.
  • Vergleicht man im Beispiel 2 die rote Fehlerfolge (GE, Zustandswechsel ist immer möglich) mit der blauen Folge (äquivalentes MC, Zustandswechsel nur bei eν=1), so erkennt gravierende Unterschiede.
  • Aber die blaue Fehlerfolge des äquivalenten McCullough-Modells besitzt exakt gleiche statistische Eigenschaften wie die rote Fehlerfolge des Gilbert–Elliott–Modells.

Die Umrechnung der GE– in die MC–Parameter wird in der Aufgabe 5.7 an einem einfachen Beispiel verdeutlicht. In der Aufgabe 5.7Z wird weiter gezeigt, wie die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit, die Fehlerabstandsverteilung, die Fehlerkorrelationsfunktion und die Korrelationsdauer des MC–Modells direkt aus den q–Parametern ermittelt werden können.

Bündelfehlerkanalmodell nach Wilhelm


Dieses Modell geht auf Claus Wilhelm zurück und wurde ab Mitte der 1960er Jahre aus empirischen Messungen zeitlicher Folgen von Bitfehlern entwickelt. Es beruht auf Tausenden von Messstunden in Übertragungskanälen ab 200 bit/s mit analogem Modem bis hin zu 2.048 Mbit/s über ISDN. Ebenso wurden Seefunkkanäle bis zu 7500 Kilometern im Kurzwellenbereich vermessen.

Beispielhafte Funktionsverläufe pB(n)

Aufgezeichnet wurden Blöcke der Länge n. Daraus wurde die jeweilige Blockfehlerrate hB(n) ermittelt. Ein Blockfehler liegt bereits dann vor, wenn auch nur eines der n Symbole verfälscht wurde. Wohl wissend, dass die Blockfehlerrate hB(n) nur für n exakt mit der Blockfehlerwahrscheinlichkeit pB übereinstimmt, setzen wir bei der folgenden Beschreibung pB(n)hB(n).

Bei einer Vielzahl von Messungen wurde immer wieder die Tatsache bestätigt, dass der Verlauf pB(n) in doppelt–logarithmischer Darstellung im unteren Bereich lineare Anstiege aufweisen (siehe Grafik). Es gilt also für nn:

lgpB(n)=lgpS+αlgnpB(n)=pSnα.

Hierbei bezeichnet pS=pB(n=1) die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit und die empirisch gefundenen Werte von α liegen zwischen 0.5 und 0.95. Für 1α wird auch die Bezeichnung Bündelungsfaktor verwendet.

Beispiel 4:  Für das BSC–Modell gilt für den Verlauf der Blockfehlerwahrscheinlichkeit:

pB(n)=1(1pS)nnpS.

Daraus folgt α=1 bzw. der Bündelungsfaktor 1α=0. In diesem Fall (und nur in diesem) ergibt sich auch bei nicht–logarithmischer Darstellung ein linearer Verlauf.

Es ist aber zu beachten, dass obige Näherung nur für pS1 und nicht allzu großes n zulässig ist, da sonst die Näherung (1pS)n1npS nicht anwendbar ist. Das heißt aber auch, dass die oben angegebene Gleichung auch nur für einen unteren Bereich (für n<n) gilt. Ansonsten würde sich für n eine unendlich große Blockfehlerwahrscheinlichkeit ergeben.


Definition:  Für die aus Messungen empirisch bestimmte Funktion pB(n) muss nun die [[[Digitalsignalübertragung/Beschreibungsgrößen_digitaler_Kanalmodelle#Fehlerabstandsverteilung|Fehlerabstandsverteilung]] gefunden werden, aus der der Verlauf für n>n extrapoliert werden kann und der die Nebenbedingung

lim

erfüllt. Wir bezeichnen diesen Ansatz als das Wilhelm–Modell. Da das Gedächtnis nur bis zum letzten Symbolfehler reicht, wird dieses Modell erneuernd sein (englisch: Renewal Model).


