Augendiagramm und ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit
Contents
Programmbeschreibung
Das Applet verdeutlicht die Augendiagramme für
- verschiedene Codierungen (binär–redundanzfrei, quaternär–redundanzfrei, pseudo–ternär: AMI und Duobinär) sowie
- verschiedene Empfangskonzepte (Matched–Filter–Empfänger, CRO–Nyquistsystem, gaußförmiges Empfangsfilter).
Das letzte Empfängerkonzept führt zu Impulsinterferenzen, das heißt: Benachbarte Symbole beeinträchtigen sich bei der Symbolentscheidung gegenseitig.
Solche Impulsinterferenzen und deren Einfluss auf die Fehlerwahrscheinlichkeit lassen sich durch das Augendiagramm sehr einfach erfassen und quantifizieren. Aber auch für die beiden anderen (impulsinterferenzfreien) Systeme lassen sich anhand der Grafiken wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Ausgegeben wird zudem die ungünstigste („worst case”) Fehlerwahrscheinlichkeit pU=Q[önorm/σnorm], die bei den binären Nyquistsystemen identisch mit der mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM ist und für die beiden anderen Systemvarianten eine geeignete obere Schranke darstellt: pU≥pM.
In der pU–Gleichung bedeuten:
- Q(x) ist die Komplementäre Gaußsche Fehlerfunktion. Die normierte Augenöffnung kann Werte zwischen 0≤önorm≤1 annehmen.
- Der Maximalwert (önorm=1) gilt für die binären Nyquistsysteme und önorm=0 steht für ein „geschlossenes Auge”.
- Der normierte Detektionsrauscheffektivwert σnorm hängt vom einstellbaren Parameter 10⋅lg EB/N0 ab, aber auch von der Codierung und vom Empfängerkonzept.
Theoretischer Hintergrund
Systembeschreibung und Voraussetzungen
Für dieses Applet gilt das unten skizzierte Modell der binären Basisbandübertragung. Zunächst gelten folgende Voraussetzungen:
- Die Übertragung erfolgt binär, bipolar und redundanzfrei mit der Bitrate RB=1/T, wobei T die Symboldauer angibt.
- Das Sendesignal s(t) ist zu allen Zeiten t gleich ±s0 ⇒ Der Sendegrundimpuls gs(t) ist NRZ–rechteckförmig mit Amplitude s0 und Impulsdauer T.
- Das Empfangssignal sei r(t)=s(t)+n(t), wobei der AWGN–Term n(t) durch die (einseitige) Rauschleistungsdichte N0 gekennzeichnet ist.
- Der Kanalfrequenzgang sei bestmöglich (ideal) und muss nicht weiter berücksichtigt werden: HK(f)=1.
- Das Empfangsfilter mit der Impulsantwort hE(t) formt aus r(t) das Detektionssignal d(t)=dS(t)+dN(t).
- Dieses wird vom Entscheider mit der Entscheiderschwelle E=0 zu den äquidistanten Zeiten ν⋅T ausgewertet.
- Es wird zwischen dem Signalanteil dS(t) – herrührend von s(t) – und dem Rauschanteil dN(t) unterschieden, dessen Ursache das AWGN–Rauschen n(t) ist.
- dS(t) kann als gewichtete Summe von gewichteten und jeweils um T verschobenen Detektionsgrundimpulsen gd(t)=gs(t)⋆hE(t) dargestellt werden.
- Zur Berechnung der (mittleren) Fehlerwahrscheinlichkeit benötigt man ferner die Varianz σ2d=E[dN(t)2] des Detektionsrauschanteils (bei AWGN–Rauschen).
Optimales impulsinterferenzfreies System – Matched-Filter-Empfänger
Die minimale Fehlerwahrscheinlichkeit ergibt sich für den hier betrachteten Fall HK(f)=1 mit dem Matched-Filter-Empfänger, also dann, wenn hE(t) formgleich mit dem NRZ–Sendegrundimpuls gs(t) ist. Die rechteckförmige Impulsantwort hE(t) hat dann die Dauer TE=T und die Höhe 1/T.
- Der Detektionsgrundimpuls gd(t) ist dreieckförmig mit dem Maximum s0 bei t=0 ; es gilt gd(t)=0 für |t|≥T. Aufgrund dieser engen zeitlichen Begrenzung kommt es nicht zu Impulsinterferenzen ⇒ dS(t=ν⋅T)=±s0 ⇒ der Abstand aller Nutzabtastwerte von der Schwelle E=0 ist stets |dS(t=ν⋅T)|=s0.
