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Difference between revisions of "Information Theory/Further Source Coding Methods"

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==Anwendungsszenario für die Burrows–Wheeler–Transformation==   
 
==Anwendungsszenario für die Burrows–Wheeler–Transformation==   
 
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Als Beispiel für die Einbettung der [[Informationstheorie/Weitere_Quellencodierverfahren#Burrows.E2.80.93Wheeler.E2.80.93Transformation|Burrows–Wheeler–Transformation]] (BWT) in eine Kette von Quellencodierverfahren wählen wir eine in [Abel03]<ref>Abel, J.: ''Verlustlose Datenkompression auf Grundlage der Burrows-Wheeler-Transformation''. In: PIK - Praxis der Informationsverarbeitung und Kommunikation, no. 3, vol. 26, S. 140-144, Sept.  2003.</ref> vorgeschlagene Struktur:
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Als Beispiel für die Einbettung der&nbsp; [[Informationstheorie/Weitere_Quellencodierverfahren#Burrows.E2.80.93Wheeler.E2.80.93Transformation|Burrows–Wheeler–Transformation]]&nbsp; (BWT) in eine Kette von Quellencodierverfahren wählen wir eine in&nbsp; [Abel03]<ref>Abel, J.: ''Verlustlose Datenkompression auf Grundlage der Burrows-Wheeler-Transformation''. In: PIK - Praxis der Informationsverarbeitung und Kommunikation, no. 3, vol. 26, S. 140-144, Sept.  2003.</ref>&nbsp; vorgeschlagene Struktur.&nbsp; Wir verwenden dabei das gleiche Textbeispiel&nbsp; ANNAS_ANANAS&nbsp; wie auf der letzten Seite.&nbsp; Die entsprechenden Strings nach den einzelnen Blöcken sind in der Grafik ebenfalls angegeben.
  
 
[[File:P_ID2477__Inf_T_2_4_S5_neu.png|center|frame|Schema für die Burrows–Wheeler–Datenkompression]]
 
[[File:P_ID2477__Inf_T_2_4_S5_neu.png|center|frame|Schema für die Burrows–Wheeler–Datenkompression]]
  