Fehlerabstandsbetrachtung zum Wilhelm–Modell


Fehlerfolge und Fehlerabstandsfolge

Wir betrachten nun die Fehlerabstände. Eine Fehlerfolge \langle e_\nu \rangle kann in äquivalenter Weise durch die Fehlerabstandsfolge \langle a_{\nu\hspace{0.03cm}'} \rangle dargestellt werden, wie in der folgenden Grafik gezeigt. Man erkennt:

  • Die Fehlerfolge \text{...}\rm 1001\text{...} wird durch den Fehlerabstand a= 3 ausgedrückt.
  • Entsprechend bezeichnet der Fehlerabstand a= 1 die Fehlerfolge \text{...}\rm 11\text{...} .
  • Die verschiedenen Indizes \nu und \nu\hspace{0.03cm}' berücksichtigen, dass die beiden Folgen nicht synchron laufen.

Mit den Wahrscheinlichkeiten p_a(k) = {\rm Pr}(a= k) für die einzelnen Fehlerabstände k und der mittleren (Symbol–)Fehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} gelten folgende Definitionen für

  • die Fehlerabstandsverteilung (FAV):
V_a(k) = {\rm Pr}(a \ge k)= \sum_{\kappa = k}^{\infty}p_a(\kappa) \hspace{0.05cm},
  • den mittleren Fehlerabstand {\rm E}[a]:
V_a(k) = {\rm E}[a] = \sum_{k = 1}^{\infty} k \cdot p_a(k) = {1}/{p_{\rm S}}\hspace{0.05cm}.

\text{Beispiel 5:}  Wir betrachten nun einen Block mit n Bit, beginnend bei der Bitposition \nu + 1. Ein Blockfehler tritt immer dann auf, wenn ein Bit an den Positionen \nu + 1, ... , \nu + n verfälscht ist.

Zur Herleitung des Wilhelm–Modells

Die Verfälschungswahrscheinlichkeiten werden in der Grafik durch die Fehlerabstandsverteilung {V_a}'(k) ausgedrückt. Irgendwo vor dem Block der Länge n = 3 befindet sich der letzte Fehler, aber mindestens im Abstand k vom ersten Fehler im Block entfernt. Also ist der Abstand gleich oder größer als k, was genau der Wahrscheinlichkeit {V_a}'(k) entspricht.

Hinweis. Das Hochkomma soll anzeigen, dass wir später noch eine Korrektur vornehmen müssen, um von der empirisch gefundenen FAV zur richtigen Funktion {V_a}(k) zu kommen.



Für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm B}(n) haben wir nun verschiedene Gleichungen.

  • Eine erste Gleichung stellt den Zusammenhang zwischen p_{\rm B}(n) und der (approximativen) Fehlerabstandsverteilung {V_a}'(k) her:
(1)\hspace{0.2cm} p_{\rm B}(n) = p_{\rm S} \cdot \sum_{k = 1}^{n} V_a\hspace{0.05cm}'(k) \hspace{0.05cm},
  • Eine zweite Gleichung lieferte unsere empirische Untersuchung zu Beginn dieses Abschnitts:
(2)\hspace{0.2cm} p_{\rm B}(n) = p_{\rm S} \cdot n^{\alpha}
  • Die dritte Gleichung ergibt sich aus Gleichsetzen von (1) und (2):
(3)\hspace{0.2cm} \sum_{k = 1}^{n} V_a\hspace{0.05cm}'(k) = n^{\alpha} \hspace{0.05cm}.

Durch sukzessives Einsetzen von n = 1, 2, 3, ... in diese Gleichung erhalten wir mit {V_a}'(k = 1) = 1:

V_a\hspace{0.05cm}'(1) = 1^{\alpha} \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm} V_a\hspace{0.05cm}'(1) + V_a\hspace{0.05cm}'(2) =2^{\alpha} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.8cm}V_a\hspace{0.05cm}'(1) + V_a\hspace{0.05cm}'(2) + V_a\hspace{0.05cm}'(3) = 3^{\alpha} \hspace{0.35cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} V_a\hspace{0.05cm}'(k) = k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha} \hspace{0.05cm}.

