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Difference between revisions of "Digital Signal Transmission/Error Probability with Intersymbol Interference"

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{{BlaueBox|TEXT=   
 
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Definition:  Als eine sehr einfache Näherung für die tatsächliche Fehlerwahrscheinlichkeit pS
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Definition:  Als eine sehr einfache Näherung für die tatsächliche Fehlerwahrscheinlichkeit  pS 
verwendet man häufig die '''ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit''' (englisch: <i>Worst-Case Error Probability</i>)
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verwendet man häufig die &nbsp;'''ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit'''&nbsp; (englisch: &nbsp; <i>Worst-Case Error Probability</i>)
 
[[File:P ID1379 Dig T 3 2 S4 version1.png|right|frame|Zusammenhang zwischen mittlerer und ungünstigster Fehlerwahrscheinlichkeit|class=fit]]
 
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:$$p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{\ddot{o}(T_{\rm D})/2}{ \sigma_d}
 
:$$p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{\ddot{o}(T_{\rm D})/2}{ \sigma_d}
 
   \right) \hspace{0.05cm}.$$
 
   \right) \hspace{0.05cm}.$$
  
*Für deren Berechnung stets von den ungünstigsten Symbolfolgen ausgegangen wird. Das bedeutet:
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Für deren Berechnung wird stets von den ungünstigsten Symbolfolgen ausgegangen. Das bedeutet:
  
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*Die tatsächliche WDF der Nutzabtastwerte (linke Grafik: &nbsp;sechs rote Diracs) wird durch eine vereinfachte WDF mit nur den  inneren Diracfunktionen (rechte Grafik: &nbsp;zwei grüne Diracs) ersetzt.<br>
  
*Die tatsächliche WDF der Nutzabtastwerte (linke Grafik: sechs rote Diracs) wird durch eine vereinfachte WDF mit nur den  inneren Diracfunktionen (rechte Grafik: zwei grüne Diracs) ersetzt.<br>
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*Für die halbe vertikale Augenöffnung gilt mit den Grundimpulswerten &nbsp;gν=gd(TD+νT)&nbsp; allgemein:
 
 
 
 
*Für die halbe vertikale Augenöffnung gilt mit den Grundimpulswerten gν=gd(TD+νT) allgemein:
 
 
:¨o(TD)/2=g0nν=1|gν|vν=1|gν|.}}
 
:¨o(TD)/2=g0nν=1|gν|vν=1|gν|.}}
  
  
 
Diese Gleichung kann wie folgt interpretiert werden:
 
Diese Gleichung kann wie folgt interpretiert werden:
*g0=gd(TD) ist der so genannte ''Hauptwert'' des Grundimpulses. Bei Nyquistsystemen gilt stets  ¨o(TD)/2=g0. Im Folgenden wird (meist) TD=0 gesetzt.<br>
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*g0=gd(TD)&nbsp; ist der so genannte ''Hauptwert''&nbsp; des Grundimpulses. Bei Nyquistsystemen gilt stets  &nbsp;¨o(TD)/2=g0. Im Folgenden wird (meist) &nbsp;TD=0&nbsp; gesetzt.<br>
*Die erste Summe beschreibt die Impulsinterferenzen der n ''Nachläufer'' vorangegangener Impulse. Stillschweigend vorausgesetzt wird gν=0 für ν>n.<br>
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*Die erste Summe beschreibt die Impulsinterferenzen der &nbsp;n&nbsp; ''Nachläufer''&nbsp; vorangegangener Impulse. Stillschweigend vorausgesetzt wird &nbsp;gν=0&nbsp; für &nbsp;ν>n.<br>
*Die zweite Summe berücksichtigt den Einfluss der v ''Vorläufer'' nachfolgender Impulse unter der Voraussetzung gν=0 für ν>v.<br>
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*Die zweite Summe berücksichtigt den Einfluss der &nbsp;v&nbsp; ''Vorläufer''&nbsp; nachfolgender Impulse unter der Voraussetzung &nbsp;gν=0&nbsp; für &nbsp;ν>v.<br>
*Sind alle Impulsvor&ndash; und &ndash;nachläufer positiv, so lauten die beiden ungünstigsten Symbolfolgen &bdquo;...1,1,+1,1,1...&rdquo; und &bdquo;...+1,+1,1,+1,+1...&rdquo; (Koeffizient aν=0 kursiv). Dies trifft zum Beispiel für das hier betrachtete gaußförmige Empfangsfilter zu.<br>
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*Sind alle Impulsvor&ndash; und &ndash;nachläufer positiv, so lauten die beiden ungünstigsten Symbolfolgen &nbsp;&bdquo;...1,1,+1,1,1...&rdquo;&nbsp; und &nbsp;&bdquo;...+1,+1,1,+1,+1...&rdquo;&nbsp; (der Koeffizient &nbsp;aν=0&nbsp; ist jeweils kursiv). Diese Angaben treffen zum Beispiel für das hier betrachtete gaußförmige Empfangsfilter zu.<br>
 
*Sind einige Grundimpulswerte negativ, so wird dies in obiger Gleichung durch die Betragsbildung berücksichtigt. Es ergeben sich dann andere &bdquo;Worst&ndash;Case&rdquo;&ndash;Folgen als gerade genannt.<br>
 
*Sind einige Grundimpulswerte negativ, so wird dies in obiger Gleichung durch die Betragsbildung berücksichtigt. Es ergeben sich dann andere &bdquo;Worst&ndash;Case&rdquo;&ndash;Folgen als gerade genannt.<br>
  
  
 