Wir verwenden dabei das gleiche Textbeispiel ANNAS_ANANAS wie auf der letzten Seite. Die entsprechenden Strings nach den einzelnen Blöcken sind in der Grafik ebenfalls angegeben.
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*Das&nbsp; '''BWT'''&ndash;Ergebnis lautet: &nbsp;  &nbsp; _NSNNAANAAAS.&nbsp; An der Textlänge&nbsp; N=12&nbsp; hat die BWT nichts verändert, doch gibt es jetzt vier Zeichen, die identisch mit ihren Vorgängerzeichen sind&nbsp; (in der Grafik rot hervorgehoben).&nbsp; Im Originaltext war dies nur einmal der Fall.
*Das '''BWT'''&ndash;Ergebnis lautet: &nbsp;  &nbsp; _NSNNAANAAAS. An der Textlänge N=12 hat die BWT nichts verändert, doch gibt es jetzt vier Zeichen, die identisch mit ihren Vorgängerzeichen sind (in der Grafik rot hervorgehoben). Im Originaltext war dies nur einmal der Fall.
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*Im nächsten Block&nbsp; '''MTF'''&nbsp; (''Move–To–Front'') wird aus jedem Eingangszeichen aus der Menge&nbsp; { A,&nbsp; N,&nbsp; S,&nbsp; '''_'''}&nbsp; ein Index&nbsp; I{0,1,2,3}.&nbsp; Es handelt sich hierbei aber nicht um ein einfaches Mapping, sondern um einen Algorithmus, der in der&nbsp; [[Aufgabe_2.13Z:_Kombination_BWT_und_''Move-to-Front''|Aufgabe 1.13Z]]&nbsp; angegeben ist.
*Im nächsten Block '''MTF''' (''Move–To–Front'') wird aus jedem Eingangszeichen aus der Menge { A, N, S, '''_'''} ein Index I{0,1,2,3}. Es handelt sich hierbei aber nicht um ein einfaches Mapping, sondern um einen Algorithmus, der in der [[Aufgabe_2.13Z:_Kombination_BWT_und_''Move-to-Front''|Aufgabe 1.13Z]] angegeben ist.
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*Für unser Beispiel lautet die MTF–Ausgangsfolge&nbsp; 323303011002, ebenfalls mit der Länge&nbsp; N=12.&nbsp; Die vier Nullen in der MTF–Folge (in der Grafik ebenfalls mit roter Schrift) geben an, dass an diesen Stellen das BWT–Zeichen jeweils gleich ist wie sein Vorgänger.
*Für unser Beispiel lautet die MTF–Ausgangsfolge 323303011002, ebenfalls mit der Länge N=12. Die vier Nullen in der MTF–Folge (in der Grafik ebenfalls mit roter Schrift) geben an, dass an diesen Stellen das BWT–Zeichen jeweils gleich ist wie sein Vorgänger.
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*Bei großen ASCII–Dateien kann die Häufigkeit der&nbsp; 0&nbsp; durchaus mehr als&nbsp; 50%&nbsp; betragen, während die anderen&nbsp; 255&nbsp; Indizes nur selten auftreten.&nbsp; Zur Komprimierung einer solchen Textstruktur eignet sich eine Lauflängencodierung (englisch:&nbsp; ''Run–Length Coding'', RLC) hervorragend.
*Bei großen ASCII–Dateien kann die Häufigkeit der 0 durchaus mehr als 50% betragen, während die anderen 255 Indizes nur selten auftreten. Zur Komprimierung einer solchen Textstruktur eignet sich eine Lauflängencodierung (englisch: ''Run–Length Coding'', RLC) hervorragend.
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*Der Block&nbsp; '''RLC0'''&nbsp; in obiger Codierungskette bezeichnet eine spezielle&nbsp; [[Informationstheorie/Weitere_Quellencodierverfahren#Laufl.C3.A4ngencodierung_.E2.80.93_Run.E2.80.93Length_Coding|Lauflängencodierung]]&nbsp; für Nullen.&nbsp; Die graue Schattierung der Nullen soll andeuten, dass hier eine lange Nullsequenz durch eine spezifische Bitfolge&nbsp; (kürzer als die Nullsequenz)&nbsp; maskiert wurde.
*Der Block '''RLC0''' in obiger Codierungskette bezeichnet eine spezielle [[Informationstheorie/Weitere_Quellencodierverfahren#Laufl.C3.A4ngencodierung_.E2.80.93_Run.E2.80.93Length_Coding|Lauflängencodierung]] für Nullen. Die graue Schattierung der Nullen soll andeuten, dass hier eine lange Nullsequenz durch eine spezifische Bitfolge (kürzer als die Nullsequenz) maskiert wurde.
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*Der Entropiecodierer&nbsp; $($'''EC''', zum Beispiel &bdquo;Huffman&rdquo;$)$&nbsp; sorgt für eine weitere Komprimierung.&nbsp; ''BWT''&nbsp; und&nbsp; ''MTF''&nbsp; haben in der Codierungskette nur die Aufgabe, durch eine Zeichenvorverarbeitung die Effizienz von&nbsp; ''RLC0''&nbsp; und&nbsp; ''EC''&nbsp; zu steigern. Die Ausgangsdatei ist wieder binär.
*Der Entropiecodierer ('''EC''', zum Beispiel &bdquo;Huffman&rdquo;) sorgt für eine weitere Komprimierung. ''BWT'' und ''MTF'' haben in der Codierungskette nur die Aufgabe, durch eine Zeichenvorverarbeitung die Effizienz von ''RLC0'' und ''EC'' zu steigern. Die Ausgangsdatei ist wieder binär.
 