Die aus empirischen Daten gewonnenen Koeffizienten {V_a}'(k) erfüllen jedoch nicht notwendigerweise die Normierungsbedingung. Um den Sachverhalt zu korrigieren, verwendet Wilhelm folgenden Ansatz:

V_a\hspace{0.05cm}(k) = V_a\hspace{0.05cm}'(k) \cdot {\rm e}^{- \beta \cdot (k-1)}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} V_a\hspace{0.05cm}(k) = [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha} ] \cdot {\rm e}^{- \beta \cdot (k-1)}\hspace{0.05cm}.

Wilhelm bezeichnet diese Darstellung als L–Modell, siehe [Wil11][5]. Die Konstante \beta ist in Abhängigkeit

  • der Symbolfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S}, und
  • des empirisch gefundenen Exponenten \alpha   ⇒   Bündelungsfaktor 1- \alpha


so zu bestimmen, dass die Blockfehlerwahrscheinlichkeit bei unendlich großer Blocklänge gleich 1 wird:

\lim_{n \hspace{0.05cm} \rightarrow \hspace{0.05cm} \infty} p_B(n) = p_{\rm S} \cdot \sum_{k = 1}^{n} V_a\hspace{0.05cm}(k) = p_{\rm S} \cdot \sum_{k = 1}^{n} [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha} ] \cdot {\rm e}^{- \beta \cdot (k-1)} =1 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \sum_{k = 1}^{\infty} [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha} ] \cdot {\rm e}^{- \beta \cdot (k-1)} = {1}/{p_{\rm S}} \hspace{0.05cm}.

Um \beta zu bestimmen, wird die erzeugende Funktion von {V_a}(k) verwendet, die wir mit {V_a}(z) benennen:

V_a\hspace{0.05cm}(z) = \sum_{k = 1}^{\infty}V_a\hspace{0.05cm}(k) \cdot z^k = \sum_{k = 1}^{n} [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha} ] \cdot {\rm e}^{- \beta \cdot (k-1)} \cdot z^k \hspace{0.05cm}.

In [Wil11][5] wird näherungsweise hergeleitet:   V_a\hspace{0.05cm}(z) = 1/{\left (1- {\rm e}^{- \beta }\cdot z \right )^\alpha} \hspace{0.05cm}. Aus der Gleichung für den mittleren Fehlerabstand folgt:

{\rm E}[a] = \sum_{k = 1}^{\infty} k \cdot p_a(k) = \sum_{k = 1}^{\infty} V_a(k) = \sum_{k = 1}^{\infty} V_a(k) \cdot 1^k = V_a(z=1) = 1/p_{\rm S}
\Rightarrow \hspace{0.3cm}{p_{\rm S}} = \left [V_a(z=1)\right]^{-1}= \left [1- {\rm e}^{- \beta }\cdot 1\right]^{\alpha}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm e}^{- \beta } =1 - {p_{\rm S}}^{1/\alpha}\hspace{0.05cm}.

Numerischer Vergleich von BSC–Modell und Wilhelm–Modell


\text{Fazit:}  Fassen wir dieses Zwischenergebnis zusammen. Das L–Modell nach Wilhelm beschreibt die Fehlerabstandsverteilung in der Form

V_a\hspace{0.05cm}(k) = \left [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha}\right ] \cdot \left [ 1 - {p_{\rm S}^{1/\alpha} }\right ]^{k-1} \hspace{0.05cm}.


Dieses Modell soll nun anhand beispielhafter numerischer Ergebnisse erläutert werden.

\text{Beispiel 6:}  Wir gehen zunächst vom BSC–Modell aus. Die Verfälschungswahrscheinlichkeit setzen wir aus Darstellungsgründen sehr hoch auf p_{\rm S} = 0.2. In der zweiten Zeile der nachfolgenden Tabelle ist dessen Fehlerabstandsverteilung {V_a}(k) = {\rm Pr}(a \ge k) für k \le10 eingetragen.

Kenngrößen des BSC–Modells für pS = 0.2

Das Wilhelm–Modell mit p_{\rm S} = 0.2 und \alpha = 1 weist genau die gleiche Fehlerabstandsverteilung {V_a}(k) wie das entsprechende BSC–Modell auf. Dies zeigt auch die Rechnung. Mit \alpha = 1 erhält man aus der Gleichung auf der letzten Seite:

V_a\hspace{0.05cm}(k) = \left [k^{\alpha}-(k-1)^{\alpha}\right ] \cdot \left [ 1 - {p_{\rm S}^{1/\alpha} }\right ]^{k-1} = (1 - p_{\rm S} )^{k-1} \hspace{0.05cm}.