- Die Detektionsrauschleistung ist bei dieser Konstellation:
- σ2d=N0/2⋅∫+∞−∞|hE(t)|2dt=N0/(2T)=σ2MF.
- Für die (mittlere) Fehlerwahrscheinlichkeit gilt mit der Komplementären Gaußschen Fehlerfunktion Q(x) :
- pM=Q[√s20/σ2d]=Q[√2⋅s20⋅T/N0]=Q[√2⋅EB/N0].
Das Applet berücksichtigt diesen Fall mit den Einstellungen „nach Spalt–Tiefpass” sowie TE/T=1. Die ausgegebenen Werte sind im Hinblick auf spätere Konstellationen
- die normierte Augenöffnung önorm=1 ⇒ dies ist der maximal mögliche Wert,
- der normierte Detektionsrauscheffektivwert (gleich der Wurzel aus der Detektionsrauschleistung) σnorm=√1/(2⋅EB/N0) sowie
- die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU=Q[önorm/σnorm] ⇒ bei impulsinterferenzfreien Systemen stimmen pM und pU überein.
Unterschiede bei den Mehrstufensystemen
- Es gibt M−1 Augen und eben so viele Schwellen ⇒ önorm=1/(M−1) ⇒ M=4: Quaternärsystem, M=3: AMI-Code, Duobinärcode.
- Der normierte Detektionsrauscheffektivwert σnorm ist beim Quaternärsystem um den Faktor √5/9≈0.745 kleiner als beim Binärsystem.
- Beim AMI-Code und dem Duobinärcode hat dieser Verbesserungsfaktor, der auf das kleinere EB/N0 zurückgeht, den Wert √1/2≈0.707.
Nyquist–System mit Cosinus-Rolloff-Gesamtfrequenzgang
Wir setzen voraus, dass der Gesamtfrequenzgang zwischen der diracförmigen Quelle bis zum Entscheider den Verlauf eines Cosinus-Rolloff-Tiefpasses hat ⇒ HS(f)⋅HE(f)=HCRO(f) .
- Der Flankenabfall von HCRO(f) ist punktsymmetrisch um die Nyquistfrequenz 1/(2T). Je größer der Rolloff-Faktor rf ist, um so flacher verläuft die Nyquistflanke.
- Der Detektionsgrundimpuls gd(t)=s0⋅T⋅F−1[HCRO(f)] hat unabhängig von rf zu den Zeiten ν⋅T Nullstellen. Weitere Nulldurchgänge gibt es abhängig von rf. Für den Impuls gilt:
- gd(t)=s0⋅si(π⋅t/T)⋅cos(π⋅rf⋅t/T)1−(2⋅rf⋅t/T)2.
- Daraus folgt: Wie beim Matched-Filter-Empfänger ist das Auge maximal geöffnet ⇒ önorm=1.
Betrachten wir nun die Rauschleistung vor dem Entscheider. Für diese gilt:
- σ2d=N0/2⋅∫+∞−∞|HE(f)|2df=N0/2⋅∫+∞−∞|HCRO(f)|2|HS(f)|2df.
Die Grafik zeigt die Leistungsübertragungsfunktion |HE(f)|2 für drei verschiedene Rolloff–Faktoren
- rf=0 ⇒ grüne Kurve,
- rf=1 ⇒ rote Kurve,
- rf=0.8 ⇒ blaue Kurve.
Die Flächen unter diesen Kurven sind jeweils ein Maß für die Rauschleistung σ2d. Das grau hinterlegte Rechteck markiert den kleinsten Wert σ2d=σ2MF, der sich auch mit dem Matched-Filter-Empfänger ergeben hat.
Man erkennt aus dieser Darstellung:
- Der Rolloff–Faktor rf=0 (Rechteck–Frequenzgang) führt trotz des sehr schmalen Empfangsfilters zu σ2d=K⋅σ2MF mit K≈1.5, da |HE(f)|2 mit wachsendem f steil ansteigt. Der Grund für diese Rauschleistungsanhebung ist die Funktion si2(πfT) im Nenner, die zur Kompensation des |HS(f)|2–Abfalls erforderlich ist.