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Beispiel 5:&nbsp; Die Grafik zeigt die Fehlerwahrscheinlichkeiten des AWGN&ndash;Kanals in Abhängigkeit des Quotienten EB/N0, nämlich
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Beispiel 5:&nbsp; Die Grafik zeigt die Fehlerwahrscheinlichkeiten des AWGN&ndash;Kanals in Abhängigkeit des (logarithmierten) Quotienten &nbsp;EB/N0, nämlich
*die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit pS bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Kreise),<br>
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*die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;pS&nbsp; bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Kreise),<br>
*die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Rechtecke),<br>
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*die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;pU&nbsp; bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Rechtecke),<br>
*die kleinstmögliche Fehlerwahrscheinlichkeit gemäß der Seite [[Digitalsignalübertragung/Fehlerwahrscheinlichkeit_bei_Basisbandübertragung#Optimaler_Bin.C3.A4rempf.C3.A4nger_-_Realisierung_mit_Matched-Filter| Optimaler Binärempfänger]] (rote Kurve).<br><br>
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*die kleinstmögliche Fehlerwahrscheinlichkeit gemäß der Seite &nbsp;[[Digitalsignalübertragung/Fehlerwahrscheinlichkeit_bei_Basisbandübertragung#Optimaler_Bin.C3.A4rempf.C3.A4nger_-_Realisierung_mit_Matched-Filter| Optimaler Binärempfänger]]&nbsp; (rote Kurve).<br><br>
  
Die Energie pro Bit ist dabei gleich EB=s20T (NRZ&ndash;Rechteck&ndash;Sendeimpulse).<br>
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Die Energie pro Bit ist dabei gleich &nbsp;EB=s20T&nbsp; (NRZ&ndash;Rechteck&ndash;Sendeimpulse).<br>
  
[[File:P ID1385 Dig T 3 2 S4b version2.png|center|frame|Mittlere und ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit vs. <i>E</i><sub>B</sub>/<i>N</i><sub>0</sub>|class=fit]]<br>
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[[File:P ID1385 Dig T 3 2 S4b version2.png|center|frame|Mittlere und ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit vs. &nbsp;$E_{\rm B}/N-0$|class=fit]]<br>
  
Die linke Grafik gilt für die (normierte) Grenzfrequenz fGT=0.4, die rechte für ein breitbandigeres Empfangsfilter mit fGT=0.8. Diese Ergebnisse können wie folgt interpretiert werden:
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Die linke Grafik gilt für die (normierte) Grenzfrequenz &nbsp;fGT=0.4, die rechte für ein breitbandigeres Empfangsfilter mit &nbsp;fGT=0.8. Die Ergebnisse können wie folgt interpretiert werden:
*Die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU ist stets eine obere Schranke für die tatsächliche Symbolfehlerwahrscheinlichkeit pS. Je kleiner der Einfluss der Impulsinterferenzen ist (große Grenzfrequenz), um so näher liegen pS und pU zusammen. Beim Optimalempfänger gilt  pS=pU.
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*Die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;pU&nbsp; ist stets eine obere Schranke für die tatsächliche Symbolfehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;pS. Je kleiner der Einfluss der Impulsinterferenzen ist (große Grenzfrequenz), um so näher liegen &nbsp;pS&nbsp; und &nbsp;pU&nbsp; zusammen. Beim Optimalempfänger gilt  &nbsp;pS=pU.
*Bei gaußförmigem Empfangsfilter mit fGT0.3 werden die Impulsinterferenzen allein durch die Nachbarimpulse hervorgerufen (g2=g3=...0), so dass für pS auch eine untere Schranke angegeben werden kann:  
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*Bei gaußförmigem Empfangsfilter mit &nbsp;fGT0.3&nbsp; werden die Impulsinterferenzen allein durch die Nachbarimpulse hervorgerufen &nbsp;(g2=g3=...0), so dass für &nbsp;pS&nbsp; auch eine untere Schranke angegeben werden kann:  
 
:$${p_{\rm U} }/{ 4} \le p_{\rm S} \le p_{\rm U}
 
:$${p_{\rm U} }/{ 4} \le p_{\rm S} \le p_{\rm U}
 
   \hspace{0.05cm}.$$
 
   \hspace{0.05cm}.$$
*Die starken Impulsinterferenzen eines gaußförmigen Empfangsfilters mit fGT=0.4 führen dazu, dass gegenüber dem Optimalempfänger ein um 6 dB größeres EB/N0 aufgewendet werden muss (vierfache Leistung), damit die Fehlerwahrscheinlichkeit den Wert 108 nicht überschreitet.<br>
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*Die starken Impulsinterferenzen eines gaußförmigen Empfangsfilters mit &nbsp;fGT=0.4&nbsp; führen dazu, dass gegenüber dem Optimalempfänger ein um &nbsp;6 dB größeres EB/N0&nbsp; aufgewendet werden muss (vierfache Leistung), damit die Fehlerwahrscheinlichkeit den Wert &nbsp;108&nbsp; nicht überschreitet.<br>
*Der horizontale Abstand zwischen der blauen pS&ndash;Kurve (markiert durch Kreise) und der roten Vergleichskurve ist aber nicht konstant. Bei pS=102 beträgt der Abstand nur 4 dB.<br>
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*Der horizontale Abstand zwischen der blauen &nbsp;pS&ndash;Kurve (markiert durch Kreise) und der roten Vergleichskurve ist aber nicht konstant. Bei &nbsp;pS=102&nbsp; beträgt der Abstand nur &nbsp;4 dB.<br>
*Die rechte Grafik zeigt, dass mit fGT=0.8 der Abstand zum Vergleichssystem weniger als 1 dB beträgt. Auf der nächsten Seite wird gezeigt, dass bei einem gaußförmigen Empfangsfilter die (normierte) Grenzfrequenz fGT0.8 das Optimum darstellt.}}<br>
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*Die rechte Grafik zeigt, dass mit &nbsp;fGT=0.8&nbsp; der Abstand zum Vergleichssystem weniger als &nbsp;1 dB&nbsp; beträgt. Auf der nächsten Seite wird gezeigt, dass bei einem gaußförmigen Empfangsfilter die (normierte) Grenzfrequenz &nbsp;fGT0.8&nbsp; das Optimum darstellt.}}<br>
  
 
== Optimierung der Grenzfrequenz==
 
== Optimierung der Grenzfrequenz==
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[[File:P ID1380 Dig T 3 2 S5 version1.png|right|frame|SNR in Abhängigkeit der Grenzfrequenz eines Gaußtiefpasses|class=fit]]
 
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Für die Systemoptimierung und den Systemvergleich erweist es sich als zweckmäßig,  
 
Für die Systemoptimierung und den Systemvergleich erweist es sich als zweckmäßig,  
*anstelle der ''ungünstigsten Fehlerwahrscheinlichkeit'' pU  
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*anstelle der ''ungünstigsten Fehlerwahrscheinlichkeit'' &nbsp;pU  
*das ''ungünstigste Signal&ndash;zu&ndash;Rausch&ndash;Leistungsverhältnis''  (S/N-Verhältnis) zu verwenden:   
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*das ''ungünstigste Signal&ndash;zu&ndash;Rausch&ndash;Leistungsverhältnis''&nbsp; (S/N-Verhältnis) zu verwenden:   
 
:ρU=[¨o(TD)]2/σ2d.  
 