Damit besitzen beide Modelle entsprechend den Zeilen 3 und 4 auch

  • gleiche Wahrscheinlichkeiten {\rm Pr}(a = k)= {V_a}(k-1) - {V_a}(k)der Fehlerabstände,
  • gleiche Blockfehlerwahrscheinlichkeiten p_{\rm B}(n).

Im Hinblick auf das folgende \rm Beispiel 7 mit \alpha \ne 1 ist nochmals besonders zu erwähnen:

  • Die Blockfehlerwahrscheinlichkeiten p_{\rm B}(n) des Wilhelm–Modells ergeben sich grundsätzlich aus der Fehlerabstandsverteilung {V_a}(k) entsprechend der Gleichung
p_{\rm B}(n) = p_{\rm S} \cdot \sum_{k = 1}^{n} V_a\hspace{0.05cm}(k) \hspace{0.15cm}\Rightarrow \hspace{0.15cm} p_{\rm B}( 1) = 0.2 \cdot 1 = 0.2 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm}p_{\rm B}(2) = 0.2 \cdot (1+0.8) = 0.36 \hspace{0.05cm}.
  • Im Sonderfall \alpha \ne 1   ⇒   BSC–Modell (und nur in diesem) kann p_{\rm B}(n) auch durch Summation über die Fehlerabstandswahrscheinlichkeiten {\rm Pr}(a=k) ermittelt werden:
p_{\rm B}(n) = p_{\rm S} \cdot \sum_{k = 1}^{n} {\rm Pr}(a=k) \hspace{0.15cm}\Rightarrow \hspace{0.15cm} p_{\rm B}( 1) = 0.2 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm}p_{\rm B}(2) = 0.2+ 0.16 = 0.36 \hspace{0.05cm}.


\text{Beispiel 7:}  Betrachten wir nun einen Kanal mit Bündelfehlercharakteristik. Die Grafik zeigt als grüne Kreise die Ergebnisse für das Wilhelm–L–Modell mit \alpha = 0.7. Die rote Vergleichskurve gilt für \alpha = 1 (bzw. für den BSC–Kanal) bei gleicher mittlerer Symbolfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} = 0.2. Unten rechts sind einige interessante Zahlenwerte angegeben.

Ergebnisse des Wilhelm–L–Modells mit α = 0.7 und pS = 0.2

Man erkennt aus diesen Darstellungen:

  • Der Verlauf der Blockfehlerfehlerwahrscheinlichkeit beginnt jeweils mit p_{\rm B}(n = 1) = p_{\rm S} = 0.2, sowohl bei statistisch unabhängigen Fehlern (BSC) als auch bei Bündelfehlern (Wilhelm).
  • Beim Bündelfehlerkanal ist {\rm Pr}(a=1)= 0.438 deutlich größer als beim vergleichbaren BSC   ⇒   {\rm Pr}(a=1)= 0.2. Zudem erkennt man einen abgeknickten Verlauf im unteren Bereich.
  • Der mittlere Fehlerabstand {\rm E}[a] = 1/p_{\rm S} = 5 ist aber bei gleicher Symbolfehlerwahrscheinlichkeit ebenfalls identisch. Der große Ausreiser bei k=1 wird durch kleinere Wahrscheinlichkeiten für k=2, k=3 und k=4 ausgeglichen, sowie durch die Tatsache, dass für große k die grünen Kreise – wenn auch nur minimal – oberhalb der roten Vergleichskurve liegen.
  • Das wichtigste Ergebnis ist aber, dass die Blockfehlerfehlerwahrscheinlichkeit n > 1 beim Bündelfehlerkanal kleiner ist als beim vergleichbaren BSC–Modell, zum Beispiel:   p_{\rm B}(n = 1) = 20) = 0.859.



