Fourier Series

From LNTwww


Allgemeine Beschreibung

Jede periodische Funktion x(t) kann in allen Bereichen, in denen sie stetig ist oder nur endlich viele Sprungstellen aufweist, in eine trigonometrische Reihe entwickelt werden, die man als Fourierreihe bezeichnet.

Die Fourierreihe eines periodischen Signals x(t) lautet wie folgt:

x(t)=A0+n=1Ancos(nω0t)+n=1Bnsin(nω0t).

Hierbei bezeichnen:

  • A0 den Gleichanteil von x(t),
  • An die Cosinuskoeffizienten ,
  • Bn die Sinuskoeffizienten,
  • ω0=2π/T0 die Grundkreisfrequenz des periodischen Signals (T0 ist die Periodendauer).


Soll die Fourierreihe mit dem tatsächlichen periodischen Signal x(t) exakt übereinstimmen, so müssen im Allgemeinen unendlich viele Cosinus– und Sinuskoeffizienten zur Berechnung herangezogen werden. Bricht man die Fourierreihe ab und verwendet jeweils nur N dieser Koeffizienten An und Bn, so ergibt sich bis auf Sonderfälle ein etwas anderer Funktionsverlauf:

xN(t)=A0+Nn=1Ancos(nω0t)+Nn=1Bnsin(nω0t).

Zwischen dem periodischen Signal und der Fourierreihenapproximation gilt der Zusammenhang:

x(t)=limNxN(t).

Ist Nf0 die höchste im Signal x(t) vorkommende Frequenz, so gilt natürlich xN(t)=x(t).


Wir betrachten zwei periodische Rechtecksignale, jeweils mit der Periodendauer T0 und der Grundkreisfrequenz ω0=2π/T0. Für das oben skizzierte gerade Zeitsignal gilt xg(t)=xg(t). Dagegen ist die unten dargestellte Funktion ungerade: xu(t)=xu(t).

Gerades und ungerades Rechtecksignal

In Formelsammlungen, z. B. [BS01], findet man die Fourierreihendarstellungen beider Signale:

xg(t)=4π[cos(ω0t)13cos(3ω0t)+15cos(5ω0t)+],

xu(t)=4π[sin(ω0t)+13sin(3ω0t)+15sin(5ω0t)++].

Wegen der allgemeingültigen Beziehung

113+1517+19+=π4

ergeben sich die Amplituden der beiden Rechtecksignale (Maximalwerte zum Beispiel bei t = 0 bzw. T0/4) jeweils zu 1. Dies lässt sich auch anhand der Signalverläufe in der obigen Grafik verifizieren.


Berechnung der Fourierkoeffizienten

Der Fourierkoeffizient A0 gibt den Gleichanteil an, der durch Mittelung über den Signalverlauf x(t) bestimmt werden kann. Aufgrund der Periodizität genügt die Mittelung über eine Periode:

A0=1T0+T0/2T0/2x(t)dt.

Der Integrationsbereich kann auch von 0 bis T0 (oder über eine anders festgelegte gleich lange Periode) gewählt werden. Die Bestimmung der Fourierkoeffizienten An und Bn (n1) beruht auf der Eigenschaft, dass die harmonischen Cosinusfunktionen und Sinusfunktionen so genannte Orthogonalfunktionen sind. Für diese gilt+T0/2T0/2cos(nω0t)cos(mω0t)dt={T0/20fallsm=n,sonst

+T0/2T0/2sin(nω0t)sin(mω0t)dt={T0/20fallsm=n,sonst

+T0/2T0/2cos(nω0t)sin(mω0t)dt=0f¨urallem,n.

Berücksichtigt man diese Gleichungen, so ergeben sich für die Cosinus– und Sinuskoeffizienten:

An=2T0+T0/2T0/2x(t)cos(nω0t)dt,

Bn=2T0+T0/2T0/2x(t)sin(nω0t)dt.

Nachfolgend finden Sie ein Lernvideo zur weiteren Verdeutlichung dieser Gleichungen: Zur Berechnung der Fourierkoeffizienten (Dauer 3:50)


Wir betrachten die nachfolgend gezeichnete periodische Zeitfunktion

x(t)=0.4+0.6cos(ω0t)0.3sin(3ω0t).