:ρU=[¨o(TD)]2/σ2d.  
  
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   \right) \hspace{0.05cm}.$$
 
   \right) \hspace{0.05cm}.$$
  
Die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit pS kann formal über die Q&ndash;Funktion ebenfalls durch ein S/N&ndash;Verhältnis ausgedrückt werden:
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Die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;pS&nbsp; kann formal über die Q&ndash;Funktion ebenfalls durch ein S/N&ndash;Verhältnis ausgedrückt werden:
  
 
:$$\rho_d = \left[{\rm Q}^{-1} \left( p_{\rm S}
 
:$$\rho_d = \left[{\rm Q}^{-1} \left( p_{\rm S}
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Die Grafik zeigt die beiden Größen ρd und ρU in logarithmischer Form abhängig von der normierten Grenzfrequenz $f_{\rm G} \cdot T = 0.4 eines gaußförmigen Empfangsfilters, wobei 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} E_{\rm B}/N_0 = 13 \ \rm dB$ zugrunde liegt.  
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Die Grafik zeigt die beiden Größen &nbsp;\rho_d&nbsp; und &nbsp;\rho_{\rm U}&nbsp; in logarithmischer Form abhängig von der normierten Grenzfrequenz &nbsp;f_{\rm G} \cdot T&nbsp; eines gaußförmigen Empfangsfilters, wobei &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} E_{\rm B}/N_0 = 13 \ \rm dB&nbsp; zugrunde liegt.  
*Die blau umrandeten Kreise gelten für  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d &nbsp; &#8658; &nbsp; &bdquo;mittleres&rdquo; Detektions&ndash;SNR,<br>
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*Die blau umrandeten Kreise gelten für  &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d &nbsp; &#8658; &nbsp; &bdquo;mittleres&rdquo; Detektions&ndash;SNR,<br>
*Die blau umrandeten Quadrate  markieren 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} &nbsp; &#8658; &nbsp; &bdquo;ungünstigstes&rdquo; SNR.
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*Die blau umrandeten Quadrate  markieren &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} &nbsp; &#8658; &nbsp; &bdquo;ungünstigstes&rdquo; SNR.
  
  
Zum Vergleich ist als rote horizontale Linie auch das Ergebnis für den [[Digitalsignalübertragung/Fehlerwahrscheinlichkeit_bei_Basisbandübertragung#Optimaler_Bin.C3.A4rempf.C3.A4nger_-_Realisierung_mit_Matched-Filter| optimalen Binärempfänger]] eingezeichnet. Für diesen gilt:
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Zum Vergleich ist als rote horizontale Linie auch das Ergebnis für den &nbsp;[[Digitalsignalübertragung/Fehlerwahrscheinlichkeit_bei_Basisbandübertragung#Optimaler_Bin.C3.A4rempf.C3.A4nger_-_Realisierung_mit_Matched-Filter| optimalen Binärempfänger]]&nbsp; eingezeichnet. Für diesen gilt:
 
:$$\rho_d = \rho_{\rm U} = {2 \cdot E_{\rm B}}/{ N_0}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}
 
:$$\rho_d = \rho_{\rm U} = {2 \cdot E_{\rm B}}/{ N_0}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}
 
   10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d = 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} \approx 16\,{\rm dB}
 
   10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d = 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} \approx 16\,{\rm dB}
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Man erkennt aus der Darstellung:
 
