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Multiplikation mit Faktor - Additionssatz


In diesem Abschnitt sind die  Gesetzmäßigkeiten der Fouriertransformation  zusammengestellt. Diese können beispielsweise dazu genutzt werden, um mit möglichst geringem Rechenaufwand aus bereits bekannten Transformationen

x(t)X(f),x1(t)X1(f),x2(t)X2(f)

neue Funktionszusammenhänge abzuleiten. Wir beschränken uns hier auf reelle Zeitfunktionen.

Satz:  Ein  konstanter Faktor  k  wirkt sich auf die Zeit– und die Spektralfunktion in gleicher Weise aus:

kx(t)  kX(f).


Diesen Zusammenhang kann man zum Beispiel zur Vereinfachung nutzen, indem man die Konstante  k  (die sowohl ein Verstärkungs–, ein Dämpfungs- oder ein Einheitenfaktor sein kann) zunächst weglässt und erst später dem Ergebnis wieder hinzufügt.

Obiger Satz folgt unmittelbar aus der Definition des  ersten Fourierintegrals, ebenso wie der Additionssatz, der die Grundlage für das  Superpositionsprinzip  darstellt.

Additionssatz:  Kann man eine Zeitfunktion als Summe von Einzelfunktionen schreiben, so ist die resultierende Spektralfunktion die Summe der resultierenden Einzelspektren:

x(t)=x1(t)+x2(t)X(f)=X1(f)+X2(f).


Rechteckimpuls, Dreieckimpuls und Kombination

Beispiel 1:  Bekannt sind die Fourierkorrespondenzen

  • des Rechtecksignals:
x1(t)X1(f)=Tsi(πfT),
  • des Dreiecksignals:
x2(t)X2(f)=T/2si(πfT/2).

Diese beiden impulsförmigen Signale sind als rote bzw. blaue Kurve skizziert.

Dann gilt für das grün gezeichnete (gewichtete) Summensignal:

x(t)=1/3x1(t)+2/3x2(t)X(f)=1/3X1(f)+2/3X2(f).


Hinweis:   Alle in diesem Kapitel dargelegten Gesetzmäßigkeiten werden im Lernvideo  Gesetzmäßigkeiten der Fouriertransformation  an Beispielen verdeutlicht.


Zuordnungssatz


Bereits bei der  komplexen Fourierreihe  zur Beschreibung periodischer Signale haben wir festgestellt, dass eine gerade Funktion stets zu reellen und eine ungerade Funktion ausschließlich zu imaginären Fourierkoeffizienten führt. Die Fouriertransformation zeigt ähnliche Eigenschaften.

Zuordnungssatz:  Besteht eine reelle Zeitfunktion additiv aus einem geraden und einem ungeraden Anteil,

x(t)=xg(t)+xu(t),

so gilt für die dazugehörige Spektralfunktion:

X(f)=XR(f)+jXI(f),mit
xg(t)XR(f),
xu(t)jXI(f).

Der Realteil  XR(f)  des Spektrums ist dann ebenfalls gerade, während  XI(f)  eine ungerade Funktion der Frequenz beschreibt.


Der Zuordnungssatz lässt sich einfach beweisen, wenn man den Satz von  Leonhard Euler    ⇒   ejω0t=cos(ω0t)jsin(ω0t)  berücksichtigt. Den geraden und ungeraden Anteil einer Funktion  x(t)  kann man mit folgenden Gleichungen berechnen:

xg(t)=1/2[x(t)+x(t)],
xu(t)=1/2[x(t)x(t)].
Spektrum der Sprungfunktion

Beispiel 2:  Wir betrachten die  Sprungfunktion

x(t)=γ(t)={0f¨urt<01f¨urt>0,

die wie folgt aufgeteilt werden kann:  

γ(t)=1/2+1/2sign(t).

Hierbei wurde die  Signum-Funktion  verwendet:

sign(t)={1f¨urt<0,+1f¨urt>0.

Somit gilt:

  • Der gerade (blaue) Signalanteil  xg(t)=1/2  ist eine Konstante mit der reellen Spektralfunktion  XR(f)=1/2δ(f).
  • Das Spektrum  jXI(f)  der ungeraden (grünen) Signumfunktion  xu(t)  wurde bereits im früheren  Beispiel 3  auf der Seite „Fouriertransformation” berechnet.
  • Damit erhält man für das resultierende Spektrum der rot skizzierten Sprungfunktion  x(t)=γ(t):
X(f)=XR(f)+jXI(f)=1/2δ(f)j12πf.


Ähnlichkeitssatz


Der Ähnlichkeitssatz zeigt den Zusammenhang zwischen den Spektralfunktionen zweier zwar formgleicher, aber gestreckter oder gestauchter Zeitsignale auf.

