Exercise 2.3: Reducible and Irreducible Polynomials

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Polynome von Grad  m=2m=3  und  m=4

Wichtige Voraussetzungen für das Verständnis der Kanalcodierung sind Kenntnisse der Polynomeigenschaften. Wir betrachten in dieser Aufgabe Polynome der Form

a(x)=a0+a1x+a2x2+...+amxm,

wobei für die Koeffizienten  aiGF(2)={0,1}  gilt  (0im) und der höchste Koeffizient stets zu  am=1  vorausgesetzt wird. Man bezeichnet  m  als den Grad  des Polynoms. Nebenstehend sind zehn Polynome angegeben, wobei der Polynomgrad entweder  m=2  (rote Schrift),  m=3  (blaue Schrift) oder  m=4  (grüne Schrift) ist.

Ein Polynom  a(x)  bezeichnet man als reduzibel, wenn es als Produkt zweier Polynome  p(x)  und  q(x)  mit jeweils niedrigerem Grad dargestellt werden kann:

a(x)=p(x)q(x)

Ist dies nicht möglich, das heißt, wenn für das Polynom

a(x)=p(x)q(x)+r(x)

mit einem Restpolynom  r(x)0  gilt, so nennt an das Polynom irreduzibel. Solche irreduziblen Polynome sind für die Beschreibung von Fehlerkorrekturverfahren von besonderer Bedeutung.

Der Nachweis, dass ein Polynom  a(x)  vom Grad  m  irreduzibel ist, erfordert mehrere Polynomdivisionen  a(x)/q(x), wobei der Grad des jeweiligen Divisorpolynoms  q(x)  stets kleiner ist als  m. Nur wenn alle diese Modulo–2–Divisionen stets einen Rest  r(x)0  liefern, ist nachgewiesen, dass  a(x)  tatsächlich ein irreduzibles Polynom ist.

Dieser exakte Nachweis ist sehr aufwändig. Notwendige Voraussetzungen dafür, dass  a(x)  überhaupt ein irreduzibles Polynom sein könnte, sind die beiden Bedingungen (bei nichtbinärer Betrachtungsweise wäre „x=1” durch „x0” zu ersetzen):

  • a(x=0)=1,
  • a(x=1)=1.


Ansonsten könnte man für das zu untersuchende Polynom schreiben:

a(x)=q(x)xbzw.a(x)=q(x)(x+1).

Die oben genannten Voraussetzungen sind zwar notwendig, jedoch nicht hinreichend, wie das folgende Beispiel zeigt:

a(x)=x5+x4+1a(x=0)=1,a(x=1)=1.

Trotzdem ist dieses Polynom reduzibel:

a(x)=(x3+x+1)(x2+x+1).



Hinweis:


Fragebogen

1

Wieviele Polynomdivisionen (ND) sind erforderlich, um exakt nachzuweisen, dass ein GF(2)–Polynom a(x) vom Grad m irreduzibel ist?

m=2:ND = 

m=3:ND = 

m=4:ND = 

2

Welche der Grad–2–Polynome sind irreduzibel?

a1(x)=x2+x,
a2(x)=x2+x+1.

3

Welche der Grad–3–Polynome sind irreduzibel?

a3(x)=x3,
a4(x)=x3+1,
a5(x)=x3+x,
a6(x)=x3+x+1,
a7(x)=x3+x2+1.

4

Welche der Grad–4–Polynome sind irreduzibel?

a8(x)=x4+1,
a9(x)=x4+x3+1,
a10(x)=x4+x2+1.


Musterlösung

(1)  Das Polynom a(x)=a0+a1x+a2x2+...+amxm

  • mit am=1
  • und gegebenen Koeffizienten a0, a1, ..., am1 (jeweils 0 oder 1)


ist dann irreduzibel, wenn es kein einziges Polynom q(x) gibt, so dass die Modulo–2–Division a(x)/q(x) keinen Rest ergibt. Der Grad aller zu betrachtenden Teilerpolynome q(x) ist mindestens 1 und höchstens m1.