Man erkennt aus der Darstellung:
*Das Optimierungskriterium \rho_d führt  zur optimalen Grenzfrequenz f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8. Eine kleinere Grenzfrequenz hat stärkere Impulsinterferenzen zur Folge (kleinere Augenöffnung), eine größere Grenzfrequenz bewirkt einen größeren Rauscheffektivwert \sigma_d.<br>
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*Das Optimierungskriterium &nbsp;\rho_d&nbsp; führt  zur optimalen Grenzfrequenz &nbsp;f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8. Eine kleinere Grenzfrequenz hat stärkere Impulsinterferenzen zur Folge (kleinere Augenöffnung), eine größere Grenzfrequenz bewirkt einen größeren Rauscheffektivwert &nbsp;\sigma_d.<br>
*Ein solches gaußförmiges Empfangsfilter mit f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8 führt zum Störabstand 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d  \approx 15 \ \rm dB und damit zur Fehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm S} \approx 10^{-8}. Zum Vergleich: Für den optimalen Empfänger (an den Sender angepasste Impulsantwort) ergeben sich 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d  \approx 16 \ \rm dB und p_{\rm S} \approx 10^{-10}.<br>
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*Ein solches gaußförmiges Empfangsfilter mit &nbsp;f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8&nbsp; führt zum Störabstand &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d  \approx 15 \ \rm dB&nbsp; und damit zur Fehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;p_{\rm S} \approx 10^{-8}. Zum Vergleich: &nbsp; Für den optimalen Empfänger (an den Sender angepasste Impulsantwort) ergeben sich &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d  \approx 16 \ \rm dB&nbsp; und &nbsp;p_{\rm S} \approx 10^{-10}.<br>
*Die Grafik zeigt aber auch, dass das sehr viel einfachere Optimierungskriterien \rho_{\rm U}  (bzw. p_{\rm U}) näherungsweise zur gleichen optimalen Grenzfrequenz f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8 führt. Für diese Grenzfrequenz erhält man 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U}  \approx 14.7 \ \rm dB sowie die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit p_{\rm U} \approx 3 \cdot 10^{-8}.<br>
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*Die Grafik zeigt aber auch, dass das sehr viel einfachere Optimierungskriterien &nbsp; \rho_{\rm U}&nbsp; &nbsp;$($bzw. &nbsp;$ p_{\rm U})$&nbsp; näherungsweise zur gleichen optimalen Grenzfrequenz &nbsp;f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8&nbsp; führt. Für diese Grenzfrequenz erhält man &nbsp;10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U}  \approx 14.7 \ \rm dB&nbsp; sowie die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit &nbsp;p_{\rm U} \approx 3 \cdot 10^{-8}.<br>
*Ist die Grenzfrequenz f_\text{G} \cdot T < 0.27, so ergibt sich für die vertikale Augenöffnung immer \ddot{o}(T_{\rm D}) = 0. Man spricht von einem <i>geschlossenen Auge</i>. Dies hat zur Folge, dass einige ungünstige Impulsfolgen auch ohne Rauschen immer falsch entschieden würden. Es tritt ein systematischer Fehler auf.<br>
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*Ist die Grenzfrequenz &nbsp;f_\text{G} \cdot T < 0.27, so ergibt sich für die vertikale Augenöffnung immer &nbsp;\ddot{o}(T_{\rm D}) = 0. Man spricht von einem <i>geschlossenen Auge</i>. Dies hat zur Folge, dass einige ungünstige Impulsfolgen auch ohne Rauschen immer falsch entschieden würden. Es tritt ein systematischer Fehler auf.<br>
*Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Optimierungskriterium \rho_{\rm U} auch bei kleinerem E_{\rm B}/N_0  ausreichend ist. Bei einem verzerrungsfreien Kanal &nbsp; &rArr; &nbsp;  H_{\rm K}(f) = 1, ergibt sich somit die optimale Grenzfrequenz des Gaußtiefpasses stets zu f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8, zumindest bei realitätsnaher Betrachtungsweise.<br><br>
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*Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Optimierungskriterium &nbsp; \rho_{\rm U}&nbsp; auch bei kleinerem &nbsp;E_{\rm B}/N_0&nbsp; ausreichend ist. Bei einem verzerrungsfreien Kanal &nbsp; &rArr; &nbsp;  H_{\rm K}(f) = 1, ergibt sich somit die optimale Grenzfrequenz des Gaußtiefpasses stets zu &nbsp;f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8, zumindest bei realitätsnaher Betrachtungsweise.<br><br>
  
 
Alle Aussagen dieses Kapitels können mit dem interaktiven Applet [[Applets:Augendiagramm|Augendiagramm und Augenöffnung]] nachvollzogen werden.
 
Alle Aussagen dieses Kapitels können mit dem interaktiven Applet [[Applets:Augendiagramm|Augendiagramm und Augenöffnung]] nachvollzogen werden.

Revision as of 18:52, 18 February 2019

Gaußförmiges Empfangsfilter


Wir gehen von dem skizzierten Blockschaltbild aus. Zur quantitativen Berücksichtigung der  Impulsinterferenzen  wird folgende Konfiguration angenommen:

  • Rechteckförmiger NRZ–Sendegrundimpuls  g_s(t)  mit der Höhe  s_0  und der Dauer  T,
  • Gaußförmiges Empfangsfilter mit der Grenzfrequenz  f_{\rm G}  (Hinweis:   In diesem Abschnitt bezeichnen wir die Exponentialfunktion oft auch mit  \rm exp [ . ]):
H_{\rm E}(f) = H_{\rm G}(f) = {\rm exp}\left [- \frac{\pi \cdot f^2}{(2f_{\rm G})^2} \right ] \hspace{0.2cm} \bullet\!\!-\!\!\!-\!\!\!-\!\!\circ \hspace{0.2cm}h_{\rm E}(t) = h_{\rm G}(t) = {\rm exp}\left [- \pi \cdot (2 f_{\rm G} t)^2\right ] \hspace{0.05cm}.
  • AWGN–Kanal, das heißt, es gilt H_{\rm K}(f) = 1 und {\it \Phi}_n(f) = N_0/2.


Blockschaltbild für das Kapitel „Fehlerwahrscheinlichkeit bei Impulsinterferenzen”

Aufgrund der hier getroffenen Voraussetzungen gilt für den Detektionsgrundimpuls:

g_d(t) = g_s(t) \star h_{\rm G}(t) = 2 f_{\rm G} \cdot s_0 \cdot \int_{t-T/2}^{t+T/2} {\rm e}^{- \pi \hspace{0.05cm}\cdot\hspace{0.05cm} (2 \hspace{0.05cm}\cdot\hspace{0.05cm} f_{\rm G}\hspace{0.05cm}\cdot\hspace{0.05cm} \tau )^2} \,{\rm d} \tau \hspace{0.05cm}.

Die Integration führt zu folgenden äquivalenten Ergebnissen:

g_d(t) = s_0 \cdot \big [ {\rm Q} \left ( 2 \cdot \sqrt {2 \pi} \cdot f_{\rm G}\cdot ( t - {T}/{2})\right )- {\rm Q} \left ( 2 \cdot \sqrt {2 \pi} \cdot f_{\rm G}\cdot ( t + {T}/{2} )\right ) \big ],
g_d(t) = s_0 \cdot\big [ {\rm erfc} \left ( 2 \cdot \sqrt {\pi} \cdot f_{\rm G}\cdot ( t - {T}/{2})\right )- {\rm erfc} \left ( 2 \cdot \sqrt {\pi} \cdot f_{\rm G}\cdot ( t + {T}/{2} )\right ) \big ]\hspace{0.05cm}.

Hierbei sind zwei Varianten der komplementären Gaußschen Fehlerfunktion verwendet, nämlich

{\rm Q} (x) = \frac{\rm 1}{\sqrt{\rm 2\pi}}\int_{\it x}^{+\infty}\rm e^{\it -u^{\rm 2}/\rm 2}\,d {\it u} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} {\rm erfc} (\it x) = \frac{\rm 2}{\sqrt{\rm \pi}}\int_{\it x}^{+\infty}\rm e^{\it -u^{\rm 2}}\,d \it u \hspace{0.05cm}.

Das Modul  Komplementäre Gaußsche Fehlerfunktionen  liefert die Zahlenwerte von  {\rm Q} (x)  und  0.5 \cdot {\rm erfc} (x).