Fehlerabstandsbetrachtung nach dem Wilhelm–A–Modell


Bevor wir dieses interessante Ergebnis interpretieren, beschreiben wie zunächst die endgültige Variante des Kanalmodells nach Wilhelm. Wir nennen es das Wilhelm–A–Modell.}}

Wilhelm hat aus der oben angegebenen erzeugenden Funktion V_a(z) eine weitere Näherung entwickelt, die er als das „A–Modell” bezeichnet. Die Näherung basiert auf einer Taylorreihenentwicklung.

\text{Definition:}  Das A–Modell nach Wilhelm beschreibt die angenäherte Fehlerabstandsverteilung in der Form

V_a\hspace{0.05cm}(k) = \frac {1 \cdot \alpha \cdot (1+\alpha) \cdot \hspace{0.05cm} ... \hspace{0.05cm}\cdot (k-2+\alpha) }{(k-1)\hspace{0.05cm}!}\cdot \left [ 1 - {p_{\rm S}^{1/\alpha} }\right ]^{k-1} \hspace{0.05cm}.

Insbesondere ergibt sich V_a(k = 1) = 1 und V_a(k = 2)= \alpha \cdot (1 - p_{\rm S}^{1/\alpha}). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Zähler des Vorfaktors aus k Faktoren besteht. Für k = 1 ergibt sich dieser Vorfaktor demzufolge zu 1.


Nun vergleichen wir die Unterschiede der beiden Wilhelm–Modelle (L bzw. A) hinsichtlich resultierender Blockfehlerwahrscheinlichkeit.

Ergebnisse des Wilhelm–Modells für pS = 0.2 und einige α

\text{Beispiel 7:}  Nebenstehende Grafik zeigt den Verlauf der Blockfehlerwahrscheinlichkeiten p_{\rm B}(n) für drei verschiedene \alpha–Werte, erkennbar an den Farben

  • Rot:   \alpha = 1   ⇒   BSC–Modell,
  • Blau:  \alpha = 0.95  ⇒   schwache Bündelung,
  • Grün:  \alpha = 0.7   ⇒   starke Bündelung.

Die durchgezogenen gelten für Linien das A–Modell und die gestrichelten für das L–Modell. Die im Bild angegebenen Zahlenwerte für p_{\rm B}(n = 100) beziehen sich ebenfalls auf das A–Modell.

Für \alpha = 1 geht sowohl das A–Modell als auch das L–Modell in das BSC–Modell (rote Kurve) über. Desweiteren ist anzumerken:

  • Die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} = 0.01   ⇒   {\rm E}[a] = 100 ist hier (einigermaßen) realistisch angenommen. Alle Kurven starten so bei p_{\rm B}(n=1) = 0.01   ⇒   gelber Punkt.
  • Der Unterschied zwischen zwei gleichfarbigen Kurven ist gering (bei starker Bündelung etwas größer), wobei die durchgezogene Kurve stets oberhalb der gestrichelten Kurve liegt.
  • Auch dieses Beispiel zeigt: Je stärker die Bündelung (kleineres \alpha), desto kleiner ist die Blockfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm B}(n). Dies gilt allerdings nur, wenn man wie hier von einer konstanten Symbolfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} ausgeht.
  • Ein (dürftiger) Erklärungsversuch: Nehmen wir an, dass bei BSC mit sehr kleinem p_{\rm S} jeder Blockfehler von genau einem Symbolfehler herrührt, dann gibt es bei gleicher Symbolfehleranzahl weniger Blockfehler, wenn zwei Symbolfehler in einen Block fallen (Bündelung).
  • Noch ein (passendes?) Beispiel aus dem täglichen Leben. Man kann eine Straße bei konstantem Verkehrsaufkommen leichter überqueren, wenn die Fahrzeuge „irgendwie gebündelt” kommen.


Fehlerkorrelationsfunktion des Wilhelm–A–Modells


Eine weitere Beschreibungsform der digitalen Kanalmodelle ist neben der Fehlerabstandsverteilung V_a(k) die Fehlerkorrelationsfunktion \varphi_{e}(k) – abgekürzt FKF. Geht man von der binären Fehlerfolge \langle e_\nu \rangle mit e_\nu \in \{0, 1\} aus, wobei

  • e_\nu = 0 eine richtige Übertragung, und
  • e_\nu = 1 einen Symbolfehler (Bitfehler) hinsichtlich des \nu–ten Bits bezeichnet, so gilt folgende Definition:
\varphi_{e}(k) = {\rm E}[e_{\nu} \cdot e_{\nu + k}] = \overline{e_{\nu} \cdot e_{\nu + k}}\hspace{0.05cm}.