Ähnlichkeitssatz:  Ist  X(f)  die Fouriertransformierte von  x(t), so gilt mit der reellen Konstanten  k  auch folgenderZusammenhang:

x(kt)1|k|X(f/k).


Beweis:  Für positives  k  folgt aus dem Fourierintegral mit der Substitution  τ=kt:

+x(kt)ej2πftdt=1k+x(τ)ej2πf/kτdτ=1kX(f/k).
  • Für negatives  k  würden sich die Integrationsgrenzen vertauschen und man erhält  1/kX(f/k).
  • Da in der Gleichung  |k|  verwendet wird, gilt das Ergebnis für beide Vorzeichen.
q.e.d.


Die Auswirkungen des Ähnlichkeitssatzes kann man sich zum Beispiel mit einem Tonband verdeutlichen. Spielt man ein solches Band mit doppelter Geschwindigkeit ab, so entspricht dies einer Stauchung des Zeitsignals  (k=2). Dadurch erscheinen die Frequenzen doppelt so hoch.

Zwei Rechtecke unterschiedlicher Breite

Beispiel 3:  Wir betrachten zwei Rechtecke gleicher Höhe, wobei  T2=T1/2  gilt.

X1(f)=A1ej2πfT1j2πf.
  • Dafür kann auch geschrieben werden:
X1(f)=AT1ejπfT1ejπfT1j2πfT1ejπfT1=AT1si(πfT1)ejπfT1.
  • Für die Spektralfunktion von  x2(t)  folgt aus dem Ähnlichkeitssatz mit  k=2:
X2(f)=12X1(f/2)=AT12si(πfT1/2)ejπfT1/2.
  • Die  si–Funktion ist gerade:  si(x)=si(x). Deshalb kann man auf das Vorzeichen im Argument der  si–Funktion verzichten.


  • Mit  T2=T1/2  erhält man schließlich:
X2(f)=AT2si(πfT2)ejπfT2.


Reziprozitätsgesetz von Zeitdauer und Bandbreite


Dieses Gesetz folgt direkt aus dem  Ähnlichkeitssatz:   Je breiter ein Impuls in seiner Ausdehnung ist, desto schmäler und höher ist das zugehörige Spektrum und umgekehrt.

Um quantitative Aussagen treffen zu können, definieren wir zwei Kenngrößen für energiebegrenzte Signale   ⇒   Impulse. Beide Größen werden sind in der Grafik zum  Beispiel 4  für einen Gaußimpuls und dessen ebenfalls gaußförmiges Spektrum dargestellt.

Definition:  Die  äquivalente Impulsdauer  wird aus dem Zeitverlauf abgeleitet. Sie ist gleich der Breite eines flächengleichen Rechtecks mit gleicher Höhe wie  x(t):

Δt=1x(t=0)+x(t)dt.


Definition:  Die  äquivalente Bandbreite  kennzeichnet den Impuls im Frequenzbereich. Sie gibt die Breite des flächengleichen Rechtecks mit gleicher Höhe wie das Spektrum  X(f) an:

Δf=1X(f=0)+X(f)df.


Reziprozitätsgesetz:  Das Produkt aus äquivalenter Impulsdauer und äquivalenter Bandbreite ist stets gleich  1:

ΔtΔf=1


Beweis:  Ausgehend von den beiden Fourierintegralen erhält man für  f=0  bzw.  t=0:

X(f=0)=+x(t)dt,x(t=0)=+X(f)df.

Berücksichtigt man dieses Ergebnis bei obigen Definitionen, so erhält man:

Δt=X(f=0)x(t=0),Δf=x(t=0)X(f=0).
Daraus folgt direkt  ΔtΔf=1.
q.e.d.


Anzumerken ist, dass  Δf  über das tatsächliche Spektrum  X(f)  und nicht über  |X(f)|  definiert ist.

  • Bei reellen Funktionen genügt die Integration über den geraden Funktionsanteil, da das Integral über den ungeraden Anteil wegen des  Zuordnungssatzes  stets Null ist.
  • Bei ungeraden Zeitfunktionen und damit rein imaginären Spektren versagen die beiden Definitionen von  Δt  bzw.  Δf.


Gauß–Beispiel zum Reziprozitätsgesetz

Beispiel 4:  Die Grafik verdeutlicht die äquivalente Impulsdauer  Δt  und die äquivalente Bandbreite  Δf  beispielhaft für den Gaußimpuls. Weiter gilt:

  • Verbreitert man den Gaußimpuls um den Faktor  3, so wird die äquivalente Bandbreite um den gleichen Faktor kleiner.
  • Wenn hierbei die Impulsamplitude  x(t=0)  nicht verändert wird, bleibt auch die Integralfläche über  X(f)  konstant.
  • Das heißt, dass  X(f=0)  gleichzeitig um den Faktor  3  größer wird.


