Contents
- 1 Lineare Codes und zyklische Codes
- 2 Codefestlegung durch die Prüfmatrix
- 3 Codefestlegung durch die Generatormatrix
- 4 Systematische Codes (1)
- 5 Systematische Codes (2)
- 6 Zusammenhang zwischen Generator– und Prüfmatrix (1)
- 7 Zusammenhang zwischen Generator– und Prüfmatrix (2)
- 8 Darstellung von SPC und RC als duale Codes
Lineare Codes und zyklische Codes
Alle bisher behandelten Codes – Single Parity–check Code, Repetition Code und Hamming–Code – sind linear. Nun wird die für binäre Blockcodes gültige Definition von Linearität nachgereicht.
\[\underline{x}, \underline{x}\hspace{0.05cm}' \in {\rm GF}(2^n),\hspace{0.3cm} \underline{x}, \underline{x}\hspace{0.05cm}' \in \mathcal{C} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}\underline{x} + \underline{x}\hspace{0.05cm}' \in \mathcal{C} \hspace{0.05cm}.\]
Diese Bedingung muss auch für x = x' erfüllt sein.
Hinweis: Die Modulo–Addition wird nun nicht mehr durch das Modulo–Additionszeichen ausgedrückt, sondern mit dem herkömmlichen Pluszeichen. Diese Vereinfachung der Schreibweise wird für den Rest dieses Buches beibehalten.
\[\mathcal{C}_1 = \{ (0, 0, 0) \hspace{0.05cm}, (0, 1, 1) \hspace{0.05cm},(1, 0, 1) \hspace{0.05cm},(1, 1, 0) \}\hspace{0.05cm},\]
\[\mathcal{C}_2 = \{ (0, 0, 0) \hspace{0.05cm}, (0, 1, 1) \hspace{0.05cm},(1, 1, 0) \hspace{0.05cm},(1, 1, 1) \hspace{0.05cm}.\]
Man erkennt:
- Der Code C1 ist linear, da die Modulo–2–Addition zweier beliebiger Codeworte stets auch ein gültiges Codewort ergibt, zum Beispiel (0, 1, 1) + (1, 0, 1) = (1, 1, 0).
- Die obige Definition gilt auch für die Modulo–2–Addition eines Codewortes mit sich selbst, zum Beispiel (0, 1, 1) + (0, 1, 1) = (0, 0, 0) ⇒ Jeder lineare Code beinhaltet das Nullwort.
- Obwohl die letzte Voraussetzung erfüllt wird, ist C2 kein linearer Code. Für diesen Code gilt nämlich beispielsweise: (0, 1, 1) + (1, 1, 0) = (1, 0, 1). Dies ist kein gültiges Codewort von C2.
Im Folgenden beschränken wir uns ausschließlich auf lineare Codes, da nichtlineare Codes für die Praxis von untergeordneter Bedeutung sind.
Man erkennt aus der Tabelle für den HC (7, 4, 3), dass dieser linear und zyklisch ist (schwarz: 4 Informationsbit, rot: n – k = 3 Prüfbit).
Außerdem ergibt sich auch dann ein gültiges Codewort, wenn man alle Bit invertiert: 0 ↔ 1. Auch das 0–Wort (n mal eine „0”) und das 1–Wort (n mal eine „1”) sind bei diesem Code zulässig.
Codefestlegung durch die Prüfmatrix
Wir betrachten den (7, 4, 3)–Hamming–Code mit Codeworten x der Länge n = 7, nämlich
- den k = 4 Informationsbits x1, x2, x3, x4 , und
- den m = 3 Prüfbits x5, x6, x7.
