Definition und Interpretation der Teilmatrizen G0, ... , Gm
Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 1.4 lässt sich das Codewort x eines linearen Blockcodes aus dem Informationswort u und der Generatormatrix G in einfacher Weise ermitteln:
\[\underline{x} = \underline{u} \cdot { \boldsymbol{\rm G}} \hspace{0.05cm}.\]
Dabei gilt:
- Die Vektoren u und x haben die Länge k (Bitanzahl eines Informationswortes) bzw. n (Bitanzahl eines Codewortes) und G besitzt die Dimension k × n (k Zeilen und n Spalten).
- Bei Faltungscodierung bezeichnen dagegen u und x Sequenzen mit k' → ∞ und n' → ∞. Deshalb wird auch die Generatormatrix G in beiden Richtungen unendlich weit ausgedehnt sein.
Als Vorbereitung für die Einführung der Generatormatrix G auf der nächsten Seite definieren wir m + 1 Teilmatrizen, jeweils mit k Zeilen und n Spalten, die wir mit Gl bezeichnen, wobei 0 ≤ l ≤ m gilt.
Diese Definition wird nun an einem Beispiel verdeutlicht.
Wir betrachten wiederum den Faltungscodierer gemäß nebenstehender Grafik mit den folgenden Codebits:
\[x_i^{(1)} \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i-1}^{(1)}+ u_{i-1}^{(2)} \hspace{0.05cm},\] \[x_i^{(2)} \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(2)} + u_{i-1}^{(1)} \hspace{0.05cm},\] \[x_i^{(3)} \hspace{-0.15cm} = \hspace{-0.15cm} u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)}+ u_{i-1}^{(1)} \hspace{0.05cm}.\]
Wegen der Gedächtnisordnung m = 1 wird dieser Codierer durch die beiden Teilmatrizen G0 und G1 charakterisiert:
\[{ \boldsymbol{\rm G}}_0 = \begin{pmatrix} 1 & 0 & 1\\ 0 & 1 & 1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} { \boldsymbol{\rm G}}_1 = \begin{pmatrix} 1 & 1 & 1\\ 1 & 0 & 0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Diese Matrizen sind wie folgt zu interpretieren:
- Erste Zeile von G0, rote Pfeile: ui(1) beeinflusst sowohl xi(1) als auch xi(3), nicht jedoch xi(2).
- Zweite Zeile von G0, blaue Pfeile: ui(2) beeinflusst xi(2) und xi(3), aber nicht xi(1).
- Erste Zeile von G1, grüne Pfeile: ui–1(1) beeinflusst alle drei Coderausgänge.
- Zweite Zeile von G1, brauner Pfeil: ui–1(2) beeinflusst nur xi(1).
Generatormatrix eines Faltungscodierers mit Gedächtnis m
Mit den Teilmatrizen G0, ... , Gm lassen sich die n Codebits zum Zeitpunkt i wie folgt ausdrücken:
\[\underline{x}_i = \sum_{l = 0}^{m} \hspace{0.15cm}\underline{u}_{i-l} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_l = \underline{u}_{i} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_0 + \underline{u}_{i-1} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_1 + ... + \underline{u}_{i-m} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_m \hspace{0.05cm}.\]
Hierbei sind folgende vektorielle Größen zu berücksichtigen:
\[\underline{\it u}_i = \left ( u_i^{(1)}, u_i^{(2)}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm}, u_i^{(k)}\right )\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}_i = \left ( x_i^{(1)}, x_i^{(2)}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm}, x_i^{(n)}\right )\hspace{0.05cm}.\]
Betrachtet man die bei i = 1 beginnenden und sich zeitlich bis ins Unendliche erstreckenden Sequenzen
\[\underline{\it u} = \big( \underline{\it u}_1\hspace{0.05cm}, \underline{\it u}_2\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm}, \underline{\it u}_i\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm} \big)\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x} = \big( \underline{\it x}_1\hspace{0.05cm}, \underline{\it x}_2\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm}, \underline{\it x}_i\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}... \hspace{0.1cm} \big)\hspace{0.05cm},\]
so kann dieser Zusammenhang durch die Matrixgleichung x = u · G ausgedrückt werden. Hierbei ist für die Generatormatrix G zu setzen:
\[{ \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & & & \\ & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & &\\ & & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m &\\ & & & \cdots & \cdots & & & \cdots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.\]
Aus der Gleichung erkennt man sofort das Gedächtnis m des Faltungscodes. Die Parameter k und n sind direkt nicht ablesbar. Sie sind aber durch die Zeilen– und Spaltenzahl der Teilmatrizen Gl festgelegt.
Mit den zwei Matrizen G0 und G1 – siehe letztes Beispiel – erhält man die rechts skizzierte Matrix G.
Anzumerken ist:
- Die Generatormatrix G erstreckt sich nach unten und nach rechts eigentlich bis ins Unendliche. Explizit dargestellt sind aber nur 8 Zeilen und 12 Spalten.
- Für die zeitlich begrenzte Informationssequenz u = (0, 1, 1, 0, 0, 0, 1, 1) ist der gezeichnete Matrixteil ausreichend. Die Codesequenz lautet dann: x = (0, 1, 1, 0, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 0).
- Anhand der Beschriftungsfarben lassen sich die n = 3 Codewortstränge ablesen. Das gleiche Ergebnis haben wir (auf anderem Wege) im Beispiel am Ende von Kapitel 3.1 erhalten.
- \[\underline{\it x}^{(1)} = (0\hspace{0.05cm}, 0\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 1) \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}^{(2)} = (1\hspace{0.05cm}, 0\hspace{0.05cm},1\hspace{0.05cm}, 1) \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}^{(3)} = (1\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 0) \hspace{0.05cm}.\]