Further Developments of UMTS

From LNTwww


High–Speed Downlink Packet Access


Um dem steigenden Bedarf an höheren Datenraten im Mobilfunk gerecht zu werden und eine immer bessere Dienstgüte zu gewährleisten, wurde der Standard UMTS–Release 99 bis heute (2008) in fünf Phasen weiterentwickelt. In der Grafik sind die einzelnen Entwicklungsphasen zeitlich dargestellt.

Weiterentwicklung von UMTS zwischen 2000 und 2008

Die wichtigsten Weiterentwicklungen waren

  • das UMTS Release 5 mit  HSDPA  und
  • das UMTS Release 6 mit  HSUPA.


Für diese beiden Standards standen vor allem die Steigerung der zur Verfügung gestellten Datenraten für Downlink und Uplink sowie eine größere Bandbreiteneffizienz und Zellenkapazität im Vordergrund. Zusammen ergeben HSDPA und HSUPA den  HSPA–Standard.

  • 2002 wurde High–Speed Downlink Packet Access – abgekürzt  HSDPA  – mit dem UMTS Release 5 spezifiziert und 2006 eingeführt, um Datenrate und Durchsatz gegenüber dem ursprünglichen UMTS–Standard zu steigern sowie Antwortzeiten bei paketvermittelter Übertragung zu verkürzen.
  • In HSPDA betragen die zur Verfügung gestellten Datenraten zwischen  $\text{500 kbit/s}$  und  $\text{3.6 Mbit/s}$  – theoretisch sogar bis  $\text{14.4 Mbit/s}$. Im Vergleich zur Datenrate von UMTS R’99  $\text{(14.4 kbit/s}$  bis  $\text{2 Mbit/s)}$  stellen diese Werte eine Verdoppelung bis Vervierfachung dar.


Kennzeichen von HSDPA

Folgende technische Verfahren tragen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit von HSDPA gegenüber UMTS bei. Im Schaubild sind diese Features zusammengestellt:

  • Einführung eines zusätzlichen gemeinsam genutzten Kanals:  HS–PDSCH,
  • Verwendung des  Hybrid–ARQ–Verfahrens,
  • Minimierung der  Verzögerungszeiten,
  • Einführung eines  Node B Schedulings,
  • Verwendung von  adaptiver Modulation, Codierung und Übertragungsrate.


Zusätzliche Kanäle in HSDPA


Der  High–Speed Downlink Physical High Speed Channel  – Kurzbezeichnung  HS–PDCH  – ist ein Hochgeschwindigkeits–Transportkanal, der für die Übertragung von Teilnehmerdaten verwendet wird. Er vereinigt die Eigenschaften eines gemeinsam genutzten und eines dedizierten Kanals:

  • Im Downlink können ein oder mehrere Kanäle von mehreren Teilnehmern gleichzeitig verwendet werden. Dies ermöglicht die simultane Übertragung gleicher Daten an unterschiedliche Teilnehmer sowie eine signifikante Erhöhung der Übertragungsgeschwindigkeit durch Bündelung mehrerer Kanäle dieser Art.
  • In einem jeden HS–PDCH beträgt der Spreizfaktor  $J = 16$. Dies bedeutet, dass in einer Zelle theoretisch bis zu fünfzehn solcher Kanäle gleichzeitig verwendet werden können. In der Praxis werden jedoch stets nur zwischen fünf und zehn Kanäle genutzt, da die restlichen Kanäle für den Betrieb anderer Dienste benötigt werden.


Transportkanäle, logische Kanäle und physikalische Kanäle bei HSPA

Die Ressourcenzuteilung für den  High–Speed Shared Data Channel  (HS–DSCH)  erfolgt über so genannte  High–Speed Shared Control Channels  (HS–SCCH). Ein Empfänger muss daher in der Lage sein, bis zu vier solcher Kanäle gleichzeitig empfangen und decodieren zu können.

