Exercise 2.5Z: Multi-Path Scenario
In Aufgabe 2.5 war die Verzögerungs–Doppler–Funktion vorgegeben. Daraus sollte man die anderen Systemfunktionen berechnen und interpretieren. Die Vorgabe für die Scatterfunktion s(τ0,fD) lautete:
- s(τ0,fD)=1√2⋅δ(τ0)⋅δ(fD−100Hz) −
- − 12⋅δ(τ0−1μs)⋅δ(fD−50Hz) −12⋅δ(τ0−1μs)⋅δ(fD+50Hz).
Hinweis: In unserem Lerntutorial wird s(τ0,fD) auch mit ηVD(τ0,fD) bezeichnet.
Wir haben hier die Verzögerungsvariable τ durch τ0 ersetzt. Dabei beschreibt die neue Variable τ0 die Differenz zwischen der Laufzeit eines Pfades und der Laufzeit τ1 des Hauptpfades. Der Hauptpfad ist somit in obiger Gleichung durch τ0=0 gekennzeichnet.
Nun wird versucht, ein Mobilfunkszenario zu finden, bei dem tatsächlich diese Scatterfunktion auftreten würde. Die Grundstruktur ist dabei oben als Draufsicht skizziert, und es gilt:
- Gesendet wird eine einzige Frequenz fS=2 GHz.
- Der mobile Empfänger (E) ist hier durch einen gelben Punkt dargestellt. Nicht bekannt ist, ob das Fahrzeugt steht, sich auf den Sender (S) zu bewegt oder sich von diesem entfernt.
- Das Signal gelangt über einen Hauptpfad (rot) und zwei Nebenpfaden (blau und grün) zum Empfänger. Reflexionen an den Hindernissen führen jeweils zu Phasendrehungen um π.
- S2 und S3 sind hier als fiktive Sender zu verstehen, aus deren Lage die Auftreffwinkel α2 und α3 der Nebenpfade ermittelt werden können.
- Für die Dopplerfrequenz gilt mit der Signalfrequenz fS, dem Winkel α, der Geschwindigkeit v und der Lichtgeschwindigkeit c=3⋅108 m/s:
- fD=v/c⋅fS⋅cos(α).
- Die Dämpfungsfaktoren k1, k2 und k3 sind umgekehrt proportional zu den Pfadlängen d1, d2 und d3. Dies entspricht dem Pfadverlustexponenten γ=2.
- Das bedeutet: Die Signalleistung nimmt quadratisch mit der Distanz d ab und dementsprechend die Signalamplitude linear mit d.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Das GWSSUS–Kanalmodell.
- Bezug genommen wird insbesondere auf das Pfadverlustmodell und den Dopplereffekt.
Fragebogen
Musterlösung
(2) Die Gleichung für die Dopplerfrequenz lautet allgemein bzw. für den Winkel \alpha = 0.
- f_{\rm D}= \frac{v}{c} \cdot f_{\rm S} \cdot \cos(\alpha) \hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm}\alpha = 0 \hspace{0.05cm}{\rm :} \hspace{0.15cm}f_{\rm D}= \frac{v}{c} \cdot f_{\rm S}\hspace{0.05cm}.
- Daraus erhält man für die Geschwindigkeit:
- v = \frac{f_{\rm D}}{f_{\rm S}} \cdot c = \frac{10^2\,{\rm Hz}}{2 \cdot 10^9\,{\rm Hz}} \cdot 3 \cdot 10^8\,{\rm m/s} = 15\,{\rm m/s} \hspace{0.1cm} \underline {= 54 \,{\rm km/h}} \hspace{0.05cm}.
(3) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 4:
- Die Dopplerfrequenz f_{\rm D} = 50 \ \rm Hz rührt vom blauen Pfad her, da sich der Empfänger irgendwie auf den virtuellen Sender {\rm S}_2 (beim Reflexionspunkt) zubewegt, wenn auch nicht in direkter Richtung.
- Der Winkel \alpha_2 zwischen der Bewegungsrichtung und der Verbindungslinie {\rm S_2 – E} beträgt 60^\circ:
- \cos(\alpha_2) = \frac{f_{\rm D}}{f_{\rm S}} \cdot \frac{c}{v} = \frac{50 \,{\rm Hz}\cdot 3 \cdot 10^8\,{\rm m/s}}{2 \cdot 10^9\,{\rm Hz}\cdot 15\,{\rm m/s}} = 0.5 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \alpha_2 \hspace{0.1cm} \underline {= 60^{\circ} } \hspace{0.05cm}.
(4) Richtig sind die Aussagen 1 und 3:
- Aus f_{\rm D} = \, –50 \ \rm Hz folgt \alpha_3 = \alpha_2 ± \pi, also \alpha_3 \ \underline {= 240^\circ}.
(5) Alle Aussagen stimmen:
- Die beiden Diracfunktionen bei ± 50 \ \rm Hz haben die gleiche Laufzeit. Für beide Laufzeiten gilt \tau_3 = \tau_2 = \tau_1 + \tau_0.
- Aus der gleichen Laufzeit folgt aber auch d_3 = d_2 und bei gleicher Länge auch die gleichen Dämpfungsfaktoren.
(6) Die Laufzeitdifferenz ist \tau_0 = 1 \ \rm µ s, wie aus der Gleichung für s(\tau_0, f_{\rm D}) hervorgeht.
- Damit ergibt sich die Längendifferenz:
- \Delta d = \tau_0 \cdot c = 10^{–6} {\rm s} \cdot 3 \cdot 10^8 \ \rm m/s \ \underline {= 300 \ \rm m}.
(7) Der Pfadverlustexponent wurde für diese Aufgabe zu \gamma = 2 vorausgesetzt.
- Dann gilt k_1 = K/d_1 und k_2 = K/d_2.
- Das Minuszeichen berücksichtigt hierbei die 180^\circ–Phasendrehung auf den Nebenpfaden.
- Aus den Gewichten der Diracfunktionen kann man k_1 = \sqrt{0.5} und k_2 = -0.5 ablesen. Daraus folgt:
- \frac{d_2}{d_1} = \frac{k_1}{-k_2} = \frac{1/\sqrt{2}}{0.5} = \sqrt{2} \hspace{0.15cm} \underline {= 1.414} \hspace{0.05cm}.
- Die Konstante K ist lediglich eine Hilfsgröße, die nicht weiter betrachtet werden muss.
(8) Aus d_2/d_1 = 2^{-0.5} und \Delta d = d_2 \, - d_1 = 300 \ \rm m folgt schließlich:
- \sqrt{2} \cdot d_1 - d_1 = 300\,{\rm m} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} d_1 = \frac{300\,{\rm m}}{\sqrt{2} - 1} \hspace{0.15cm} \underline {= 724\,{\rm m}} \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} d_2 = \sqrt{2} \cdot d_1 \hspace{0.15cm} \underline {= 1024\,{\rm m}} \hspace{0.05cm}.