- Da die Fläche unter der roten Kurve kleiner ist als die unter der grünen Kurve, führt rf=1 trotz dopplelt so breitem Spektrum zu einer kleineren Rauschleistung: K≈1.23. Für rf≈0.8 ergibt sich noch ein geringfügig besserer Wert. Hierfür erreicht man den bestmöglichen Kompromiss zwischen Bandbreite und Überhöhung.
- Der normierte Detektionsrauscheffektivwert lautet somit für den Rolloff–Faktor rf: σnorm=√K(rf)/(2⋅EB/N0).
- Auch hier stimmt die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU=Q[önorm/σnorm] exakt mit der mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM überein.
Unterschiede bei den Mehrstufensystemen
Alle Anmerkungen im Abschnitt 2.2 gelten in gleicher Weise für das „Nyquist–System mit Cosinus-Rolloff-Gesamtfrequenzgang”.
Impulsinterferenzbehaftetes System mit Gauß-Empfangsfilter
Wir gehen vom rechts skizzierten Blockschaltbild aus. Weiter soll gelten:
- Rechteckförmiger NRZ–Sendegrundimpuls gs(t) mit der Höhe s0 und der Dauer T:
- HS(f)=si(πfT).
- Gaußförmiges Empfangsfilter mit der Grenzfrequenz fG:
- HE(f)=HG(f)=e−π⋅f2/(2⋅fG)2∙−−−∘hE(t)=hG(t)=e−π⋅(2⋅fG⋅t)2.
Aufgrund der hier getroffenen Voraussetzungen gilt für den Detektionsgrundimpuls:
- gd(t)=s0⋅T⋅[hS(t)⋆hG(t)]=2fG⋅s0⋅∫t+T/2t−T/2e−π⋅(2⋅fG⋅τ)2dτ.
Die Integration führt zum Ergebnis:
- gd(t)=s0⋅[Q(2⋅√2π⋅fG⋅(t−T/2))−Q(2⋅√2π⋅fG⋅(t+T/2))],
unter Verwendung der komplementären Gaußschen Fehlerfunktion
- Q(x)=1√2π∫+∞xe−u2/2du.
Das Modul Komplementäre Gaußsche Fehlerfunktionen liefert die Zahlenwerte von Q(x).
- Dieser Detektionsgrundimpuls bewirkt Impulsinterferenzen.
- Darunter versteht man, dass die Symbolentscheidung durch die Ausläufer benachbarter Impulse beeinflusst wird. Während bei impulsinterferenzfreien Übertragungssystemen jedes Symbol mit gleicher Wahrscheinlichkeit – nämlich der mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM – verfälscht wird, gibt es günstige Symbolkombinationen mit der Verfälschungswahrscheinlichkeit Pr(vν≠qν)<pM.
- Andere Symbolkombinationen erhöhen dagegen die Verfälschungswahrscheinlichkeit erheblich.
Die Impulsinterferenzen lassen sich durch das sogenannte Augendiagramm sehr einfach erfassen und analysieren. Diese stehen im Mittelpunkt dieses Applets. Alle wichtigen Informationen finden Sie hier.
- Das Augendiagramm entsteht, wenn man alle Abschnitte des Detektionsnutzsignals dS(t) der Länge 2T übereinander zeichnet. Die Entstehung können Sie sich im Programm mit „Einzelschritt” verdeutlichen.
- Ein Maß für die Stärke der Impulsinterferenzen ist die vertikale Augenöffnung. Für den symmetrischen Binärfall gilt mit gν=gd(±ν⋅T) und geeigneter Normierung:
- önorm=g0−2⋅(|g1|+|g2|+...).
- Mit größerer Grenzfrequenz stören sich die Impulse weniger und önorm nimmt kontinuierlich zu. Gleichzeitig wird bei größerem fG/RB auch der (normierte) Detektionsrauscheffektivwert größer:
- σnorm=√fG/RB√2⋅EB/N0.
- Die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU=Q[önorm/σnorm] ⇒ „Worst Case” liegt meist deutlich über der mittleren Fehlerwahrscheinlichkeit pM.
Unterschiede beim redundanzfreien Quaternärsystem
- Für M=4 ergeben sich andere Grundimpulswerte.
Beispiel: Mit M=4, fG/RB=0.4 sind Grundimpulswerte g0=0.955, g1=0.022 identisch mit M=2, fG/RB=0.8. - Es gibt nun drei Augenöffnungen und eben so viele Schwellen. Die Gleichung für die normierte Augenöffnung lautet nun: önorm=g0/3−2⋅(|g1|+|g2|+...).
