Exercise 4.6: Locality Curve for SSB-AM
Wir betrachten das analytische Signal s+(t) mit der Spektralfunktion
S+(f)=1⋅δ(f−f50)−j⋅δ(f−f60).
Hierbei stehen f50 und f60 als Abkürzungen für die Frequenzen 50 kHz bzw. 60 kHz.
In dieser Aufgabe soll der Verlauf des äquivalenten Tiefpass-Signals sTP(t) analysiert werden, das in diesem Tutorial auch als Ortskurve bezeichnet wird.
- In den Teilaufgaben (1) bis (3) gehen wir davon aus, dass das Signal s(t) durch eine Einseitenband-Amplitudenmodulation des sinusförmigen Nachrichtensignals der Frequenz fN=10 kHz mit cosinusförmigem Träger bei fT=f50 entstanden ist, wobei nur das obere Seitenband (OSB) übertragen wird.
- Dagegen wird bei der Teilaufgabe (4) von der Trägerfrequenz fT=f60 ausgegangen. Diese Annahme setzt voraus, dass eine USB-Modulation stattgefunden hat.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Äquivalentes Tiefpass-Signal und zugehörige Spektralfunktion.
- Sollte die Eingabe des Zahlenwertes „0” erforderlich sein, so geben Sie bitte „0.” ein.
- Sie können Ihre Lösung mit dem folgenden Interaktionsmodul überprüfen:
Ortskurve – Darstellung des äquivalenten Tiefpass-Signals
Fragebogen
Musterlösung
1. Das Spektrum des äquivalenten TP–Signals lautet mit der Trägerfrequenz fT=f50=50 kHz:
STP(f)=S+(f+f50)=1⋅δ(f)−j⋅δ(f−f10).
Damit ergibt sich für das dazugehörige Zeitsignal:
sTP(t)=1−j⋅ejω10t.
Ausgehend vom Punkt (1,–j) verläuft sTP(t) auf einem Kreis mit Mittelpunkt (1,0) und Radius 1. Die Periodendauer ist gleich dem Kehrwert der Frequenz: T0=1/f10=100 μs ⇒ Antwort 2.
2. Spaltet man obige Gleichung nach Real- und Imaginäranteil auf, so erhält man:
sTP(t)=1+sin(ω10t)−j⋅cos(ω10t).
Dies führt zur Betragsfunktion
a(t)=|sTP(t)|=√Re[sTP(t)]2+Im[sTP(t)]2==√1+2sin(ω10t)+sin2(ω10t)+cos2(ω10t)=√2⋅(1+sin(ω10t)).
- Der Maximalwert ergibt sich aus sin( ω10⋅t≤1 ) ⇒ amax=2_.
- Für den Minimalwert erhält man unter Berücksichtigung von sin(ω10⋅t)≥−1 ⇒ amin=0_.
- Bei t=0 ist der Betrag gleich a0=√2≈1.414_.
3. Entsprechend der allgemeinen Definition gilt:
ϕ(t)=arctanIm[sTP(t)]Re[sTP(t)]=arctan−cos(ω10t)1+sin(ω10t).
Für t=0 ist cos(ω10⋅t)=1 und sin(ω10⋅t)=0. Daraus folgt:
ϕ(t=0)=arctan(−1)=−45∘_.
Dagegen gilt für t=T0/4=25 μs :
cos(ω10t)=0;sin(ω10t)=1⇒ϕ(t=25μs)=0_.
Die beiden bisher berechneten Winkel kann man auch aus obiger Grafik ablesen.
Der Phasenwert bei t=75 μs muss dagegen durch Grenzübergang bestimmt werden, da hier sowohl der Real- als auch der Imaginärteil 0 werden und somit das Argument der arctan–Funktion unbestimmt ist. Man erhält ϕ(t=75 μs)=0_.
Dieses Ergebnis soll hier numerisch nachgewiesen werden:
- Berechnet man die Phasenfunktion für t=74 μs, so erhält man mit ω10⋅t=1.48⋅π⇒266.4∘:
- ϕ(t=74μs)=arctancos(86.4∘)1−sin(86.4∘)=arctan0.0621−0.998≈arctan(31)≈88∘.
- Entsprechend gilt für t=76 μs mit ω10⋅t=1.52⋅π⇒273.6∘ :
- ϕ(t=76μs)=arctan−cos(86.4∘)1−sin(86.4∘)≈arctan(−31)≈−88∘.
- Diese Zahlenwerte lassen darauf schließen, dass die Grenzwerte für t→75 μs sich zu ±90∘ ergeben, je nachdem, ob man sich diesem Wert von oben oder unten nähert.
- Der Phasenwert bei exakt t=75 μs ist gleich dem Mittelwert zwischen rechts- und linksseitigem Grenzwert, also tzatsächlich 0.
4. Nun lauten die Gleichungen für Zeit– und Frequenzbereich:
STP(f)=S+(f+f60)=−j⋅δ(f)+δ(f+f10).
sTP(t)=−j+1⋅e−jω10t.
In der Grafik ist sTP(t) dargestellt. Man erkennt: Die Ortskurve ist wiederum ein Kreis mit Radius 1, aber nun mit Mittelpunkt (0, –j). Es gilt auch hier sTP(t = 0) = 1 – j. Man bewegt sich nun auf der Ortskurve im Uhrzeigersinn. Die Periodendauer beträgt weiterhin T0 = 1/f10 = 100 μs. Die Ortskurve ist gegenüber Punkt a) nur um 90° in der komplexen Ebene gedreht. Für alle Zeiten ergeben sich die gleichen Zeigerlängen wie für fT=f50. Der Betrag bleibt gleich. Die Phasenfunktion Φ(t) liefert nun Werte zwischen –π und 0, während die in der Teilfrage 3) berechnete Phasenfunktion Werte zwischen –pi/2 und +π/24 angenommen hat. Es gilt:
ϕd(t)=−(ϕc(t)+90∘).
Richtig sind somit der erste und der dritte Lösungsvorschlag.