Die Rauschleistung am Ausgang des gaußförmigen Empfangsfilters  H_{\rm G}(f)  ist gleich

\sigma_d^2 = \frac{N_0}{2} \cdot \int_{-\infty}^{+\infty} |H_{\rm G}(f)|^2 \,{\rm d} f = \frac{N_0\cdot f_{\rm G}}{\sqrt{2}}\hspace{0.05cm}.

Aus diesen beiden Gleichungen erkennt man bereits:

  • Je kleiner die Grenzfrequenz  f_{\rm G}  des Gauß–Tiefpasses ist, desto kleiner ist der Rauscheffektivwert  \sigma_d  und umso besser ist demzufolge das Rauschverhalten.
  • Eine kleine Grenzfrequenz führt aber zu einer starken Abweichung des Detektionsgrundimpulses  g_d(t)  von der Rechteckform und damit zu Impulsinterferenzen.

\text{Beispiel 1:}  Die linke Grafik zeigt den Detektionsgrundimpuls  g_d(t)  am Ausgang eines Gaußtiefpasses  H_{\rm G}(f)  mit der Grenzfrequenz  f_{\rm G}, wenn am Eingang ein NRZ–Rechteckimpuls (blauer Kurvenverlauf) anliegt.

Grundimpuls und Rauschleistungsdichte bei gaußförmigem Empfangsfilter

Man erkennt aus dieser Darstellung:

  • Der Gaußtiefpass  H_{\rm G}(f)  bewirkt, dass der Dektionsimpuls  g_d(t)  gegenüber dem Sendeimpuls  g_s(t)  verkleinert und verbreitert wird   ⇒   Zeitdispersion.
  • Diese Impulsverformung ist umso stärker, je kleiner die Grenzfrequenz  f_{\rm G}  ist. Beispielsweise wird mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.4  (rote Kurve) das Impulsmaximum bereits auf etwa  68\%  herabgesetzt.
  • Im Grenzfall  f_{\rm G} \to \infty  hat der Gaußtiefpass keine Wirkung   ⇒   g_d(t) = g_s(t). Allerdings ist in diesem Fall keinerlei Rauschbegrenzung wirksam, wie aus dem rechten Bild hervorgeht.


\text{Beispiel 2:}  Es gelten die gleichen Vorausetzungen wie für das letzte Beispiel. Die Grafik zeigt das Detektionssignal  d(t)  nach dem Gaußtiefpass (vor dem Entscheider) für zwei verschiedene Grenzfrequenzen, nämlich  f_{\rm G} \cdot T = 0.8  und  f_{\rm G} \cdot T = 0.4

Detektionssignal bei gaußförmigem Empfangsfilter

Dargestellt sind in beiden Diagrammen gleichermaßen (aber als Bildschirmabzug zugegebenermaßen schwer zu erkennen):

  • der Anteil  d_{\rm S}(\nu \cdot T)  ohne Berücksichtigung des Rauschens (blaue Kreise bei den Detektionszeitpunkten),
  • das gesamte Detektionssignal  d(t)  inklusive der Rauschkomponente (gelb),
  • das Sendesignal  s(t)  als Referenzsignal (grün gepunktet in der oberen Grafik; gleichermaßen gültig für die untere Grafik).

Durch einen Vergleich dieser Bilder lassen sich folgende Aussagen verifizieren:

  • Mit der Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T = 0.8  (obere Grafik) ergeben sich zu den Detektionszeitpunkten (bei Vielfachen von  T)  nur geringfügige Impulsinterferenzen. Durch den Gaußtiefpass werden hier in erster Linie die Ecken des Sendesignals  s(t)  abgerundet.
  • Dagegen sind im unteren Bild  (f_{\rm G} \cdot T = 0.4)  die Auswirkungen der Impulsinterferenzen deutlich zu erkennen. Zu den Detektionszeitpunkten  (\nu \cdot T)  kann das blau dargestellte Detektionsnutzsignal  d_{\rm S}(\nu \cdot T)  sechs verschiedene Werte annehmen (eingezeichnete Rasterlinien).
  • Der Rauschanteil  d_{\rm N}(t) – erkennbar als Differenz zwischen der gelben Kurve und den blauen Kreisen – ist mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.8  im statistischen Mittel größer als mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.4.
  • Dieses Ergebnis kann mit der der rechten Grafik von  \text{Beispiel 1}  erklärt werden, die das Leistungsdichtespektrum der Rauschkomponente  d_{\rm N}(t)  zeigt:
{\it \Phi}_{d{\rm N} }(f) = {N_0}/{2} \cdot \vert H_{\rm G}(f) \vert^2 = {N_0}/{2} \cdot {\rm exp}\left [- \frac{2\pi f^2}{(2f_{\rm G})^2} \right ] .
  • Das Integral über  {\it \Phi}_{d{\rm N} }(f)  – also die Rauschleistung  \sigma_d^2  – ist für  f_{\rm G} \cdot T = 0.8  (violette Kurve) doppelt so groß als mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.4  (rote Kurve).


Definition und Aussagen des Augendiagramms


Der oben dargelegte Sachverhalt lässt sich auch am Augendiagramm erklären.

\text{Definition:}  Unter dem  Augendiagramm  (Englisch: Eye Pattern)  versteht man die Summe aller übereinander gezeichneten Ausschnitte des Detektionssignals, deren Dauer ein ganzzahliges Vielfaches der Symboldauer  T  ist.


\text{Beispiel 3:}  Wir gehen von einem redundanzfreien binären bipolaren NRZ–Rechtecksignal  s(t)  und dem Gaußtiefpass mit der Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T = 0.4  aus.

Augendiagramme mit und ohne Rauschen


Dargestellt sind die Augendiagramme nach dem Gaußtiefpass,

  • links mit Berücksichtigung des Rauschens   ⇒   Signal  d(t),
  • rechts ohne Berücksichtigung des Rauschens   ⇒   Signal  d_{\rm S}(t).