  
  

Revision as of 16:11, 27 January 2020


Der Shannon–Fano–Algorithmus


Die Huffman–Codierung aus dem Jahr 1952 ist ein Sonderfall der „Entropiecodierung”.  Dabei wird versucht, das Quellensymbol  q_μ  durch ein Codesymbol  c_μ  der Länge  L_μ  darzustellen, wobei die folgende Konstruktionsvorschrift angestrebt wird:

L_{\mu} \approx -{\rm log}_2\hspace{0.15cm}(p_{\mu}) \hspace{0.05cm}.

Da  L_μ  im Gegensatz zu  -{\rm log}_2\hspace{0.15cm}(p_{\mu})  ganzzahlig ist, gelingt dies nicht immer.

Bereits drei Jahre vor David A. Huffman haben  Claude E. Shannon  und  Robert Fano  einen ähnlichen Algorithmus angegeben, nämlich:

  1.   Man ordne die Quellensymbole nach fallenden Auftrittswahrscheinlichkeiten (identisch mit Huffman).
  2.   Man teile die sortierten Zeichen in zwei möglichst gleichwahrscheinliche Gruppen ein.
  3.   Der ersten Gruppe wird das Binärsymbol  1  zugeordnet, der zweiten die  0  (oder umgekehrt).
  4.   Sind in einer Gruppe mehr als ein Zeichen, so ist auf diese der Algorithmus rekursiv anzuwenden.

\text{Beispiel 1:}  Wir gehen wie im  Einführungsbeispiel für den Huffman–Algorithmus  im letzten Kapitel von  M = 6  Symbolen und folgenden Wahrscheinlichkeiten aus:

p_{\rm A} = 0.30 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}p_{\rm B} = 0.24 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}p_{\rm C} = 0.20 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} p_{\rm D} = 0.12 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}p_{\rm E} = 0.10 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}p_{\rm F} = 0.04 \hspace{0.05cm}.

Dann lautet der Shannon–Fano–Algorithmus:

  1.   \rm AB   →   1x  (Wahrscheinlichkeit 0.54),   \rm CDEF   →   0x  (Wahrscheinlichkeit 0.46),
  2.   \underline{\rm A}   →   11  (Wahrscheinlichkeit 0.30),   \underline{\rm B}   →   10  (Wahrscheinlichkeit 0.24),
  3.   \underline{\rm C}   →   01  (Wahrscheinlichkeit 0.20),   \rm DEF00x,  (Wahrscheinlichkeit 0.26),
  4.   \underline{\rm D}   →   001  (Wahrscheinlichkeit 0.12),   \rm EF   →   000x  (Wahrscheinlichkeit 0.14),
  5.   \underline{\rm E}   →   0001  (Wahrscheinlichkeit 0.10),   \underline{\rm F}   →   0000  (Wahrscheinlichkeit 0.04).

Anmerkungen:

  • Ein „x” weist wieder darauf hin, dass in nachfolgenden Codierschritten noch Bit hinzugefügt werden müssen.
  • Es ergibt sich hier zwar eine andere Zuordnung als bei der  Huffman–Codierung, aber genau die gleiche mittlere Codewortlänge:
L_{\rm M} = (0.30\hspace{-0.05cm}+\hspace{-0.05cm} 0.24\hspace{-0.05cm}+ \hspace{-0.05cm}0.20) \hspace{-0.05cm}\cdot\hspace{-0.05cm} 2 + 0.12\hspace{-0.05cm} \cdot \hspace{-0.05cm} 3 + (0.10\hspace{-0.05cm}+\hspace{-0.05cm}0.04) \hspace{-0.05cm}\cdot \hspace{-0.05cm}4 = 2.4\,{\rm bit/Quellensymbol}\hspace{0.05cm}.


Mit den Wahrscheinlichkeiten entsprechend dem  \text{Beispiel 1}  führt der Shannon–Fano–Algorithmus zur gleichen mittleren Codewortlänge wie die Huffman–Codierung.  Ebenso sind bei vielen  (eigentlich:  den meisten)  anderen Wahrscheinlichkeitsprofilen Huffman und Shannon–Fano aus informationstheoretischer Sicht äquivalent.

Es gibt aber durchaus Fälle, bei denen sich beide Verfahren hinsichtlich der (mittleren) Codewortlänge unterscheiden, wie das folgende Beispiel zeigt.