\varphi_{e}(k) gibt die (zeitdiskrete) Autokorrelationsfunktion der ebenfalls zeitdiskreten Zufallsgröße e an. Die überstreichende Linie in der rechten Gleichung kennzeichnet die Zeitmittelung.

Der Fehlerkorrelationswert \varphi_{e}(k) liefert statistische Aussagen bezüglich zwei um k auseinander liegende Folgenelemente, zum Beispiel über e_{\nu} und e_{\nu +k}. Die dazwischen liegenden Elemente e_{\nu +1}, ... , e_{\nu +k-1} beeinflussen den \varphi_{e}(k)–Wert nicht.

\text{Ohne Beweis:}  Die Fehlerkorrelationsfunktion des Wilhelm–A–Modells kann wie folgt angenähert werden:

\varphi_e\hspace{0.05cm}(k) = p_{\rm S} \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} \left [ 1 \hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm} \frac{\alpha}{1\hspace{0.03cm}!} \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} C \hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm} \frac{\alpha \cdot (1\hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm} \alpha)}{2\hspace{0.03cm}!} \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} C^2 \hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm} \hspace{0.03cm} ... \hspace{0.03cm}\hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm} \frac {\alpha \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} (1\hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm}\alpha) \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} \hspace{0.03cm} ... \hspace{0.03cm} \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} (k\hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm}1\hspace{-0.03cm}-\hspace{-0.03cm}\alpha) }{k\hspace{0.03cm}!} \hspace{-0.03cm}\cdot \hspace{-0.03cm} C^k \right ]

Zur Abkürzung ist hierbei C = (1-p_{\rm S})^{1/\alpha} verwendet. Auf die Herleitung wird hier verzichtet.


Nachfolgend werden die Eigenschaften der Fehlerkorrelationsfunktion an einem Beispiel aufgezeigt.

Fehlerkorrelationsfunktionen des Wilhelm–Modells

\text{Beispiel 8:}  Wie im Beispiel 7 gelte p_{\rm S} = 0.01 und die hier dargestellten Fehlerkorrelationsfunktionen stehen wieder für

  • Grün:  \alpha = 0.7   ⇒   starke Bündelung.
  • Blau:  \alpha = 0.95  ⇒   schwache Bündelung,
  • Rot:   \alpha = 1   ⇒   BSC–Modell,


Die folgenden Aussagen lassen sich weitgehend verallgemeinern, siehe auch GE–Modell:

  • Der FKF-Wert an der Stelle k = 0 ist bei allen Kanälen gleich p_{\rm S} = 10^{-2} (markiert durch den Kreis mit grauer Füllung) und der Grenzwert für k \to \infty liegt stets bei p_{\rm S}^2 = 10^{-4}.
  • Dieser Endwert wird beim BSC–Modell bereits bei k = 1 erreicht (rot gefüllte Markierung). Hier kann die FKF also nur die beiden Werte p_{\rm S} und p_{\rm S}^2 annehmen.
  • Auch für für \alpha \ne 1 (blaue und grüne Kurve) erkennt man einen Knick bei k = 1. Danach verläuft die FKF monoton fallend. Der Abfall ist umso langsamer, je kleiner \alpha ist, also je gebündelter die Fehler auftreten.


Analyse von Fehlerstrukturen mit dem Wilhelm–A–Modell


Wilhelm hat sein Kanalmodell hauptsächlich deshalb entwickelt, um aus gemessenen Fehlerfolgen Rückschlüsse über die dabei auftretenden Fehler machen zu können. Aus der Vielzahl der Analysen in [Wil11][5] sollen hier nur einige wenige angeführt werden, wobei stets die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} = 10^{-3} zugrunde liegt. In den Grafiken gilt jeweils die rote Kurve für statistisch unabhängige Fehler (BSC bzw. \alpha = 1) und die grüne Kurve für einen Bündelfehlerkanal mit \alpha = 0.7. Zudem soll gelten:

\text{Definition:}  Ein Fehlerburst (oder kurz Burst) beginnt stets mit einem Symbolfehler und endet, wenn k_{\rm Burst}- 1 fehlerfreie Symbole aufeinanderfolgen.