  • Zusätzlich zu den oben vorgestellten Kanälen wird ein  Dedicated Physical Control Channel  (DPCCH) für die Übertragung von Kontrolldaten im Uplink und ein  Dedicated Control Channel  (DCCH)  für die Lokalisierungsprozedur im Down– und Uplink genutzt.
  • Für die Übertragung von IP–Nutzdaten in der Aufwärtsrichtung ist jeweils ein   Dedicated Traffic Channel  (DTCH)  verantwortlich.


HARQ–Verfahren und Node B Scheduling


Weiteres Merkmal von HSDPA ist die Reduzierung der Paketumlaufzeit  (englisch:  Round–Trip Delay, RTD)  und die Verwendung des HARQ–Verfahrens:

  • Die  Paketumlaufzeit  wurde durch HSDPA auf  $\text{70 ms}$  gesenkt (gegenüber  $\text{160 ... 200 ms}$  bei UMTS R’99), was für einige Anwendungen  (zum Beispiel Web–Browsing)  von großer Bedeutung ist. Diese Reduzierung wurde durch Verringern der Transportblocklänge auf ca.  $2$  Millisekunden erreicht (vorher hatte diese  $\text{10 ms}$  bzw.  $\text{20 ms}$  betragen).
  • In jedem „Node B” wurde ein  Hybrid Automatic Repeat Request  (HARQ)  implementiert, um die Übertragungsverzögerungen zu minimieren. Dieser Mechanismus verhindert, dass es durch das erneute Übertragen von fehlerhaften Blöcken zu signifikanten Verzögerungen kommt. Solche Verzögerungen können nämlich vom TCP–Protokoll als Blockierungen interpretiert werden, was dann zu weiteren Verzögerungen führt.


Unter Verwendung des HARQ–Mechanismus und mit Transportblocklängen von  $\text{2 ms}$  betragen die Übertragungsverzögerungen in HSPDA weniger als  $\text{10 ms}$. Dies ist eine entscheidende Verbesserung im Vergleich zu UMTS, bei dem eine Fehlerdetektion (verbunden mit einer erneuten Übertragung) ca.  $\text{90 ms}$  in Anspruch nimmt.

Beim HARQ–Verfahren wird bei jedem einzelnen Transportrahmen die Detektion eines bzw. keines Fehlers  (englisch:  Acknowledgement, ACK/NACK)  quittiert. Dieses Verfahren wird als  Stop and Wait  (SAW) bezeichnet.

Vergrößerung der Datenrate durch HARQ

$\text{Beispiel 1:}$  Die Grafik zeigt die erreichbare Datenrate in Abhängigkeit des Quotienten  $E_{\rm B}/N_0$  (in dB).

  • Man erkennt entscheidende Verbesserungen durch den HARQ–Mechanismus, insbesondere bei kleinen Werten von  $E_{\rm B}/N_0$.
  • Dagegen wird mit HARQ die Datenrate nicht weiter vergrößert, wenn  $10 · \lg \E_{\rm B}/N_0 > 2 \ \rm dB$  ist.


Die folgende Grafik soll die  Funktionsweise des HARQ–Verfahrens  verdeutlichen. Es sind folgende Schritte zu unterscheiden:

  • Vor dem Senden informiert die Basisstation den Empfänger mit Hilfe des Kanals  HS–SCCH  über eine bevorstehende Übertragung, wobei ein  HS–SCCH–Rahmen über drei Zeitschlitze verfügt.
  • Die Kontrolldaten kommen beim Empfänger an und werden unmittelbar nach Ankunft des ersten  SCCH–Zeitschlitzes ausgewertet.
  • Die Datenübertragung auf dem  HS–PDSCH  startet, sobald der Teilnehmer die ersten zwei Zeitschlitze des Kontrolldatenblocks erhalten hat.
  • Innerhalb von  $\text{5 ms}$  nach Erhalt eines Datenrahmens muss der Empfänger den gesamten Rahmen decodiert und auf Fehler überprüft haben.
  • Bei fehlerfreier Übertragung wird eine positive Quittierung  (ACK)  in Aufwärtsrichtung versendet, ansonsten wird ein  Non Acknowledgement  (NACK)  geschickt.