Da das Integral der Cosinus– und der Sinusfunktion über jeweils eine Periode identisch 0 ist, erhält man für den Gleichsignalkoeffizienten A0 = 0.4.

Zur Berechnung der Fourierkoeffizienten

Die Bestimmungsgleichung für den Cosinuskoeffizienten A1 lautet (Integration von 0 bis T0):

A1=2T0T000.4cos(ω0t)dt+2T0T000.6cos2(ω0t)dt2T0T000.3sin(3ω0t)cos(ω0t)dt.

Das letzte Integral ist aufgrund der Orthogonalität gleich 0; das erste ist ebenfalls 0. Nur der mittlere Term liefert hier einen Beitrag zu A1 = 2 · 0.6 · 0.5 = 0.6. Bei allen weiteren (n2) Cosinuskoeffizienten liefern alle drei Integrale den Wert 0, und es gilt somit stets An1=0. Die Bestimmungsgleichungen für die Sinuskoeffizienten Bn lauten entsprechend:

B_{\it n}=\frac{2}{T_0}\cdot \int^{T_0}_{0}0.4 \cdot \sin(n \ \omega_0  t)\,{\rm d}t \; & + & \linebreak \;\frac{2}{T_0} \cdot \int^{T_0}_{0}0.6\cdot \cos(\omega_0  t) \sin(n \omega_0  t)\,{\rm d}t \; \\ \\ & - & \; \frac{2}{T_0}\cdot  \int^{T_0}_{0}0.3\cdot \sin(3 \omega_0  t) \sin(n  \omega_0 t )\,{\rm d}t.

Für n3 sind alle drei Integralwerte gleich 0 und damit gilt auch Bn = 0. Dagegen liefert für n=3 das letzte Integral einen Beitrag, und man erhält für den Sinuskoeffizienten B3 = –0.3.


Ausnutzung von Symmetrieeigenschaften

Einige Erkenntnisse über die zu erwartenden Fourierkoeffizienten An und Bn lassen sich bereits aus den Symmetrieeigenschaften der Zeitfunktion x(t) ablesen.

  • Ist das Zeitsignal x(t) eine gerade Funktion ⇒ achsensymmetrisch um die Ordinate (t = 0), so verschwinden alle Sinuskoeffizienten Bn, da die Sinusfunktion selbst eine ungerade Funktion ⇒ sin(α)=sin(α) ist:

Bn=0(n=1,2,3,...).

  • Eine ungerade Funktion x(t) ist punktsymmetrisch um den Koordinatenursprung (t= 0; x =0). Deshalb müssen hier alle Cosinuskoeffizienten verschwinden (An = 0), da die Cosinusfunktion selbst gerade ist. In diesem Fall ist auch der Gleichanteil A0 stets 0.

An=0(n=0,1,2,3,...).

  • Liegt eine Funktion ohne Gleichanteil vor (A0 = 0) und ist diese innerhalb einer Periode ungerade ⇒ es gilt x(t)=x(tT0/2), so sind in der Fourierreihendarstellung nur ungerade Vielfache der Grundfrequenz vorhanden. Für die Koeffizienten mit geradzahligem Index gilt dagegen stets:

An=Bn=0(n=2,4,6,...).

  • Sind alle Koeffizienten An und Bn mit geradzahligem Index (n = 2, 4, ...) gleich 0 und der Koeffizient A00, so bezieht sich die im letzten Punkt genannte Symmetrieeigenschaft auf den Gleichsignalanteil, und es gilt:

x(t)=2A0x(tT0/2).

Anmerkung: Es können auch mehrere dieser Symmetrieeigenschaften gleichzeitig erfüllt sein. Die Symmetrieeigenschaften der Fourierkoeffizienten werden im ersten Teil des nachfolgenden Videos zusammenfassend dargestellt: Eigenschaften und Genauigkeit der Fourierreihe (Dauer Teil 1: 3:31 – Teil 2: 8:39)

Die oben genannten Eigenschaften werden nun an drei Signalverläufen verdeutlicht. x1(t) ist eine gerade und mittelwertbehaftete Funktion, die dementsprechend ausschließlich durch Cosinuskoeffizienten An bestimmt ist (Bn = 0).