- Der normierte Detektionsrauscheffektivwert σnorm ist beim Quaternärsystem wieder um den Faktor √5/9≈0.745 kleiner als beim Binärsystem.
Pseudoternärcodes
Bei der symbolweisen Codierung wird mit jedem ankommenden Quellensymbol qν ein Codesymbol cν erzeugt, das außer vom aktuellen Eingangssymbol qν auch von den NC vorangegangenen Symbolen qν−1, ... , qν−NC abhängt. NC bezeichnet man als die Ordnung des Codes. Typisch für eine symbolweise Codierung ist, dass
- die Symboldauer T des Codersignals (und des Sendesignals) mit der Bitdauer TB des binären Quellensignals übereinstimmt, und
- Codierung und Decodierung nicht zu größeren Zeitverzögerungen führen, die bei Verwendung von Blockcodes unvermeidbar sind.
Besondere Bedeutung besitzen Pseudoternärcodes ⇒ Stufenzahl M=3, die durch das Blockschaltbild entsprechend der linken Grafik beschreibbar sind. In der rechten Grafik ist ein Ersatzschaltbild angegeben, das für eine Analyse dieser Codes sehr gut geeignet ist. Genaueres hierzu finden Sie im LNTwww–Theorieteil. Fazit:
- Umcodierung von binär (Mq=2) auf ternär (M=Mc=3):
- qν∈{−1,+1},cν∈{−1, 0,+1}.
- Die relative Coderedundanz ist für alle Pseudoternärcodes gleich:
- rc=1−1/log2(3)≈36.9%.
Anhand des Codeparameters KC werden verschiedene Pseudoternärcodes erster Ordnung (NC=1) charakterisiert.
⇒ KC=1: AMI–Code (von: Alternate Mark Inversion)
Die Grafik zeigt oben das binäre Quellensignal q(t). Darunter sind dargestellt:
- das ebenfalls binäre Signal b(t) nach dem Vorcodierer, und
- das Codersignal c(t)=s(t) des AMI–Codes.
Man erkennt das einfache AMI–Codierprinzip:
- Jeder Binärwert „–1” von q(t) ⇒ Symbol L wird durch den ternären Amplitudenkoeffizienten aν=0 codiert.
- Der Binärwert „+1” von q(t) ⇒ Symbol H wird alternierend mit aν=+1 und aν=−1 dargestellt.
Damit wird sichergestellt, dass im AMI–codierten Signal keine langen „+1”– bzw. „–1”–Sequenzen enthalten sind, was bei einem gleichsignalfreien Kanal problematisch wäre.
Links ist das Augendiagramm dargestellt.
- Es gibt zwei Augenöffnungen und zwei Schwellen.
- Die normierte Augenöffnung ist önorm=1/2⋅(g0−3⋅g1), wobei g0=gd(t=0) den Hauptwert des Detektionsgrundimpulses bezeichnet und g1=gd(t=±T) die relevanten Vor- und Nachläufer, die das Auge vertikal begrenzen.
- Die normierte Augenöffnung ist somit deutlich kleiner als beim vergleichbaren Binäsystem ⇒ önorm=g0−2⋅g1.
- Der normierte Rauscheffektivwert σnorm ist um den Faktor √1/2≈0.707 kleiner als beim vergleichbaren Binäsystem.
⇒ KC=−1: Duobinärcode
Aus der rechten Grafik mit den Signalverläufen erkennt man:
- Hier können beliebig viele Symbole gleicher Polarität („+1” bzw. „–1”) direkt aufeinanderfolgen ⇒ der Duobinärcode ist nicht gleichsignalfrei.
- Dagegen tritt beim Duobinärcode die alternierende Folge „ ... , +1, –1, +1, –1, +1, ... ” nicht auf, die hinsichtlich Impulsinterferenzen besonders störend ist.
- Auch die Duobinärcode–Folge besteht zu 50% aus Nullen. Der Verbesserungsfaktor durch das kleinere EB/N0 ist wie beim AMI-Code gleich √1/2≈0.707.
Links ist das Augendiagramm dargestellt.
- Es gibt wieder zwei „Augen” und zwei Schwellen.
- Die Augenöffnung ist önorm=1/2⋅(g0−g1).