Zum HARQ–Verfahren

Da der HARQ einen neuen Rahmen erst versendet, wenn die Quittierung der bereits übertragenen Rahmen vorliegt, muss der Empfänger in der Lage sein, bis zu acht HARQs zu verwalten. Dies garantiert die richtige Reihenfolge und dadurch die richtige Verarbeitung der Daten in den höheren Ebenen.

$\text{Zu erwähnen ist auch:}$ 

Zusätzlich zu HARQ wurde in dem  UMTS Release 5  ein  Node B Scheduling  eingeführt, um auf Veränderungen der Übertragungsbedingungen einzelner Teilnehmer (zum Beispiel durch Fading) schnell reagieren zu können.

  • Mit Hilfe dieses Schedulings wird entschieden, welche Rahmen welchem Übertragungskanal zugewiesen werden.
  • Bei dem Scheduling werden Prioritäten vergeben. Ein Rahmen wird erst gesendet, wenn er über die höchste Priorität verfügt, was gleichbedeutend damit ist, dass er mit der größten Wahrscheinlichkeit richtig empfangen wird.
  • Durch dieses Scheduling wird die zur Verfügung gestellte Bandbreite besser ausgenutzt und die Zellenkapazität signifikant gesteigert.


Adaptive Modulation, Codierung und Übertragungsrate


In HSDPA werden die Signale adaptiv moduliert. Das bedeutet:

  • Unter guten Übertragungsbedingungen wird eine höherstufige Modulation (16–QAM bzw. 64–QAM) verwendet.
  • Bei schlechteren Bedingungen wird auf Quaternary Phase Shift Keying (QPSK) oder 4–QAM umgeschaltet.


Zusätzlich zur Modulation kann die Codierung sowie die Anzahl der von einem Teilnehmer gleichzeitig verwendeten HS–DSCH–Kanäle je nach Kanalqualität ziemlich flexibel und schnell (alle 2 ms) verändert werden. Trotz der gleichzeitigen Verwendung von adaptiver Modulation und adaptiver Codierung wird die Leistung stets konstant gehalten.

Adaptive Modulation und Codierung in HSDPA

Die Leistungsregelung läuft in HSDPA unterschiedlich zu UMTS R’99 ab:

  • Die Sendeleistung wird stets an die Signalqualität angepasst, während die Bandbreite möglichst konstant gehalten werden sollte.
  • Nur falls die Leistung nicht mehr erhöht werden kann, wird der Spreizfaktor vergrößert und damit die Datenrate heruntergesetzt.


Die maximal erreichbare Datenrate hängt vorwiegend von der Leistungsfähigkeit des Empfängers und vom Transportformat und den Ressourcenkombinationen (TFRC) ab.

In der Tabelle sind verschiedene Parameterkombinationen für Modulation und Coderate angegeben und die daraus resultierenden Bitraten zu ersehen. Nicht berücksichtigt ist in dieser Zusammenstellung der Overhead.

High–Speed Uplink Packet Access


Seit UMTS R’99 wurden die Spezifikationen für den Uplink nicht mehr weiterentwickelt, obwohl die bidirektionalen symmetrischen Anwendungen immer mehr an Bedeutung gewonnen haben und immer größere Anforderungen an die Übertragungsgeschwindigkeiten gestellt wurden. Die Datenraten betrugen bis zur Einführung von Release 6 zwischen 64 und 128 kbit/s, bei idealen Bedingungen bis zu 384 kbit/s.

Mit dem UMTS Release 6 wurde 2004 High-Speed Uplink Packet Access (HSUPA) definiert und 2007 eingeführt. Dadurch wurden die Datenraten auf der Aufwärtsstrecke erheblich gesteigert. Diese betragen theoretisch bis zu 5.8 Mbit/s. In der Praxis werden – unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Übertragung für mehrere Nutzer und der Empfängerkapazität – immerhin Übertragungsraten bis ca. 800 kbit/s erreicht.