Vertauschungssatz


Diese Gesetzmäßigkeit ist besonders nützlich, um neue Fourierkorrespondenzen zu erhalten.

Vertauschungssatz:  Ist  X(f)  die Fouriertransformierte von  x(t), dann gilt auch:

X(t)x(f).

Beschränken wir uns auf reelle Zeitfunktionen, so können die Zeichen für „konjugiert komplex” auf beiden Seiten der Fourierkorrespondenz weggelassen werden.


Beweis:  Das  erste Fourierintegral  lautet nach sukzessiver Umbenennung  tu  bzw.  ft:

X(f)=+x(u)ej2πfudu,X(t)=+x(u)ej2πtudu.
  • Ändert man das Vorzeichen in den Exponenten, so muss man  X(t)  durch  X(t)  und  x(u)  durch  x(u)  ersetzen:
X(t)=+x(u)ej2πtudu.
X(t)=+x(f)ej2πftdf.
q.e.d.


Rechteck     si–Funktion

Beispiel 5:  Das Spektrum  X(f)=δ(f)  des Gleichsignals  x(t)=1  wird als bekannt vorausgesetzt.

Nach dem Vertauschungssatz lautet deshalb die Spektralfunktion des Diracimpulses  x(t)=δ(t):

x(t)=δ(t)X(f)=1.

Die Grafik zeigt eine weitere Anwendung des Vertauschungssatzes, nämlich die Funktionalzusammenhänge zwischen

  • einem Signal  x1(t)  mit rechteckförmiger Zeitfunktion, und
  • einem Signal  x2(t)  mit rechteckförmiger Spektralfunktion.


Verschiebungssatz


Wir betrachten nun eine Verschiebung der Zeitfunktion – zum Beispiel verursacht durch eine Laufzeit – oder eine Frequenzverschiebung, wie sie beispielsweise bei der (analogen)  Zweiseitenband–Amplitudenmodulation  auftritt.

Verschiebungssatz:  Ist  X(f)  die Fouriertransformierte (Spektralfunktion) der Zeitfunktion  x(t), so gelten auch folgende Zusammenhänge:

(1)x(tt0)X(f)ej2πft0,

(2)x(t)ej2πf0tX(ff0).

Hierbei sind  t0  und  f0  beliebige Zeit– bzw. Frequenzgrößen.


Beweis von Gleichung (1):  Das  erste Fourierintegral  für das um  t0  nach rechts verschobene Signal  xV(t)=x(tt0)  lautet mit der Substitution  τ=tt0:

XV(f)=+x(tt0)ej2πftdt=+x(τ)ej2πf(τ+t0)dτ.

Der von der Integrationsvariablen  τ  unabhängige Term kann vor das Integral gezogen werden. Mit der Umbennung  τt  erhält man dann:

XV(f)=ej2πft0+x(t)ej2πftdt=ej2πft0X(f).
q.e.d.


Beispiel zum Verschiebungssatz

Beispiel 6:  Wie bereits erwähnt, besitzt der symmetrische Rechteckimpuls  x1(t)  das folgende Spektrum:

X1(f)=ATsi(πfT).

Der unten dargestellte Rechteckimpuls  x2(t)  ist gegenüber  x1(t)  um  T/2  nach rechts verschoben:  

x2(t)=x1(tT/2).

Somit lautet sein Spektrum:

X2(f)=ATsi(πfT)ejπfT.

Diese Spektralfunktion kann mit dem  Satz von Euler  und einigen einfachen trigonometrischen Umformungen auch wie folgt geschrieben werden:

X2(f)=A2πfsin(2πfT)+jA2πf[cos(2πfT)1].

Das gleiche Ergebnis erhält man auch mit dem  Zuordnungssatz:

  • Der Realteil des Spektrums gehört zum geraden Signalanteil  xg(t), der Imaginärteil zum ungeraden Anteil  xu(t).


Differentiationssatz


Dieser Satz zeigt, wie sich die Differentiation einer Funktion  x(t)  bzw.  X(f)  in der korrespondierenden Fouriertransformierten auswirkt; er ist auch mehrfach anwendbar.

Ein einfaches Beispiel für die Anwendung des Differentiationsssatzes ist der Zusammenhang zwischen dem Strom  i(t)  und der Spannung  u(t)  einer Kapazität  C  entsprechend der Gleichung   i(t)=Cdu(t)/dt.

Differentiationsssatz:  Ist  X(f)  die Fouriertransformierte von  x(t), so gelten auch die beiden folgenden Korrespondenzen:

(1)dx(t)dtj2πfX(f),

(2)tx(t)1j2πdX(f)df.