Die Paritätsgleichungen lauten somit:
\[x_1 + x_2 + x_3 + x_5 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} 0 \hspace{0.05cm},\] \[x_2 + x_3 + x_4 + x_6 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} 0 \hspace{0.05cm},\] \[x_1 + x_2 + x_4 + x_7 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} 0 \hspace{0.05cm}. \]
In der Matrixschreibweise lautet dieser Gleichungssatz:
\[{ \boldsymbol{\rm H}} \cdot \underline{x}^{\rm T}= \underline{0}^{\rm T} \hspace{0.05cm}. \]
In dieser Gleichung werden verwendet:
- die Prüfmatrix H mit m = n – k = 3 Zeilen und n = 7 Spalten:
- \[{ \boldsymbol{\rm H}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &1 &0 &1 & 0 & 0\\ 0 &1 &1 &1 &0 & 1 & 0\\ 1 &1 &0 &1 &0 & 0 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\]
- das Codewort x = (x1, x2, ... , x7) der Länge n = 7,
- das Nullvektor 0 = (0, 0, 0) der Länge m = 3.
Durch Transponieren werden aus x und 0 die entsprechenden Spaltenvektoren xT und 0T.
Die Grafik illustriert die m = 3 Paritätsgleichungen eines Codes C mit den Codeparametern n = 6 und k = 3 in der Reihenfolge rot, grün und blau. Entsprechend H · xT = 0T lautet die Prüfmatrix:
\[{ \boldsymbol{\rm H}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &0 &1 &0 & 0\\ 1 &0 &1 &0 &1 & 0\\ 0 &1 &1 &0 &0 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Die 2k = 8 Worte einer systematischen Realisierung dieses Codes lauten (mit den Prüfbits rechts vom kleinen Pfeil):
\[\underline{x}_0 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} (0, 0, 0_{\hspace{0.01cm} \rightarrow} 0, 0, 0)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm} \underline{x}_1 = (0, 0, 1_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}0, 1, 1)\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} \underline{x}_2 = (0, 1, 0_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}1, 0, 1)\hspace{0.05cm},\] \[\underline{x}_3 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} (0, 1, 1_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}1, 1, 0)\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} \underline{x}_4 = (1, 0, 0_{\hspace{0.01cm} \rightarrow} 1, 1, 0)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm} \underline{x}_5 = (1, 0, 1_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}1, 0, 1)\hspace{0.05cm},\] \[\underline{x}_6 \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} (1, 1, 0_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}0, 1, 1)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm} \underline{x}_7 = (1, 1, 1_{\hspace{0.01cm} \rightarrow}0, 0, 0)\hspace{0.05cm}.\]
Man erkennt aus diesen Angaben:
- Die Anzahl der Spalten von H ist gleich der Codelänge n.
- Die Anzahl der Zeilen von H ist gleich der Anzahl m = n – k der Prüfgleichungen.
- Aus H · xT = 0 folgt nicht, dass alle Codeworte eine gerade Anzahl von Einsen beinhalten.
Codefestlegung durch die Generatormatrix
Die Prüfmatrix H eines (n, k)–Blockcodes C hat m = n – k Zeilen und n Spalten. Den gleichen Code kann man aber auch durch die Generatormatrix G mit ebenfalls n Spalten, aber k Zeilen beschreiben:
\[\mathcal{C} \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} \{ \underline{x} \in {\rm GF}(2^n): \hspace{0.2cm}{ \boldsymbol{\rm H}} \cdot \underline{x}^{\rm T}= \underline{0}^{\rm T} \}\hspace{0.05cm},\]
\[\mathcal{C} \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} \{ \underline{x} \in {\rm GF}(2^n)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.1cm}\underline{u} \in {\rm GF}(2^k) : \hspace{0.2cm}\underline{x} = \underline{u} \cdot { \boldsymbol{\rm G}} \}\hspace{0.05cm}.\]
Bevor wir uns den Eigenschaften der Generatormatrix zuwenden, beschreiben wir an einem Beispiel die Erzeugung der Codeworte.
\[{ \boldsymbol{\rm G}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &0 &1 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0\\ 0 &1 &1 &1 &0 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} \underline{g}_1\\ \underline{g}_2\\ \underline{g}_3\\ \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}.\]
Damit werden die Informationsworte u = (u1, u2, u3) den Codeworten x = (x1, x2, x3, x4, x5) gemäß der folgenden Tabelle mit 8 Einträgen zugeordnet. Es gilt x = u · G.