\text{Beispiel 2:}  Wir betrachten  M = 5  Symbole mit folgenden Wahrscheinlichkeiten:

p_{\rm A} = 0.38 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}p_{\rm B}= 0.18 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}p_{\rm C}= 0.16 \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} p_{\rm D}= 0.15 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}p_{\rm E}= 0.13 \hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm} H = 2.19\,{\rm bit/Quellensymbol} \hspace{0.05cm}.
Baumstrukturen nach Shannon–Fano bzw. Huffman

Die Grafik zeigt die jeweiligen Codebäume für Shannon–Fano (links) bzw. Huffman (rechts).  Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Der Shannon–Fano–Algorithmus führt zum Code  \rm A   →   11,   \rm B   →   10,   \rm C   →   01,   \rm D   →   001,   \rm E   →   000  und damit zur mittleren Codewortlänge
L_{\rm M} = (0.38 + 0.18 + 0.16) \cdot 2 + (0.15 + 0.13) \cdot 3 = 2.28\,\,{\rm bit/Quellensymbol}\hspace{0.05cm}.
  • Mit „Huffman” erhält man  \rm A   →   1,   \rm B   →   001,   \rm C   →   010,   \rm D   →   001,   \rm E   →   000  und eine etwas kleinere mittlere Codewortlänge:
L_{\rm M} = 0.38 \cdot 1 + (1-0.38) \cdot 3 = 2.24\,\,{\rm bit/Quellensymbol}\hspace{0.05cm}.
  • Es gibt keinen Satz von Wahrscheinlichkeiten, bei denen „Shannon–Fano” ein besseres Ergebnis liefert als der Huffman–Algorithmus, der stets den bestmöglichen Entropiecodierer bereitstellt.
  • Die Grafik zeigt zudem, dass die Algorithmen im Baumdiagramm in unterschiedlichen Richtungen vorgehen, nämlich einmal von der Wurzel zu den Einzelsymbolen  (Shannon–Fano), zum anderen von den Einzelsymbolen zur Wurzel  (Huffman).


Arithmetische Codierung


Eine weitere Form der Entropiecodierung ist die arithmetische Codierung.  Auch bei dieser müssen die Symbolwahrscheinlichkeiten  p_μ  bekannt sein.  Für den Index gelte weiter  μ = 1, ... ,  M. Hier nun ein kurzer Abriss über die Vorgehensweise:

  • Im Gegensatz zur Huffman– und zur Shannon–Fano–Codierung wird bei arithmetischer Codierung eine Symbolfolge der Länge  N  gemeinsam codiert.  Wir schreiben abkürzend  Q = 〈\hspace{0.05cm} q_1, q_2, ... , q_N \hspace{0.05cm} 〉.
  • Jeder Symbolfolge  Q_i  wird ein reelles Zahlenintervall  I_i  zugewiesen, das durch den Beginn  B_i  und die Intervallbreite  {\it Δ}_i  gekennzeichnet ist.
  • Der „Code” für die Folge  Q_i  ist die Binärdarstellung eines reellen Zahlenwertes aus diesem Intervall:   r_i ∈ I_i = \big [B_i, B_i + {\it Δ}_i\big).  Diese Notation besagt, dass zwar  B_i  zum Intervall  I_i  gehört  (eckige Klammer), aber  B_i + {\it Δ}_i  gerade nicht mehr  (runde Klammer).
  • Es gilt stets  0 ≤ r_i < 1.  Sinnvollerweise wählt man  r_i  aus dem Intervall  I_i  derart, dass der Wert mit möglichst wenigen Bit darstellbar ist.  Es gibt aber stets eine Mindestbitanzahl, die von der Intervallbreite  {\it Δ}_i  abhängt.


Der Algorithmus zur Bestimmung der Intervallparameter  B_i  und  {\it Δ}_i  wird im späteren  \text{Beispiel 4}  erläutert, ebenso eine Decodiermöglichkeit.