Dieses Diagramm hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Auge, was zu seiner Namensgebung geführt hat.
Diese Darstellung erlaubt wichtige Aussagen über die Qualität eines digitalen Übertragungssystems:

  • Nur das Augendiagramm des Signals  d(t)  kann messtechnisch auf einem Oszilloskop dargestellt werden, das mit dem Taktsignal getriggert wird. Aus diesem Augendiagramm (linke Grafik) kann beispielsweise der Rauscheffektivwert  \sigma_d  abgelesen – besser gesagt:  abgeschätzt – werden.
  • Das Augendiagramm ohne Rauschen (rechte Grafik) bezieht sich auf das Detektionsnutzsignal  d_{\rm S}(t)  und kann nur mittels einer Rechnersimulation ermittelt werden. Für ein realisiertes System ist dieses Augendiagramm nicht darstellbar, da der Rauschanteil  d_{\rm N}(t)  nicht eliminiert werden kann.
  • Bei beiden Diagrammen wurden jeweils  2048  Augenlinien gezeichnet. In der rechten Grafik sind jedoch nur  2^5 = 32  Augenlinien unterscheidbar, da der vorliegende Detektionsgrundimpuls  g_d(t)  auf den Zeitbereich  \vert t\vert \le 2T  beschränkt ist (siehe   Grafik im  \text{Beispiel 1}  mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.4, rote Kurve).
  • Die inneren Augenlinien bestimmen die vertikale Augenöffnung  \ddot{o}(T_{\rm D}). Je kleiner diese ist, desto größer ist der Einfluss von Impulsinterferenzen. Bei einem (impulsinterferenzfreien) Nyquistsystem ist die vertikale Augenöffnung maximal. Normiert auf die Sendeamplitude gilt dann  \ddot{o}(T_{\rm D})/s_0 = 2.
  • Bei symmetrischem Grundimpuls ist der Detektionszeitpunkt  T_{\rm D} = 0  optimal. Mit einem anderen Wert (zum Beispiel  T_{\rm D} = T/10)   wäre  \ddot{o}(T_{\rm D})  etwas kleiner und damit die Fehlerwahrscheinlichkeit deutlich größer. Dieser Fall ist in der rechten Grafik durch die violett–gestrichelte Vertikale angedeutet.

Mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit


Wir gehen wie bei den bisherigen Grafiken in diesem Kapitel von folgenden Voraussetzungen aus:

  • NRZ–Rechtecke mit Amplitude  s_0,  AWGN–Rauschen mit  N_0, wobei
10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \frac{s_0^2 \cdot T}{N_0}\approx 13\,{\rm dB}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} \frac{N_0}{s_0^2 \cdot T} = 0.05\hspace{0.05cm}.
  • Gaußförmiges Empfangsfilter mit der Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T = 0.4:
\sigma_d^2 = \frac{(N_0 /T)\cdot (f_{\rm G}\cdot T)}{\sqrt{2}}= \frac{0.05 \cdot s_0^2\cdot0.4}{\sqrt{2}} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \sigma_d = \sqrt{0.0141}\cdot s_0 \approx 0.119 \cdot s_0 \hspace{0.05cm}.
  • Es gelte  g_d(\nu \cdot T) \approx 0  für  |\nu| \ge 2. Die anderen Detektionsgrundimpulswerte sind wie folgt gegeben:
g_0 = g_d(t=0) \approx 0.68 \cdot s_0, \hspace{0.5cm}g_1 = g_d(t=T) \approx 0.16 \cdot s_0, \hspace{0.2cm} g_{-1} = g_d(t=-T) \approx 0.16 \cdot s_0\hspace{0.05cm}.
Augendiagramm und WDF des Nutzsignals

Analysieren wir nun die möglichen Werte für das Detektionsnutzsignal  d_{\rm S}(t)  zu den Detektionszeitpunkten:

  • Von den insgesamt  32  Augenlinien schneiden vier Linien die Ordinate  (t = 0)  bei  g_0 + 2 \cdot g_1 = s_0. Diese Linien gehören zu den Amplitudenkoeffizienten „\text{...}\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} {\it +\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.05cm}1\hspace{0.05cm} \text{...}”.   Kursiv hervorgehoben ist hierbei der „mittlere” Koeffizient  a_{\nu = 0}.
  • Die vier Augenlinien, die jeweils die Koeffizienten  „\text{...}\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} {\it +\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.05cm}1,\hspace{0.05cm} \text{...}”  repräsentieren, ergeben den Nutzabtastwert  d_{\rm S}(T_{\rm D} = 0) =g_0 - 2 \cdot g_1 = 0.36 \cdot s_0.
  • Dagegen tritt der Nutzabtastwert  d_{\rm S}(T_{\rm D} = 0) =g_0 = 0.68 \cdot s_0  doppelt so häufig auf. Dieser geht entweder auf die Koeffizienten  „\text{...}\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} {\it +\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.05cm}1\hspace{0.05cm} \text{...}”  oder auf  „\text{...}\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} {\it +\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.05cm}1\hspace{0.05cm} \text{...}”  zurück.
  • Für die  16  Augenlinien, welche die Ordinate  T_{\rm D} = 0  unterhalb der Entscheiderschwelle  E = 0  schneiden, ergeben sich genau spiegelbildliche Verhältnisse.

Die möglichen Werte  d_{\rm S}(T_{\rm D})  und deren Auftrittswahrscheinlichkeiten findet man in obiger Grafik auf der linken Seite in der  Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  (WDF) der Detektionsnutzabtastwerte wieder:

f_{d{\rm S}}(d_{\rm S}) = {1}/{8} \cdot \delta (d_{\rm S} - s_0)+ {1}/{4} \cdot \delta (d_{\rm S} - 0.68 \cdot s_0)+ {1}/{8} \cdot \delta (d_{\rm S} - 0.36 \cdot s_0)+

\hspace{2.15cm} + \hspace{0.2cm} {1}/{8} \cdot \delta (d_{\rm S} + s_0)+{1}/{4} \cdot \delta (d_{\rm S} + 0.68 \cdot s_0)+{1}/{8} \cdot \delta (d_{\rm S} + 0.36 \cdot s_0)\hspace{0.05cm}.