\[\underline{u}_0 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_0 = (0, 0, 0, 0, 0) \hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_1 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_1 = (0, 1, 1, 1, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm}\underline{g}_3\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_2 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_2 = (0, 1, 0, 1, 0)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_2\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_3 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_3 = (0, 0, 1, 0, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_2+\underline{g}_3\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_4 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 0, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_4 = (1, 1, 0, 1, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_1 \hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_5 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm}(1, 0, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_5 = (1, 0, 1, 0, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_1+\underline{g}_3\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_6 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 1, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_6 = (1, 0, 0, 0, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_1+\underline{g}_2\hspace{0.05cm},\]
\[\underline{u}_7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 1, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}_7 = (1, 1, 1, 1, 1) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{g}_1+ \underline{g}_2+\underline{g}_3\hspace{0.05cm}.\]
Die hier zur Berechnung herangezogenen Basisvektoren g1, g2, g3 – jeweils mit der Länge n = 5 – entsprechen den k = 3 Zeilen der Generatormatrix G. Anzumerken ist ferner, dass dieser Code wegen dmin = 1 weder zur Fehlerkorrektur noch zur Fehlererkennung geeignet ist. Trotzdem wird er auch auf den nächsten Seiten beispielhaft weiter betrachtet.
Hinweis: An dieser Stelle möchten wir Sie auf ein Interaktionsmodul zum Buch „Digitalsignalübertragung” aufmerksam machen, das die Bedeutung und Berechnung von Basisfunktionen vermittelt, wenn auch in völlig anderem Zusammenhang als in diesem Buch:
Gram–Schmidt–Verfahren Please add link and do not upload flash files.
Systematische Codes (1)
Die im Beispiel auf der letzten Seite verwendeten Vektoren g1, g2, ... , gk sind die Basisvektoren des linearen Blockcodes C. Der Code selbst kann als k–dimensionaler Untervektorraum von GF(2n) angesehen werden. Die Basisvektoren g1, g2, ... , gk sind linear unabhängig.
Der Untervektorraum C wird aber nicht nur durch die Basisvektoren
\[\underline{g}_1 = (1, 1, 0, 1, 1) \hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} \underline{g}_2 = (0, 1, 0, 1, 0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} \underline{g}_3 = (0, 1, 1, 1, 0) \hspace{0.05cm}\]
aufgespannt, sondern andere Basisvektoren g'1, g'2 und g'3 sind ebenso geeignet, so lange zwischen diesen die lineare Unabhängigkeit gewährleistet ist.
\[{ \boldsymbol{\rm G}} = \begin{pmatrix} \underline{g}_1\\ \underline{g}_2\\ \underline{g}_3\\ \end{pmatrix}= \begin{pmatrix} 1 &1 &0 &1 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0\\ 0 &1 &1 &1 &0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}\hspace{0.05cm}'} = \begin{pmatrix} \underline{g}\hspace{0.05cm}'_1\\ \underline{g}\hspace{0.05cm}'_2\\ \underline{g}\hspace{0.05cm}'_3\\ \end{pmatrix}= \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0\\ 0 &0 &1 &0 &0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Die beiden Codes sind identisch: Sie beinhalten die genau gleichen Codeworte; es gilt nur eine andere Zuordnung. Bei dem Übergang von G auf G' wurden folgende erlaubte Operationen ausgeführt:
\[\underline{g}\hspace{0.05cm}'_1 = \underline{g}_1 + \underline{g}_2 \hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} \underline{g}\hspace{0.05cm}'_2 = \underline{g}_2 \hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} \underline{g}\hspace{0.05cm}'_3 = \underline{g}_2 + \underline{g}_3 \hspace{0.05cm}.\]
Zum entsprechenden Code C ' kommt man mit der Gleichung x ' = u · G.