Symmetrieeigenschaften der Fourierkoeffizienten

Dagegen sind bei der ungeraden Funktion x2(t) alle An (n0) identisch 0. Die ungerade Funktion x3(t) beinhaltet ebenfalls nur Sinuskoeffizienten, aber wegenx3(t)=x3(tT0/2) ausschließlich für ungeradzahlige Werte von n.


Komplexe Fourierreihe

Wie auf der Seite Darstellung mit Cosinus- und Sinusanteil im Kapitel 2.3 für den Fall einer harmonischen Schwingung bereits gezeigt wurde, kann man jedes beliebige periodische Signal

x(t)=A0+n=1Ancos(nω0t)+n=1Bnsin(nω0t)

auch mit Hilfe der Betrags- und Phasenkoeffizienten darstellen:

x(t)=C0+n=1Cncos(nω0tφn).

Diese modifizierten Fourierkoeffizienten weisen folgende Eigenschaften auf:

  • Der Gleichsignalkoeffizient C0 ist identisch mit A0.
  • Die Betragskoeffizienten lauten: Cn=(A2n+B2n)1/2).
  • Für die Phasenkoeffizienten gilt: ϕn = arctan (Bn/An).


Mit der Eulerschen Beziehung cos(x) + j \cdot sin(x) = \text{e}^{jx} erhält man eine zweite Darstellungsvariante der Fourierreihenentwicklung, die von der komplexen Exponentialfunktion ausgeht.

Die komplexe Fourierreihe eines periodischen Signals x(t) lautet wie folgt:

x(t)=+n=Dnejnω0t.


Hier bezeichnen Dn die komplexen Fourierkoeffizienten, die sich aus den Cosinuskoeffizienten An und den Sinuskoeffizienten Bn oder auch aus den Betragskoeffizienten Cn sowie den Phasenkoeffizienten ϕn wie folgt berechnen lassen (gültig für n0):

Dn=1/2(AnjBn)=1/2Cnejφn.

Die komplexen Fourierkoeffizienten kann man nach folgender Gleichung auch direkt berechnen:

Dn=1T0+T0/2T0/2x(t)ejnω0tdt.

Solange das Integrationsintervall T0 erhalten bleibt, kann dieses ebenso wie bei den Koeffizienten An und Bn beliebig verschoben werden, zum Beispiel von 0 bis T0. Der Koeffizient D0 = A0 ist stets reell. Für die komplexen Koeffizienten mit negativem Laufindex (n<0) gilt:

Dn=Dn=1/2(An+jBn).


Spektrum eines periodischen Signals

Ausgehend von der gerade abgeleiteten komplexen Fourierreihe

x(t)=+n=Dnejnω0t

und dem bereits in Kapitel 2.3 benutzten Verschiebungssatz erhält man für das Spektrum eines periodischen Signals x(t):

X(f)=+n=Dnδ(fnf0).

Dies bedeutet:

  • Das Spektrum eines mit T0 periodischen Signals ist ein Linienspektrum bei ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz f0=1/T0.
  • Der Gleichanteil liefert eine Diracfunktion bei f=0 mit dem Impulsgewicht A0.
  • Daneben gibt es Diracfunktionen δ(f±nf0) bei Vielfachen von f0, wobei δ(fnf0) eine Diracfunktion bei f=nf0 (also im positiven Frequenzbereich) und δ(fnf0) eine solche bei der Frequenz f=nf0 (im negativen Frequenzbereich) kennzeichnet.
  • Die Impulsgewichte sind im allgemeinen komplex.

Diese Aussagen werden auf der nächsten Seite anhand zweier Beispiele verdeutlicht.