  • k_{\rm Burst} bezeichnet den Burst–Endeparameter.
  • Das Burstgewicht G_{\rm Burst} entspricht der Anzahl aller Symbolfehler im Burst.
  • Bei einem Einzelfehler gilt G_{\rm Burst}= 1 und die Burstlänge (bestimmt durch den ersten und letzten Fehler) ist ebenfalls L_{\rm Burst}= 1.


Einzelfehlerwahrscheinlichkeit in einem Block der Länge n

\text{Beispiel 9:}\ \text{Wahrscheinlichkeit }p_1\text{ eines Einzelfehlers in einer Probe der Länge} \ n

Für den BSC–Kanal (\alpha = 1) gilt p_1 = n \cdot 0.001 \cdot 0.999^{n-1}  & #8658;   rote Kurve. Aufgrund der doppel–logarithmischen Darstellung ergibt sich mit diesen Zahlenwerten ein (nahezu) linearer Verlauf. Beim BSC–Modell treten also Einzelfehler in einer Probe der Länge n = 100 mit etwa 9\% Wahrscheinlichkeit auf.

Beim Bündelfehlerkanal mit \alpha = 0.7 (grüne Kurve) beträgt die entsprechende Wahrscheinlichkeit nur etwa 0.7\% und der Kurvenverlauf ist hier leicht gekrümmt. Bei der folgenden Rechnung gehen wir zunächst von der Annahme aus, dass der Einzelfehler in der Probe der Länge n an der Position b auftritt:

  • Bei einem Einzelfehler müssen dann noch n-b fehlerfreie Symbole folgen. Nach Mittelung über die möglichen Fehlerpositionen b erhält man somit:
p_1 = p_{\rm S} \cdot \sum_{b = 1}^{n} \hspace{0.15cm}V_a (b) \cdot V_a (n+1-b) \hspace{0.05cm}.
  • Wegen der Ähnlichkeit mit der Signaldarstellung eines Digitalen Filters kann man die Summe als Faltung von V_a(b) mit sich selbst bezeichnen. Für die erzeugende Funktion V_a(z) wird aus der Faltung ein Produkt (bzw. wegen V_a(b) \star V_a(b) das Quadrat) und man erhält folgende Gleichung:
V_a(z=1) \cdot V_a(z=1) = \left [ V_a(z=1) \right ]^2 = {\left [ 1 -(1- {p_{\rm S} }^{1/\alpha})\right ]^{-2\alpha} } \hspace{0.05cm}.
p_1 = p_{\rm S} \cdot \frac{2\alpha \cdot (2\alpha+1) \cdot \hspace{0.05cm} \text{... } \hspace{0.05cm} \cdot (2\alpha+n-2)} {(n-1)!}\cdot (1- {p_{\rm S} }^{1/\alpha})^{n-1} \hspace{0.05cm}.



Mittlere Fehleranzahl im Burst der Länge k

\text{Beispiel 10:}\ \text{Mittlere Fehleranzahl } {\rm E}[G_{\rm Burst}] \text{ in einem Burst mit Endeparameter }k_{\rm Burst}

Die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit sei weiterhin p_{\rm S} = 10^{-3}, also (relativ) klein.

(1)   Rote Kurve für den BSC–Kanal (bzw. \alpha = 1):

  • Der Parameter k_{\rm Burst}= 10 bedeutet beispielsweise, dass der Burst beendet ist, wenn nach einem Fehler neun fehlerfreie Symbole aufeinanderfolgenden. Die Wahrscheinlichkeit für einen Fehlerabstand a \le 9 ist bei kleinem p_{\rm S} (hier: 10{-3}) äußerst klein. Daraus folgt weiter, dass dann (fast) jeder Einzelfehler als ein „Burst” aufgefasst wird, und es gilt {\rm E}[G_{\rm Burst}] \approx 1.01 .
  • Bei größerem Burst–Endeparameter k_{\rm Burst} nimmt auch die Wahrscheinlichkeit {\rm Pr}(a \le k_{\rm Burst}) deutlich zu und es kommt zu „Bursts” mit mehr als einem Fehler. Wählt man beispielsweise k_{\rm Burst}= 100, so beinhaltet ein „Burst” im Mittel 1.1 Symbolfehler.
  • Das bedeutet gleichzeitig, dass es auch beim BSC–Modell zu langen Fehlerbursts (entsprechend unserer Definition) kommen kann, wenn bei gegebenem p_{\rm S} der Burst–Endeparameter zu groß gewählt ist oder bei vorgegebenem k_{\rm Burst} die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} zu groß ist.