\[\underline{u}_0 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_0 = (0, 0, 0, 0, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_0 \hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_1 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_1 = (0, 0, 1, 0, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm}\underline{x}_3\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_2 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_2 = (0, 1, 0, 1, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_2\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_3 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_3 = (0, 1, 1, 1, 0) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_1\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_4 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 0, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_4 = (1, 0, 0, 0, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_6 \hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_5 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm}(1, 0, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_5 = (1, 0, 1, 0, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_5\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_6 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 1, 0)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_6 = (1, 1, 0, 1, 1)\hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_4\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_7 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (1, 1, 1)\hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}'_7 = (1, 1, 1, 1, 1) \hspace{0.1cm}= \hspace{0.1cm} \underline{x}_7\hspace{0.05cm}.\]
Die Codeworte xi; beziehen sich auf die Generatormatrix G. Sie finden diese auf der letzten Seite.
Diese Codetabelle macht nochmals deutlich:
- C und C ' beinhalten die genau gleichen Codeworte. Sie sind damit identische Codes und besitzen beide die gleiche Korrekturfähigkeit (siehe nächste Seite).
- C ' ist aber nun ein systematischer Code, da die ersten k Binärstellen eines jeden Codewortes x' mit den Binärstellen des Informationswortes u übereinstimmen.
Systematische Codes (2)
Die Eigenschaft „systematisch” soll nun noch in mathematischer Form angegeben werden.
\[\underline{u} = (u_1, u_2, ... \hspace{0.05cm}, u_k) \hspace{0.3cm} \rightarrow\hspace{0.3cm} \underline{x}\hspace{0.05cm} = (u_1, u_2, ... \hspace{0.05cm}, u_k, x_{k+1}, ... \hspace{0.05cm}, x_n)\hspace{0.05cm},\]
und die Generatormatrix hat die spezifische Form
\[{ \boldsymbol{\rm G_{sys}}} =\left({ \boldsymbol{\rm I}}_k \: ; \: { \boldsymbol{\rm P}}\right)\]
mit der k×k–Einheitsmatrix Ik und einer geeignet zu wählenden (n – k)×k–Matrix P.
Für das Beispiel auf der letzten Seite kann also auch geschrieben werden:
\[{ \boldsymbol{\rm G_{sys}}} =\left({ \boldsymbol{\rm I}}_3 \: ; \: { \boldsymbol{\rm P}}\right)\hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm I_{3}}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 \\ 0 &1 &0 \\ 0 &0 &1 \end{pmatrix}\hspace{0.3cm}{\rm und}\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm P}} = \begin{pmatrix} 0 &1 \\ 1 &0 \\ 0 &0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Erfreulich aus Sicht der Kanalcodierung ist, dass für jeden Code C ein systematischer (identischer oder zumindest äquivalenter) Code Csys gefunden werden kann.
Zum identischen Code (das heißt x und xsys haben die gleichen Codeworte, nur die Zuordnung u → x ist unterschiedlich) kommt man durch folgende Manipulationen bezüglich G:
- Vertauschen oder Permutieren der Zeilen,
- Multiplizieren aller Zeilen mit einem konstanten Vektor ungleich 0,
- Ersetzen einer Zeile durch eine Linearkombination zwischen dieser Zeile und einer anderen.
Ein identischer systematischer Code kann immer dann gefunden werden, wenn zu einer Generatormatrix G eine Matrix A existiert, so dass Gsys = A · G gilt. Ist dies nicht möglich, so findet man zumindest durch Vertauschen oder Permutieren der Spalten von G einen äquivalenten systematischen Code:
\[\mathcal{C}_{\rm sys} = {\rm \pi} (\mathcal{C})\hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm}{\rm \pi}():\hspace{0.15cm}{\rm Permutationsoperator}\hspace{0.05cm}.\]
Die Codes C und Csys beinhalten dann zwar andere Codeworte, aber sie zeigen gleiche Eigenschaften. Beispielsweise weist Csys die gleiche minimale Hamming–Distanz dmin auf wie der Code C.