Wir betrachten – wie im Beispiel zu Beginn dieses Abschnitts - zwei periodische Rechtecksignale, jeweils mit Periodendauer T0 und Grundfrequenz f0=1/T0. Das Signal

xg(t)=4π[cos(ω0t)13cos(3ω0t)+15cos(5ω0t)+]

ist eine gerade, aus verschiedenen Cosinusanteilen zusammengesetzte Funktion. Die zugehörige Spektralfunktion Xg(f) ist damit rein reell. Wie auf der Seite Spektraldarstellung eines Cosinussignals bereits beschrieben wurde, liefert die Grundwelle zwei Diracfunktionen bei ±f0, jeweils gewichtet mit 2/π. Dieses Gewicht entspricht den (im Allgemeinen komplexen) Fourierkoeffizienten D1=D1, die nur im Sonderfall einer geraden Funktion reell sind. Weitere Diracfunktionen gibt es bei ±3f0 (negativ), ±5f0 (positiv), ±7f0 (negativ) usw. Alle Phasenwerte ϕn sind aufgrund der alternierenden Vorzeichen entweder 0 oder π.

Spektrum eines periodischen Rechtecksignals

Die unten dargestellte Funktion xu(t) ist ungerade:

xu(t)=4π[sin(ω0t)+13sin(3ω0t)+15sin(5ω0t)+].

Wie auf der Seite Spektraldarstellung eines Sinussignals bereits beschrieben wurde, liefert hier die Grundwelle zwei Diracfunktionen bei +f0 (gewichtet mit j2/π"UNIQMathJax30QINU").AuchalleweiterenDiracfunktionenbei\pm 3f_0,\pm 5f_0,usw.sindreinimaginärundingleicherRichtunggewichtetwiedieDiracfunktionenbei\pm f_0.DiebeidenBetragsspektrensindgleich:|X_u(f)| = |X_g(f)|.<divstyle="clear:both;"></div></div>=="UNIQh5QINU"DasGibbschePhänomen==NichtjedesSignaleignetsichfürdieFourierreihendarstellung.HiereinigeEinschränkungen:EinewichtigeVoraussetzungfürdieKonvergenzderFourierreiheist,dassdasSignalnurendlichvieleUnstetigkeitsstellenjePeriodebesitzendarf.AndenjenigenStellent=t_i,andenenx(t)Sprüngeaufweist,konvergiertdieReihegegendenausdemjeweiligenlinksundrechtsseitigenGrenzwertgebildetenarithmetischenMittelwert.InderUmgebungsolcherSprungstellenkommtesinderReihendarstellungmeistzuhochfrequentenOszillationen.DieserFehleristvonprinzipiellerArt,dasheißt,erließesichauchnichtvermeiden,wennmanunendlichvieleSummandenberücksichtigenwürde.MansprichtvomGibbschenPhänomen,benanntnachdemPhysikerJosiahWillardGibbs.DurcheineErhöhungvonNwirdzwarderfehlerhafteBereichkleiner,nichtjedochdiemaximaleAbweichungzwischendemSignalx(t)undderFourierreihendarstellungx_N(t).DermaximaleFehlerbeträgtca.9N.DasGibbschePhänomenundweitereinteressanteAspektewerdenineinemLernvideobehandelt:EigenschaftenundGenauigkeitderFourierreihe(DauerTeil1:3:31Teil2:8:39)<divclass="example">LinkssehenSiegepunkteteinenAusschnitteinesperiodischen\pm 1RechtecksignalsunddiedazugehörigeFourierreihendarstellungmitN=1,3und5Summanden.DieGrundwellehathierdenAmplitudenwert/\pi \approx 1.27.AuchmitN=5(dasbedeutetwegenA_2=A_4= 0 drei Summanden) unterscheidet sich die Fourierreihe vom anzunähernden Rechtecksignal noch deutlich, vor allem im Bereich der Flanke.

[[File:P_ID2720__Sig_T_2_4_S7_neu.png|250px|right|Zum Gibbschen Phänomen]]

Aus dem rechten Bild ist zu erkennen, dass die Flanke und der innere Bereich mit
N=100relativgutnachgebildetwerden,esaberanderSprungstelleaufgrunddesGibbschenPhänomensnochimmerzuÜberschwingernkommt.DahierdieSprungamplitudenjeweilsgleich2sind,ergebensichdieMaximalwertenäherungsweisezu1.18.MitN$ = 1000 wären die Überschwinger genau so groß, aber auf einen noch engeren Raum begrenzt und bei zeitdiskreter Darstellung eventuell nicht mehr sichtbar.


Aufgaben zu Kapitel 2.4