- önorm ist also größer als beim AMI–Code und auch wie beim vergleichbaren Binäsystem.
- Nachteilig gegenüber dem AMI–Code ist allerdings, dass er nicht gleichsignalfrei ist.
Versuchsdurchführung
- Wählen Sie zunächst die Nummer (1, ...) der zu bearbeitenden Aufgabe.
- Eine Aufgabenbeschreibung wird angezeigt. Die Parameterwerte sind angepasst.
- Lösung nach Drücken von „Musterlösung”.
Die Nummer 0 entspricht einem „Reset”:
- Gleiche Einstellung wie beim Programmstart.
- Ausgabe eines „Reset–Textes” mit weiteren Erläuterungen zum Applet.
(1) Verdeutlichen Sie sich die Entstehung des Augendiagramms für M=2, nach Gauß–TP, fG/RB=0.48. Wählen Sie hierfür „Einzelschritt”.
- Dieses Augendiagramm ergibt sich, wenn man das Detektionsnutzsignal dS(t) in Stücke der Dauer 2T unterteilt und diese Teile übereinander zeichnet.
- In dS(t) müssen alle „Fünf–Bit–Kombinationen” enthalten sein ⇒ mindestens 25=32 Teilstücke ⇒ maximal 32 unterscheidbare Linien.
- Das Diagramm bewertet das Einschwingverhalten des Nutzsignals. Je größer die (normierte) Augenöffnung ist, desto weniger Impulsinterferenzen gibt es.
(2) Gleiche Einstellung wie in (1). Zusätzlich gilt 10⋅lg EB/N0=10 dB. Bewerten Sie die ausgegebenen Größen önorm, σnorm und pU.
- önorm=0.542 zeigt an, dass die Symboldetektion durch benachbarte Impulse beeinträchtigt wird. Für impulsinterferenzfreie Binärsysteme gilt önorm=1.
- Die Augenöffnung kennzeichnet nur das Nutzsignal. Der Rauscheinfluss wird durch σnorm=0.184 erfasst. Dieser Wert sollte möglichst klein sein.
- Die Fehlerwahrscheinlichkeit pU=Q(önorm/σnorm≈0.16%) bezieht sich allein auf die „ungünstigsten Folgen”, bei „Gauß” z. B. −1,−1,+1,−1,−1.
- Andere Folgen werden weniger verfälscht ⇒ die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit pM ist (meist) deutlich kleiner als pU (beschreibt den „Worst Case”).
(3) Die letzten Einstellungen bleiben. Mit welchem fG/RB–Wert wird die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit pU minimal? Auch das Augendiagramm betrachten.
- Der minimale Wert pU, min≈0.65⋅10−4 ergibt sich für fG/RB≈0.8, und zwar nahezu unabhängig vom eingestellten 10⋅lg EB/N0.
- Der normierte Rauscheffektivwert steigt zwar gegenüber dem Versuch (2) von σnorm=0.168 auf σnorm=0.238 an.
- Dies wird aber durch die größere Augenöffnung önorm=0.91 gegenüber önorm=0.542 mehr als ausgeglichen (Vergrößerungsfaktor ≈1.68).
(4) Für welche Grenzfrequenzen (fG/RB) ergibt sich eine völlig unzureichende Fehlerwahrscheinlichkeit pU≈50% ? Auch das Augendiagramm betrachten.
- Für fG/RB<0.28 ergibt sich ein geschlossenes Auge (önorm=0) und damit eine worst–case Fehlerwahrscheinlichkeit in der Größenordnung von 50%.
- Die Entscheidung über ungünstig eingerahmte Bit muss dann zufällig erfolgen, auch bei geringem Rauschen (10⋅lg EB/N0=16 dB).
(5) Wählen Sie nun die Einstellungen M=2, nach Spalt–TP, TE/T=1, 10⋅lg EB/N0=10 dB sowie „Auge – Gesamt”. Interpretieren Sie die Ergebnisse.
- Der Detektionsgrundimpuls ist dreieckförmig und das Auge vollständig geöffnet. Die normierte Augenöffnung ist demzufolge önorm=1.
- Aus 10⋅lg EB/N0=10 dB folgt EB/N0=10 ⇒ σnorm=√1/(2⋅EB/N0)=√0.05≈0.224 ⇒ pU=Q(4.47)≈3.9⋅10−6.
- Dieser Wert ist um den Faktor 15 besser als in (3). Aber: Bei HK(f)≠1 ist der Matched-Filter-Empfänger so nicht anwendbar.