\[{ \boldsymbol{\rm G}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &0 &0 \\ 0 &0 &1 &1 \end{pmatrix}\hspace{0.3cm}{\rm und}\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G_{sys}}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &1 &0 \\ 0 &1 &0 &1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Gsys ergibt sich aus G durch Vertauschen der zweiten und dritten Spalte. Die zugehörigen Codes beinhalten unterschiedliche Codeworte und sind somit auch nicht identisch. Aber sie sind äquivalent: Es handelt sich in beiden Fällen um einen (4, 2, 2)–Blockcode ⇒ dmin = 2:
\[\mathcal{C} \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \{ (0, 0, 0, 0) \hspace{0.05cm}, (0, 0, 1, 1) \hspace{0.05cm},(1, 1, 0, 0) \hspace{0.05cm},(1, 1, 1, 1) \}\hspace{0.05cm},\]
\[cal{C}_{\rm sys} \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} \{ (0, 0, 0, 0) \hspace{0.05cm}, (0, 1, 0, 1) \hspace{0.05cm},(1, 0, 1, 0) \hspace{0.05cm},(1, 1, 1, 1) \}\hspace{0.05cm}.\]
Zusammenhang zwischen Generator– und Prüfmatrix (1)
Zur Definition dieser beiden Beschreibungsmatrizen gehen wir von folgenden Definitionsgleichungen aus:
\[\underline{x} = \underline{u} \cdot { \boldsymbol{\rm G}} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{x}^{\rm T} = { \boldsymbol{\rm G}}^{\rm T} \cdot \underline{u}^{\rm T} \hspace{0.05cm},\]
\[{ \boldsymbol{\rm H}} \cdot \underline{x}^{\rm T} = { \boldsymbol{\rm 0}}\hspace{0.05cm}.\]
Verknüpft man diese zwei Gleichungen, so erhält man:
\[{ \boldsymbol{\rm H}} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}^{\rm T} \cdot \underline{u}^{\rm T} = \underline{0}\hspace{0.5cm} \forall \hspace{0.15cm}\underline{u} \in {\rm GF}(2^k)\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm H}} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}^{\rm T} = { \boldsymbol{\rm 0}} \hspace{0.05cm}.\]
Anzumerken ist, dass in diesen Gleichungen 0 einen Zeilenvektor mit k Elementen bezeichnet und 0 eine Matrix mit m Zeilen und k Spalten. Alle Elemente von 0 und 0 sind identisch 0.
\[\mathcal{C} = \{ \hspace{0.35cm} ( \hspace{0.05cm} 0, 0, 0, 0, 0) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm} 0, 1, 1, 1, 0) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm}0, 1, 0, 1, 0) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm}0, 0, 1, 0, 0) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm} 1, 1, 0, 1, 1) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm}1, 0, 1, 0, 1) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}( \hspace{0.05cm}1, 0, 0, 0, 1) \hspace{0.05cm},\]
- \[ \hspace{0.8cm}(\hspace{0.05cm}1, 1, 1, 1, 1) \}\hspace{0.05cm}.\]
Aus n = 5 und k = 3 folgt für die Anzahl der Prüfgleichungen m = 2. Durch Analyse der möglichen Codeworte erhält man folgende Ergebnisse:
\[x_1 \oplus x_5 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} 0 \hspace{0.05cm},\] \[x_2 \oplus x_4 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} 0\]
\[\Rightarrow \hspace{0.3cm}{ \boldsymbol{\rm H}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0 \end{pmatrix}\]
\[\Rightarrow \hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm H}} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}^{\rm T} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} 1 &0 &0 \\ 1 &1 &1 \\ 0 &0 &1 \\ 1 &1 &1 \\ 1 &0 &0 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 0 &0 &0 \\ 0 &0 &0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Die Nullmatrix besteht hier aus m = 2 Zeilen und k = 3 Spalten. Beispielsweise gilt für das Element in der ersten Zeile und der ersten Spalte:
\[1 \cdot 1 \hspace{0.05cm}\oplus \hspace{0.05cm} 0 \cdot 1 \hspace{0.05cm}\oplus \hspace{0.05cm} 0 \cdot 0 \hspace{0.05cm}\oplus \hspace{0.05cm} 0 \cdot 1 \hspace{0.05cm}\oplus \hspace{0.05cm} 1 \cdot 1 = 0 \hspace{0.05cm}.\]
Im allgemeinen Fall können H und G nicht direkt ineinander umgerechnet werden, schon allein aufgrund der unterschiedlichen Dimensionen von Prüfmatrix (m x n) und Generatormatrix (k x n).