Damit kann die (mittlere) Symbolfehlerwahrscheinlichkeit des impulsinterferenzbehafteten Systems angegeben werden. Unter Ausnutzung der Symmetrie erhält man mit  \sigma_d/s_0 = 0.119:

p_{\rm S} = {1}/{4} \cdot {\rm Q} \left( \frac{s_0}{ \sigma_d} \right)+ {1}/{2} \cdot {\rm Q} \left( \frac{0.68 \cdot s_0}{ \sigma_d} \right)+{1}/{4} \cdot {\rm Q} \left( \frac{0.36 \cdot s_0}{ \sigma_d} \right)
\Rightarrow \hspace{0.3cm}p_{\rm S} \approx {1}/{4} \cdot {\rm Q}(8.40) +{1}/{2} \cdot {\rm Q}(5.71)+ {1}/{4} \cdot {\rm Q}(3.02)\approx {1}/{4} \cdot 2.20 \cdot 10^{-17}+ {1}/{2} \cdot 1.65 \cdot 10^{-9}+ {1}/{4} \cdot 1.26 \cdot 10^{-3} \approx 3.14 \cdot 10^{-4} \hspace{0.05cm}.

\text{Fazit:}  Anhand dieses Zahlenbeispiels erkennt man:

  • Bei Vorhandensein von Impulsinterferenzen wird die (mittlere) Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  im Wesentlichen durch die inneren Augenlinien bestimmt.
  • Der Rechenaufwand zur Bestimmung der Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  kann sehr groß werden, insbesondere dann, wenn die Impulsinterferenzen von sehr vielen Grundimpulswerten  g_\nu  herrühren.


\text{Beispiel 4:} 

  • Sind die Grundimpulswerte  g_{-5}, \text{...} \ , g_{+5}  von Null verschieden und  E \ne 0, so ist zur Bestimmung der Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  eine Mittelung über  2^{11} = 2048  Augenlinien erforderlich.
  • Sind dagegen nur die Grundimpulswerte  g_{-1}, \ g_0, \ g_{+1}  von Null verschieden und wird zudem die Symmetrie bezüglich der Schwelle  E = 0  berücksichtigt, so reduziert sich der Aufwand auf die Mittelung über vier Terme.
  • Gilt zusätzlich die Symmetrie  g_{-1} = g_{+1}  wie bei den obigen Zahlenwerten, so kann auch die Symmetrie bezüglich  T_{\rm D}  ausgenutzt werden und es genügt die Mittelung über drei Terme.


Ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit


In der Vergangenheit wurden eine Vielzahl von Näherungen für die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit angegeben, unter Anderem:

\text{Definition:}  Als eine sehr einfache Näherung für die tatsächliche Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  verwendet man häufig die  ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit  (englisch:   Worst-Case Error Probability)

Zusammenhang zwischen mittlerer und ungünstigster Fehlerwahrscheinlichkeit
p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{\ddot{o}(T_{\rm D})/2}{ \sigma_d} \right) \hspace{0.05cm}.

Für deren Berechnung wird stets von den ungünstigsten Symbolfolgen ausgegangen. Das bedeutet:

  • Die tatsächliche WDF der Nutzabtastwerte (linke Grafik:  sechs rote Diracs) wird durch eine vereinfachte WDF mit nur den inneren Diracfunktionen (rechte Grafik:  zwei grüne Diracs) ersetzt.
  • Für die halbe vertikale Augenöffnung gilt mit den Grundimpulswerten  g_\nu = g_d( T_{\rm D}+ \nu \cdot T)  allgemein:
\ddot{o}(T_{\rm D})/{ 2}= g_0 - \sum_{\nu = 1}^{n} \vert g_{\nu} \vert- \sum_{\nu = 1}^{v} \vert g_{-\nu} \vert \hspace{0.05cm}.


Diese Gleichung kann wie folgt interpretiert werden:

  • g_0 = g_d( T_{\rm D})  ist der so genannte Hauptwert  des Grundimpulses. Bei Nyquistsystemen gilt stets  \ddot{o}(T_{\rm D})/{ 2}= g_0. Im Folgenden wird (meist)  T_{\rm D}= 0  gesetzt.
  • Die erste Summe beschreibt die Impulsinterferenzen der  n  Nachläufer  vorangegangener Impulse. Stillschweigend vorausgesetzt wird  g_\nu = 0  für  \nu \gt n.
  • Die zweite Summe berücksichtigt den Einfluss der  v  Vorläufer  nachfolgender Impulse unter der Voraussetzung  g_{-\nu} = 0  für  \nu \gt v.
  • Sind alle Impulsvor– und –nachläufer positiv, so lauten die beiden ungünstigsten Symbolfolgen  „\text{...}\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.05cm}1,\hspace{0.05cm} {\it +\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.05cm}1,\hspace{0.05cm} -\hspace{-0.05cm}1\hspace{0.05cm} \text{...}”  und  „\text{...}\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.1cm}1,\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.05cm}1,\hspace{0.05cm} {\it -\hspace{-0.05cm}1},\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.05cm}1,\hspace{0.05cm} +\hspace{-0.05cm}1\hspace{0.05cm} \text{...}”  (der Koeffizient  a_{\nu = 0}  ist jeweils kursiv). Diese Angaben treffen zum Beispiel für das hier betrachtete gaußförmige Empfangsfilter zu.
  • Sind einige Grundimpulswerte negativ, so wird dies in obiger Gleichung durch die Betragsbildung berücksichtigt. Es ergeben sich dann andere „Worst–Case”–Folgen als gerade genannt.


\text{Beispiel 5:}  Die Grafik zeigt die Fehlerwahrscheinlichkeiten des AWGN–Kanals in Abhängigkeit des (logarithmierten) Quotienten  E_{\rm B}/N_0, nämlich

  • die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Kreise),
  • die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm U}  bei gaußförmigem Empfangsfilter (blaue Rechtecke),
  • die kleinstmögliche Fehlerwahrscheinlichkeit gemäß der Seite   Optimaler Binärempfänger  (rote Kurve).

Die Energie pro Bit ist dabei gleich  E_{\rm B} = s_0^2 \cdot T  (NRZ–Rechteck–Sendeimpulse).