(2)   Grüne Kurve für den Wilhelm–Kanal mit \alpha = 0.7: Das hier angegebene Verfahren zur numerischen Bestimmung der mittleren Fehleranzahl {\rm E}[G_{\rm Burst}] eines Bursts kann unabhängig vom \alpha–Wert angewendet werden. Man geht wie folgt vor:

  • Entsprechend den Fehlerabstandswahrscheinlichkeiten {\rm Pr}(a=k) generiert man eine Fehlerfolge e_1, e_2, ... , e_i, ... mit den Fehlerabständen a_1, a_2, ... , a_i, ...
  • Ist ein Fehlerabstand a_i \ge k_{\rm Burst}, so kennzeichnet dieser das Ende eines Bursts. Ein solches Ereignis tritt mit der Wahrscheinlichkeit {\rm Pr}(a \ge k_{\rm Burst}) = V_a(k_{\rm Burst} ) ein.
  • Wir zählen solche Ereignisse „a_i \ge k_{\rm Burst}” im gesamten Block der Länge n. Deren Anzahl ist gleichzeitig die Anzahl der Bursts im Block. Wir bezeichnen diese Anzahl mit N_{\rm Burst}.
  • Gleichzeitig gilt die Beziehung N_{\rm Burst} = N_{\rm Fehler} \cdot V_a(k_{\rm Burst} ) , wobei N_{\rm Fehler} die Anzahl aller Fehler im Block angibt. Daraus lässt sich die mittlere Fehlerzahl pro Burst in einfacher Weise berechnen:
{\rm E}[G_{\rm Burst}] =\frac {N_{\rm Fehler} }{N_{\rm Burst} } =\frac {1}{V_a(k_{\rm Burst})}\hspace{0.05cm}.

Die Marker in der Grafik korrespondieren mit folgenden Zahlenwerten der Fehlerabstandsverteilung.

  • Die grünen Kreise (Wilhelm–Kanal, \alpha = 0.7) ergeben sich aus V_a(10) = 0.394 und V_a(100) = 0.193.
  • Die roten Kreise (BSC–Kanal, \alpha = 1) sind die Kehrwerte von V_a(10) = 0.991 und V_a(100) = 0906.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 5.6: Fehlerkorrelationsdauer

Aufgabe 5.6Z: GE-Modelleigenschaften

Aufgabe 5.7: McCullough-Parameter aus Gilbert-Elliott-Parameter

Aufgabe 5.7Z: Aufgaben:5.7Z_Nochmals McCullough-Modell



Quellenverzeichnis

  1. Gilbert, E. N.: Capacity of Burst–Noise Channel. In: Bell Syst. Techn. J. Vol. 39, 1960, pp. 1253–1266.
  2. Elliott, E.O.: Estimates of Error Rates for Codes on Burst–Noise Channels. In: Bell Syst. Techn. J., Vol. 42, (1963), pp. 1253 – 1266.
  3. Huber, J.: Codierung für gedächtnisbehaftete Kanäle. Dissertation – Universität der Bundeswehr München, 1982.
  4. McCullough, R.H.: The Binary Regenerative Channel. In: Bell Syst. Techn. J. (47), 1968.
  5. Jump up to: 5.0 5.1 5.2 Wilhelm, C.: A-Model and L-Model, New Channel Models with Formulas for Probabilities of Error Structures. Neue Kanalmodelle mit Formeln für die Wahrscheinlichkeit von Fehlerstrukturen. Internet-Veröffentlichungen zu Channels-Networks, 2011ff. Cite error: Invalid <ref> tag; name "Wil11" defined multiple times with different content