(6) Gleiche Einstellung wie in (5). Variieren Sie nun TE/T im Bereich zwischen 0.5 und 1.5. Interpretieren Sie die Ergebnisse.
- Für TE/T<1 gilt weiterhin önorm=1. Aber σnorm wird größer, zum Beispiel σnorm=0.316 für TE/T=0.5 ⇒ das Filter ist zu breitbandig!
- Für TE/T>1 ergibt sich im Vergleich zu (5) ein kleineres σnorm. Aber Das Auge ist nicht mehr geöffnet. TE/T=1.25: önorm=g0−2⋅g1=0.6.
(7) Wählen Sie nun die Einstellungen M=2, CRO–Nyquist, rf=0.2 sowie „Auge – Gesamt”. Interpretieren Sie das Augendiagramm, auch für andere rf–Werte.
- Im Gegensatz zu (6) ist hier der Grundimpuls für |t|>T nicht Null, aber gd(t) hat äquidistane Nulldurchgänge: g0=1, g1=g2=0 ⇒ Nyquistsystem.
- Alle 32 Augenlinien gehen bei t=0 durch nur zwei Punkte. Die vertikale Augenöffnung ist für alle rf maximal ⇒ önorm=1.
- Dagegen nimmt die horizontale Augenöffnung mit rf zu und ist rf=1 maximal gleich T ⇒ Phasenjitter hat in diesem Fall nur geringen Einfluss.
(8) Gleiche Einstellung wie in (7). Variieren Sie nun rf im Hinblick auf minimale Fehlerwahrscheinlichkeit. Interpretieren Sie die Ergebnisse.
- önorm=1 gilt stets. Dagegen zeigt σnorm eine leichte Abhängigkeit von rf. DasMinimum σnorm=0.236 ergibt sich für rf=0.9 ⇒ pU≈1.1⋅10−5.
- Gegenüber dem bestmöglichen Fall gemäß (7) „Matched–Filter–Empfänger” ist pU dreimal so groß, obwohl σnorm nur um ca. 5% größer ist.
- Der größere σnorm–Wert geht auf die Überhöhung des Rausch–LDS zurück, um den Abfall durch den Sender–Frequenzgang HS(f) auszugleichen.
(9) Wählen Sie die Einstellungen M=4, nach Spalt–TP, TE/T=1, 10⋅lg EB/N0=10 dB und 12 dB. Interpretieren Sie die Ergebnisse.
- Es gibt nun drei Augenöffnungen. Gegenüber (5) ist also önorm um den Faktor 3 kleiner, σnorm dagegen nur um etwa den Faktor √5/9)≈0.75.
- Für 10⋅lg EB/N0=10 dB ergibt sich nun die Fehlerwahrscheinlichkeit pU≈2.27% und für 10⋅lg EB/N0=12 dB nur mehr 0.59%.
(10) Für die restlichen Aufgaben gelte stets 10⋅lg EB/N0=12 dB. Betrachten Sie das Augendiagramm für M=4, CRO–Nyquist, rf=0.5.
- In dS(t) müssen alle „Fünf–Symbol–Kombinationen” enthalten sein ⇒ mindestens 45=1024 Teilstücke ⇒ maximal 1024 unterscheidbare Linien.
- Alle 1024 Augenlinien gehen bei t=0 durch nur vier Punkte: önorm=0.333. σnorm=0.143 ist etwas größer als in (9) ⇒ ebenso pU≈1%.
(11) Wählen Sie die Einstellungen M=4, nach Gauß–TP, fG/RB=0.48 und variieren Sie fG/RB. Interpretieren Sie die Ergebnisse.
- fG/RB=0.48 führt zur minimalen Fehlerwahrscheinlichkeit pU≈0.21%. Kompromiss zwischen önorm=0.312 und σnorm=0.109.
- Bei zu kleiner Grenzfrequenz dominieren die Impulsinterferenzen. Beispiel: fG/RB=0.3: önorm=0.157; σnorm=0.086 ⇒ pU≈3.5%.
- Bei zu großer Grenzfrequenz dominiert das Rauschen. Beispiel: fG/RB=1.0: önorm=0.333; σnorm=0.157 ⇒ pU≈1.7%.
- Aus dem Vergleich mit (9) erkennt man: Bei Quaternärcodierung ist es günstiger, Impulsinterferenzen zuzulassen.