  • Für m=2 sind zwei Polynomdivisionen a(x)/qi(x) erforderlich, nämlich mit
q1(x)=xundq2(x)=x+1ND=2_.
  • Für m=3 gibt es schon ND =6_ Teilerpolynome, nämlich neben q1(x)=x und q2(x)=x+1 noch
q3(x)=x2,q4(x)=x2+1,q5(x)=x2+x,q6(x)=x2+x+1.
  • Für m=4 müssen außer q1(x), ..., q6(x) auch noch alle möglichen Teilerpolynome mit Grad m=3 berücksichtigt werden, also:
qi(x)=a0+a1x+a2x2+x3,a0,a1,a2{0,1}.
Für den Index gilt dabei 7i14  ND =14_.


(2)  Für das erste Polynom gilt: a1(x=0)=0. Deshalb ist dieses Polynom reduzibel: a1(x)=x(x+1).

Dagegen gilt für das zweite Polynom:

a2(x=0)=1,a2(x=1)=1.

Diese notwendige, aber nicht hinreichende Eigenschaft zeigt, dass a2(x) irreduzibel sein könnte. Der endgültige Beweis ergibt sich erst durch zwei Modulo–2–Divisionen:

  • a2(x) geteilt durch x liefert x+1, Rest r(x)=1,
  • a2(x) geteilt durch x+1 liefert x, Rest r(x)=1.


Richtig ist demnach der Lösungsvorschlag 2.


(3)  Die drei ersten Polynome sind reduzibel, wie die folgenden Rechenergebnisse zeigen:

a3(x=0)=0,a4(x=1)=0,a5(x=0)=0,a5(x=1)=0.

Das hätte man auch durch Nachdenken herausfinden können:

a3(x) = xxx,
a4(x) = (x2+x+1)(x+1),
a5(x) = x(x+1)(x+1).

Das Polynom a6(x) ist sowohl für x=0 als auch für x=1 ungleich 0. Das heißt, dass

  • „nichts dagegen spricht”, dass a6(x) irreduzibel ist,
  • die Division durch die irreduziblen Grad–1–Polynome x bzw. x+1 nicht ohne Rest möglich ist.


Da aber auch die Division durch das einzige irreduzible Grad–2–Polynom einen Rest liefert, ist bewiesen, dass a6(x) ein irreduzibles Polynom ist:

(x3+x+1)/(x2+x+1)=x+1,Restr(x)=x,

Mit gleichem Rechengang kann auch gezeigt werden, dass a7(x) ebenfalls irreduzibel ist   ⇒   Lösungsvorschläge 4 und 5.


(4)  Aus a8(x+1)=0 folgt die Reduzibilität von a8(x). Für die beiden anderen Polynome gilt dagegen:

a9(x=0) = 1,a9(x=1)=1,
a10(x=0) = 1,a10(x=1)=1.

Beide könnten also irreduzibel sein. Der exakte Nachweis der Irreduzibilität ist aufwändiger:

  • Man muss zur Überprüfung zwar nicht alle vier Divisorpolynome mit Grad m=2 heranziehen, nämlich x2, x2+1, x2+x+1, sondern es genügt die Division durch das einzige irreduzible Grad–2–Polynom. Man erhält hinsichtlich des Polynoms a9(x):
(x4+x3+1)/(x2+x+1)=x2+1,Restr(x)=x.

Auch die Division durch die beiden irreduziblen Grad–3–Polynome liefert jeweils einen Rest:

(x4+x3+1)/(x3+x+1) = x+1,Restr(x)=x2,
(x4+x3+1)/(x3+x2+1) = x,Restr(x)=x+1.

Betrachten wir schließlich noch das Polynom a10(x)=x4+x2+1. Hier gilt

(x4+x2+1)/(x2+x+1)=x2+x+1,Restr(x)=0.

Daraus folgt: Nur das Polynom a9(x) ist irreduzibel  ⇒  Lösungsvorschlag 2.