Die wesentliche Verbesserung durch HSUPA ist auf die Einführung eines zusätzlichen Aufwärtskanals zurückzuführen, dem so genannten Enhanced Dedicated Channel (E-DCH). Dieser minimiert unter anderem in den dedizierten Uplink–Kanälen den Einfluss von Anwendungen mit stark unterschiedlichen und teilweise sehr intensiven Datenaufkommen (englisch: Bursty Traffic).

Obwohl der E–DCH ein dedizierter Transportkanal ist, garantiert er dem Teilnehmer allerdings keine feste Bandbreite in Aufwärtsrichtung, wie es bei UMTS R’99 der Fall ist. Diese flexible und effiziente Zuteilung der Bandbreite in Abhängigkeit der Kanalbedingungen erlaubt eine wesentliche Steigerung der Zellenkapazität.

HSUPA im Überblick

Neben dem neuen Transportkanal (E–DCH) wurden auch im Uplink (HSUPA) analog zum Downlink (HSDPA) zusätzlich folgende Verfahren eingeführt:

  • Node B Scheduling,
  • Hybrid Automatic Repeat Request (HARQ).


Die Verwendung von HSUPA im Uplink ist nur dann sinnvoll, wenn es mit HSDPA im Downlink kombiniert wird. Ihr Zusammenwirken steigert die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems signifikant.


UTRAN Long Term Evolution


Von UMTS zu LTE

Long Term Evolution $\rm (LTE)$ stellt ein Mobilfunksystem der vierten Generation dar, das von der 3gpp parallel zu den unterschiedlichen Weiterentwicklungsphasen von UMTS entworfen und standardisiert wurde, um den stetig wachsenden Anforderungen an zukünftige Mobilfunksysteme gerecht zu werden. Dieses System wird auch als High Speed OFDM Packet Access $\rm (HSOPA)$ bezeichnet.

Das Schaubild fasst die Entwicklung der Mobilfunksysteme aus der Sicht des Jahres 2011 zusammen.
LTE wurde als zukunftsweisende Alternative zu den Mobilfunksystemen der dritten Generation rntwickelt. Die Grundzüge von LTE wurden 2004 definiert, konkrete Anforderungen wurden aber erst 2006 erstellt. Erste Systeme begannen 2011 mit dem Betrieb.

Nachfolgend sind einige Merkmale von UTRAN–LTE stichpunktartig und kommentarlos aufgelistet:

  • Die für GSM und UMTS zugewiesenen Frequenzbereiche werden weiterhin verwendet. Es ist eine Erweiterung in den Bereich um 2600 MHz geplant.
  • Es können zwischen 200 und 400 aktive Teilnehmer gleichzeitig versorgt werden, was eine Steigerung der Zellenkapazität gegenüber UMTS um den Faktor 2 bis 3 bedeutet.
  • Die Reichweite reicht von 5 km (bei optimaler Güte) bis zu 100 km (mit reduzierter Qualität). Die maximalen Datenraten sind mit 100 Mbit/s im Downlink und 50 Mbit/s im Uplink angegeben.
  • Die Verzögerungszeiten werden auf weniger als 5 ms bei größeren Bandbreitenzuweisungen und auf 10 ms bei kleineren Bandbreitenzuweisungen herabgesetzt.
  • Die Bandbreiten können mit 1.25 MHz, 2.5 MHz, 5 MHz, 10 MHz, 15 MHz und 20 MHz in einem sehr weiten Bereich flexibel zugewiesen werden .
  • Vielfachzugriffsverfahren sind Orthogonal Frequency Division Multiple Access (OFDMA) im Downlink und Single Carrier Frequency Division Multiple Muplexing (SC–FDMA) im Uplink.
  • Trotz dieser vielfachen Neuerungen gibt es Kompatibilität zu den Mobilfunksystemen vorheriger Generationen geben und ein nahtloser Übergang zu diesen ist möglich.


Eine detaillierte Beschreibung von LTE finden Sie im vierten Hauptkapitel des Buches Mobile Kommunikation. Dieses entstand allerdings ebenfalls schon 2011, also kurz nach Einführung. Für neuere Artikel verweisen wir auf das Internet.




Aufgabe zum Kapitel


Aufgabe 4.8: HSDPA und HSUPA