Zusammenhang zwischen Generator– und Prüfmatrix (2)
Der Rechengang vereinfacht sich, wenn die k×n–Generatormatrix in systematischer Form vorliegt:
\[{ \boldsymbol{\rm G_{sys}}} =\left({ \boldsymbol{\rm I}}_k \: ; \: { \boldsymbol{\rm P}}\right)\hspace{0.05cm}.\]
Dann folgt aus H · GT = 0 für die m×n–Prüfmatrix mit m = n – k:
\[{ \boldsymbol{\rm H}} =\left(-{ \boldsymbol{\rm P}}^{\rm T} \: ; \: { \boldsymbol{\rm I}}_m \right) = \left [ \left({ \boldsymbol{\rm P}}^{\rm T} \: ; \: { \boldsymbol{\rm I}}_m \right)\right ]_{{\rm bin\ddot{a}r}} \hspace{0.05cm}.\]
Die erste der beiden Gleichungen gilt allgemein. Da wir uns im gesamten Kapitel 1 auf binäre Codes beschränken ⇒ C ∈ GF(2n), gilt –P = +P, und man erhält die Form, die wir im Weiteren verwenden.
\[{ \boldsymbol{\rm G_{sys}}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &1 &0\\ 0 &0 &1 &0 &0 \end{pmatrix} =\left({ \boldsymbol{\rm I}}_3 \: ; \: { \boldsymbol{\rm P}}\right)\]
\[\Rightarrow \hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm I_3}}= \begin{pmatrix} 1 &0 &0 \\ 0 &1 &0\\ 0 &0 &1 \end{pmatrix}, \hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm P}}= \begin{pmatrix} 0 &1 \\ 1 &0\\ 0 &0 \end{pmatrix} \hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm P}^{\rm T}} = \begin{pmatrix} 0 &1 &0\\ 1 &0 &0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Damit erhält man für die Prüfmatrix
\[{ \boldsymbol{\rm H}} =\left({ \boldsymbol{\rm P}}^{\rm T} \: ; \: { \boldsymbol{\rm I}}_2 \right) = \begin{pmatrix} 0 &1 &0 &1 &0\\ 1 &0 &0 &0 &1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm},\]
und es ergibt sich folgende Codetabelle:
\[\underline{u}_0 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 0)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_0 = (0, 0, 0, 0, 0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm}\underline{u}_4 = (1, 0, 0)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_4 = (1, 0, 0, 0, 1) \hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_1 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 0, 1)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_1 = (0, 0, 1, 0, 0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm}\underline{u}_5 =(1, 0, 1)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_5 = (1, 0, 1, 0, 1)\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_2 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 0)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_2 = (0, 1, 0, 1, 0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm}\underline{u}_6 =(1, 1, 0)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_6 = (1, 1, 0, 1, 1)\hspace{0.05cm},\] \[\underline{u}_3 \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} (0, 1, 1)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_3 = (0, 1, 1, 1, 0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm}\underline{u}_7 = (1, 1, 1)\hspace{0.2cm} \rightarrow\hspace{0.2cm} \underline{x}\hspace{0.05cm}_7 = (1, 1, 1, 1, 1) \hspace{0.05cm}.\]
Zusammen mit dem Vektor x = (u1, u2, u3, p1, p2) = (x1, x2, x3, x4, x5) lauten dann die Prüfbits
\[p_1 = u_2 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}p_2 = u_1 \hspace{0.05cm},\]
und die entsprechenden Prüfgleichungen des Decoders:
\[x_2 + x_4 = 0 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}x_1 + x_5 = 0 \hspace{0.05cm}.\]
Man erkennt aus diesen Gleichungen und auch aus obiger Codetabelle, dass dieser Code gegenüber einem Übertragungsfehler hinsichtlich des dritten Bits (x3 = u3) keinen Schutz bieten. Damit ist natürlich weder eine Fehlererkennung und noch weniger Fehlerkorrektur möglich. Gleiches gilt aber auch für den nichtsystematischen Code auf der letzten Seite.