(12) Welche Unterschiede zeigt das Auge für M=3 (AMI-Code), nach Gauß–TP, fG/RB=0.48 gegenüber dem vergleichbaren Binärsystem? Interpretation.
- Der Detektionsgrundimpuls gd(t) ist in beiden Fällen gleich. Die Abtastwerte sind jeweils g0=0.771, g1=0.114.
- Beim AMI–Code gibt es zwei Augenöffnungen mit je önorm=1/2⋅(g0−3⋅g1)=0.214. Beim Binärcode: önorm=g0−2⋅g1=0.543.
- Die AMI–Folge besteht zu 50% aus Nullen. Die Symbole +1 und −1 wechseln sich ab ⇒ es gibt keine lange +1–Folge und keine lange −1–Folge.
- Darin liegt der einzige Vorteil des AMI–Codes: Dieser kann auch bei einem gleichsignalfreien Kanal ⇒ HK(f=0)=0 angewendet werden.
(13) Gleiche Einstellung wie in (12), zudem 10⋅lg EB/N0=12 dB. Analysieren Sie die Fehlerwahrscheinlichkeit des AMI–Codes.
- Trotz kleinerem σnorm=0.103 hat der AMI–Code eine höhere Fehlerwahrscheinlichkeit pU≈2% als der Binärcode: σnorm=0.146, pU≈⋅10−4.
- Für fG/RB<0.34 ergibt sich ein geschlossenes Auge (önorm=0) ⇒ pU=50%. Beim Binärcode: Für fG/RB>0.34 ist das Auge geöffnet.
(14) Welche Unterschiede zeigt das Auge für M=3 (Duobinärcode), nach Gauß–TP, fG/RB=0.30 gegenüber dem vergleichbaren Binärsystem?
- Redundanzfreier Binärcode: önorm=0.096, σnorm=0.116 pU≈20% Duobinärcode: önorm=0.167, σnorm=0.082 pU≈2%.
- Insbesondere bei kleinem fG/RB liefert der Duobinärcode gute Ergebnisse, da die Übergänge von +1 nach −1 (und umgekehrt) im Auge fehlen.
- Selbst mit fG/RB=0.2 ist das Auge noch geöffnet. Im Gegensatz zum AMI–Code ist aber „Duobinär” bei gleichsignalfreiem Kanal nicht anwendbar.
Zur Handhabung des Applets
(A) Auswahl: Codierung
(binär, quaternär, AMI–Code, Duobinärcode)
(B) Auswahl: Detektionsgrundimpuls
(nach Gauß–TP, CRO–Nyquist, nach Spalt–TP}
(C) Prametereingabe zu (B)
(Grenzfrequenz, Rolloff–Faktor, Rechteckdauer)
(D) Steuerung der Augendiagrammdarstellung
(Start, Pause/Weiter, Einzelschritt, Gesamt, Reset)
(E) Geschwindigkeit der Augendiagrammdarstellung
(F) Darstellung: Detektionsgrundimpuls gd(t)
(G) Darstellung: Detektionsnutzsignal dS(t−ν⋅T)
(H) Darstellung: Augendiagramm im Bereich ±T
( I ) Numerikausgabe: önorm (normierte Augenöffnung)
(J) Prametereingabe 10⋅lg EB/N0 für (K)
(K) Numerikausgabe: σnorm (normierter Rauscheffektivwert)
(L) Numerikausgabe: pU (ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit)
(M) Bereich für die Versuchsdurchführung: Aufgabenauswahl
(N) Bereich für die Versuchsdurchführung: Aufgabenstellung
(O) Bereich für die Versuchsdurchführung: Musterlösung einblenden
Über die Autoren
Dieses interaktive Berechnungstool wurde am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der Technischen Universität München konzipiert und realisiert.
- Die erste Version wurde 2008 von Thomas Großer im Rahmen einer Werkstudententätigkeit mit „FlashMX–Actionscript” erstellt (Betreuer: Günter Söder).
- 2019 wurde das Programm von Carolin Mirschina im Rahmen einer Werkstudententätigkeit auf „HTML5” umgesetzt und neu gestaltet (Betreuer: Tasnád Kernetzky).
Die Umsetzung dieses Applets auf HTML 5 wurde durch Studienzuschüsse der Fakultät EI der TU München finanziell unterstützt. Wir bedanken uns.