Beweis von Gleichung (1):  Die erste Gleichung ergibt sich durch Differentiation des  zweiten Fourierintegrals:

y(t)=dx(t)dt=ddt+X(f)ej2πftdf=+X(f)j2πfej2πftdf.
  • Gleichzeitig gilt aber auch:
y(t)=+Y(f)ej2πftdf.
  • Durch Vergleich der Integranden erhält man die Variante  (1)  des Differentiationssatzes.
  • Zur Herleitung der zweiten Variante geht man ausgehend vom  ersten Fourierintegral  in analoger Weise vor.
  • Der negative Exponent im ersten Fourierintegral führt zum Minuszeichen in der Zeitfunktion.
    q.e.d.


Zusammenhang Sprung    Dirac

Beispiel 7:  Die Spektren der Signale  x1(t)  und  x2(t)  wurden bereits in früheren Beispielen wie folgt berechnet:

X1(f)=1jπf,X2(f)=2=const.X2(f)=X1(f)j2πf.
  • Aus dem Differentiationssatz folgt somit, dass  x2(t)  gleich der Ableitung von  x1(t)  nach der Zeit ist.
  • Dies stimmt tatsächlich:  Für  t0  ist  x1(t)  konstant, also die Ableitung Null.
  • Bei  t=0  ist die Steigung unendlich groß, was sich auch in der Gleichung  x2(t)=2δ(t)  ausdrückt.
  • Das Impulsgewicht „2” der Diracfunktion berücksichtigt, dass der Sprung innerhalb der Funktion  x1(t)  bei  t=0  die Höhe  2  hat.


Integrationssatz


Die Integration ist ebenso wie die Differentiation eine lineare Operation. Daraus ergibt sich der

Integrationssatz:  Ist  X(f)  die Fouriertransformierte (Spektralfunktion) von  x(t), so gelten auch die folgenden Fourierkorrespondenzen:

(1)tx(τ)dτ    X(f)(1j2πf+12δ(f)),

(2)x(t)(1j2πt+12δ(t))    fX(ν)dν.


Veranschaulichung – kein exakter Beweis: 

Der Integrationssatz stellt genau die Umkehrung des  Differentiationssatzes  dar. Wendet man auf die obere Gleichung  (1)  den Differentiationssatz an, so erhält man:

ddttx(τ)dτ    X(f)(1j2πf+12δ(f))j2πf.

An diesem Beispiel zeigt sich die Gültigkeit des Integrationssatzes:

  • Die Differentiation nach der oberen Grenze auf der linken Seite liefert genau den Integranden  x(t).
  • Auf der rechten Seite der Korrespondenz ergibt sich richtigerweise  X(f), da die Diracfunktion bei  f=0  wegen der Multiplikation mit  j2πf  ausgeblendet wird.


Hinweis:   Alle in diesem Kapitel dargelegten Gesetzmäßigkeiten – unter Anderem auch der Differentiations– und der Integrationssatz – werden im Lernvideo  Gesetzmäßigkeiten der Fouriertransformation  an Beispielen verdeutlicht.

Zusammenhang Rechteck    Rampe

Beispiel 8:  Die skizzierten Signale  x1(t)  und  x2(t)  hängen wie folgt zusammen:

x2(t)=1Ttx1(τ)dτ.

Aufgrund des Integrationssatzes gilt dann folgender Zusammenhang zwischen den Spektren:

X2(f)=1TX1(f)(1j2πf+12δ(f)).

Mit der Spektralfunktion

X1(f)=ATsi(πfT)ejπfT

erhält man somit

X2(f)=A2δ(f)+AT2jsin(πfT)(πfT)2ejπfT,

bzw. nach trigonometrischen Umformungen:

X2(f)=A2δ(f)+AT(2πfT)2[cos(2πfT)1jsin(2πft)].

Hierzu ist anzumerken:

  • Die Diracfunktion bei  f=0  mit dem Gewicht  A/2  berücksichtigt den Gleichanteil der Rampenfunktion  x2(t).
  • Das bedeutet auch:   Der Gleichanteil der Rampenfunktion ist genau so groß wie der Gleichanteil der Sprungfunktion.
  • Das fehlende Dreieck mit den Eckpunkt–Koordinaten  (0,0), (T,A)  und  (0,A)  ändert am Gleichanteil nichts.
  • Diese Dreieckfläche wirkt sich gegenüber der unendlich großen Restfläche (bis ins Unendliche gehend) nicht aus.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 3.4: Trapezspektrum bzw. –impuls

Aufgabe 3.4Z: Trapez, Rechteck und Dreieck

Aufgabe 3.5: Differentiation eines Dreicksignals

Aufgabe 3.5Z: Integration von Diracfunktionen

Aufgabe 3.6: Gerades/ungerades Zeitsignal

Aufgabe 3.6Z: Komplexe Exponentialfunktion