Mittlere und ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit vs.  E_{\rm B}/N-0

Die linke Grafik gilt für die (normierte) Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T = 0.4, die rechte für ein breitbandigeres Empfangsfilter mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.8. Die Ergebnisse können wie folgt interpretiert werden:

  • Die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm U}  ist stets eine obere Schranke für die tatsächliche Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}. Je kleiner der Einfluss der Impulsinterferenzen ist (große Grenzfrequenz), um so näher liegen  p_{\rm S}  und  p_{\rm U}  zusammen. Beim Optimalempfänger gilt  p_{\rm S} = p_{\rm U}.
  • Bei gaußförmigem Empfangsfilter mit  f_{\rm G} \cdot T \ge 0.3  werden die Impulsinterferenzen allein durch die Nachbarimpulse hervorgerufen  (g_2 = g_3 = \text{...} \approx 0), so dass für  p_{\rm S}  auch eine untere Schranke angegeben werden kann:
{p_{\rm U} }/{ 4} \le p_{\rm S} \le p_{\rm U} \hspace{0.05cm}.
  • Die starken Impulsinterferenzen eines gaußförmigen Empfangsfilters mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.4  führen dazu, dass gegenüber dem Optimalempfänger ein um  6 \ \rm dB größeres E_{\rm B}/N_0  aufgewendet werden muss (vierfache Leistung), damit die Fehlerwahrscheinlichkeit den Wert  10^{-8}  nicht überschreitet.
  • Der horizontale Abstand zwischen der blauen  p_{\rm S}–Kurve (markiert durch Kreise) und der roten Vergleichskurve ist aber nicht konstant. Bei  p_{\rm S} = 10^{-2}  beträgt der Abstand nur  4 \ \rm dB.
  • Die rechte Grafik zeigt, dass mit  f_{\rm G} \cdot T = 0.8  der Abstand zum Vergleichssystem weniger als  1 \ \rm dB  beträgt. Auf der nächsten Seite wird gezeigt, dass bei einem gaußförmigen Empfangsfilter die (normierte) Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T \approx 0.8  das Optimum darstellt.


Optimierung der Grenzfrequenz


SNR in Abhängigkeit der Grenzfrequenz eines Gaußtiefpasses

Für die Systemoptimierung und den Systemvergleich erweist es sich als zweckmäßig,

  • anstelle der ungünstigsten Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm U}
  • das ungünstigste Signal–zu–Rausch–Leistungsverhältnis  (S/N-Verhältnis) zu verwenden:
\rho_{\rm U} = [\ddot{o}(T_{\rm D})]^2/ \sigma_d^2.

Bei Gaußscher Störung besteht folgender Zusammenhang:

p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \sqrt{\rho_{\rm U}} \right) \hspace{0.05cm}.

Die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  kann formal über die Q–Funktion ebenfalls durch ein S/N–Verhältnis ausgedrückt werden:

\rho_d = \left[{\rm Q}^{-1} \left( p_{\rm S} \right)\right]^2 \hspace{0.05cm}.


Die Grafik zeigt die beiden Größen  \rho_d  und  \rho_{\rm U}  in logarithmischer Form abhängig von der normierten Grenzfrequenz  f_{\rm G} \cdot T  eines gaußförmigen Empfangsfilters, wobei  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} E_{\rm B}/N_0 = 13 \ \rm dB  zugrunde liegt.

  • Die blau umrandeten Kreise gelten für  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d   ⇒   „mittleres” Detektions–SNR,
  • Die blau umrandeten Quadrate markieren  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U}   ⇒   „ungünstigstes” SNR.


Zum Vergleich ist als rote horizontale Linie auch das Ergebnis für den   optimalen Binärempfänger  eingezeichnet. Für diesen gilt:

\rho_d = \rho_{\rm U} = {2 \cdot E_{\rm B}}/{ N_0}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d = 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} \approx 16\,{\rm dB} \hspace{0.05cm}.

Man erkennt aus der Darstellung:

  • Das Optimierungskriterium  \rho_d  führt zur optimalen Grenzfrequenz  f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8. Eine kleinere Grenzfrequenz hat stärkere Impulsinterferenzen zur Folge (kleinere Augenöffnung), eine größere Grenzfrequenz bewirkt einen größeren Rauscheffektivwert  \sigma_d.
  • Ein solches gaußförmiges Empfangsfilter mit  f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8  führt zum Störabstand  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d \approx 15 \ \rm dB  und damit zur Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S} \approx 10^{-8}. Zum Vergleich:   Für den optimalen Empfänger (an den Sender angepasste Impulsantwort) ergeben sich  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_d \approx 16 \ \rm dB  und  p_{\rm S} \approx 10^{-10}.
  • Die Grafik zeigt aber auch, dass das sehr viel einfachere Optimierungskriterien   \rho_{\rm U}   (bzw.   p_{\rm U})  näherungsweise zur gleichen optimalen Grenzfrequenz  f_\text{G, opt} \cdot T = 0.8  führt. Für diese Grenzfrequenz erhält man  10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm} \rho_{\rm U} \approx 14.7 \ \rm dB  sowie die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm U} \approx 3 \cdot 10^{-8}.
  • Ist die Grenzfrequenz  f_\text{G} \cdot T < 0.27, so ergibt sich für die vertikale Augenöffnung immer  \ddot{o}(T_{\rm D}) = 0. Man spricht von einem geschlossenen Auge. Dies hat zur Folge, dass einige ungünstige Impulsfolgen auch ohne Rauschen immer falsch entschieden würden. Es tritt ein systematischer Fehler auf.
  • Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Optimierungskriterium   \rho_{\rm U}  auch bei kleinerem  E_{\rm B}/N_0  ausreichend ist. Bei einem verzerrungsfreien Kanal   ⇒   H_{\rm K}(f) = 1, ergibt sich somit die optimale Grenzfrequenz des Gaußtiefpasses stets zu  f_\text{G, opt} \cdot T \approx 0.8, zumindest bei realitätsnaher Betrachtungsweise.

Alle Aussagen dieses Kapitels können mit dem interaktiven Applet Augendiagramm und Augenöffnung nachvollzogen werden.

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 3.2: Augendiagramm nach Gaußtiefpass

Aufgabe 3.2Z: Optimale Grenzfrequenz bei Gauß-Tiefpass