Darstellung von SPC und RC als duale Codes
Nun sollen für die bereits in Kapitel 1.3 behandelten Codes noch jeweils die Generatormatrix G und die Prüfmatrix H angegeben werden. Die Codelänge sei für die folgenden Beispiele stets n = 5, doch lassen sich die Ergebnisse auch für andere Codelängen in gleicher Weise interpretieren. Es gilt für
- den Single–Parity–check Code ⇒ SPC (5, 4):
- \[{ \boldsymbol{\rm H}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &1 &1 &1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm}{ \boldsymbol{\rm G}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &0 &1\\ 0 &0 &1 &0 &1\\ 0 &0 &0 &1 &1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}.\]
- den Wiederholungscode (Repetition Code) ⇒ RC (5,1):
- \[{ \boldsymbol{\rm G}} = \begin{pmatrix} 1 &1 &1 &1 &1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm}{ \boldsymbol{\rm H}} = \begin{pmatrix} 1 &0 &0 &0 &1\\ 0 &1 &0 &0 &1\\ 0 &0 &1 &0 &1\\ 0 &0 &0 &1 &1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}.\]
Die jeweils erste Gleichung lässt sich einfach aus der jeweiligen Definition herleiten und die abgeleitete Gleichung folgt aus der Beziehung H · GT = 0. Aus den obigen Matrizen kann verallgemeinert werden:
- Die Generatormatrix des RC (5, 1) ist identisch mit der Prüfmatrix des SPC (5, 4). Es handelt sich jeweils um (5, 1)–Matrizen.
- Die Prüfmatrix des RC (5, 1) ist identisch mit der Generatormatrix des SPC (5, 4). Die beiden Matrizen haben jeweils 5 Spalten und 4 Zeilen.
- Dieser Sachverhalt ergibt sich, weil es sich bei den hier betrachteten Beispielen um duale Codes handelt. Zur Erklärung benötigen wir noch zwei Definitionen:
- \[\left \langle \underline{x} \cdot \underline{x}' \right \rangle = \sum_{i=1 }^{n} x_i \cdot x_i' = 0 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} \left \langle \underline{x} \cdot \underline{x}' \right \rangle \in {\rm GF}(2^n) \hspace{0.05cm}.\]
Wegen der Produktbildung in GF(2n) sind auch folgende Codewort–Paare zueinander orthogonal:
\[\left \langle \hspace{0.1cm}(0, 1, 1, 0) \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm} (1, 1, 1, 0) \hspace{0.1cm} \right \rangle = 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} \left \langle \hspace{0.1cm}(0, 1, 1, 0) \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm} (0, 1, 1, 0) \hspace{0.1cm}\right \rangle = 0\hspace{0.05cm}.\]
Der Code C spannt einen k–dimensionalen Untervektorraum in GF(2n) auf. Der Untervektorraum des dualen Codes C ' ist zu diesem orthogonal und weist die Dimension n – k auf. Damit gilt:
\[{\rm dim} \{ \mathcal{C} \} + {\rm dim} \{ \mathcal{C}' \} = n\hspace{0.05cm}.\]