  • Zunächst folgt noch ein kurzes Beispiel zur Auswahl der reellen Zahl  r_i  in Hinblick auf minimale Bitanzahl.
  • Genauere Informationen hierzu finden Sie bei der Beschreibung zur  Aufgabe 2.11Z.


\text{Beispiel 3:}  Für die beiden nachfolgend aufgeführten Parametersätze des arithmetischen Codieralgorithmus ergeben sich folgende reelle Ergebnisse  r_i  und folgende Codes, die zum zugehörigen Intervall  I_i  gehören:

  • B_i = 0.25, {\it Δ}_i = 0.10 \ ⇒ \ I_i = \big[0.25, 0.35\big)\text{:}
r_i = 0 \cdot 2^{-1} + 1 \cdot 2^{-2} = 0.25 \hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm} {\rm Code} \hspace{0.15cm} \boldsymbol{\rm 01} \in I_i \hspace{0.05cm},
  • B_i = 0.65, {\it Δ}_i = 0.10 \ ⇒ \ I_i = \big[0.65, 0.75\big);  zu beachten:   0.75  gehört nicht zum Intervall:
r_i = 1 \cdot 2^{-1} + 0 \cdot 2^{-2} + 1 \cdot 2^{-3} + 1 \cdot 2^{-4} = 0.6875 \hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm} {\rm Code} \hspace{0.15cm} \boldsymbol{\rm 1011} \in I_i\hspace{0.05cm}.

Um den sequentiellen Ablauf zu organisieren, wählt man allerdings die Bitanzahl konstant zu  N_{\rm Bit} = \big\lceil {\rm log}_2 \hspace{0.15cm} ({1}/{\it \Delta_i})\big\rceil+1\hspace{0.05cm}.

  • Mit der Intervallbreite  {\it Δ}_i = 0.10  ergibt sich  N_{\rm Bit} = 5.
  • Die tatsächlichen arithmetischen Codes wären also   01000   bzw.   10110.


\text{Beispiel 4:}  Nun sei der Symbolumfang  M = 3  und die Symbole bezeichnen wir mit  \rm X\rm Y  und  \rm Z:

  • Übertragen werden soll die Zeichenfolge  \rm XXYXZ   ⇒   Länge der Quellensybolfolge:   N = 5.
  • Auszugehen ist von den Wahrscheinlichkeiten  p_{\rm X} = 0.6p_{\rm Y} = 0.2  und  p_{\rm Z} = 0.2.
Zum arithmetischen Codieralgorithmus

Die Grafik zeigt den Algorithmus zur Bestimmung der Intervallgrenzen.

  • Man unterteilt zunächst den gesamten Wahrscheinlichkeitsbereich  (zwischen  0  und  1)  gemäß den Symbolwahrscheinlichkeiten  p_{\rm X}p_{\rm Y}  und  p_{\rm Z}  in drei Bereiche mit den Grenzen  B_0C_0D_0  und  E_0.
  • Das erste zur Codierung anliegende Symbol ist  \rm X.  Deshalb wird im nächsten Schritt der Wahrscheinlichkeitsbereich von  B_1 = B_0 = 0  bis  E_1 = C_0 = 0.6  wiederum im Verhältnis  0.6  :  0.2  :  0.2  aufgeteilt.
  • Nach dem zweiten Symbol  \rm X  liegen die Bereichsgrenzen bei  B_2 = 0C_2 = 0.216D_2 = 0.288  und  E_2 = 0.36.  Da nun das Symbol  \rm Y  ansteht, erfolgt die Unterteilung des Bereiches zwischen  0.216 ... 0.288.
  • Nach dem fünften Symbol  \rm Z  liegt das Intervall  I_i  für die betrachtete Symbolfolge  Q_i = \rm XXYXZ  fest.  Es muss nun eine reelle Zahl  r_i  gefunden werden, für die gilt:   0.25056 ≤ r_i < 0.2592.
  • Die einzige reelle Zahl im Intervall  I_i = \big[0.25056, 0.2592\big), die man mit sieben Bit darstellen kann, ist  r_i = 1 · 2^{–2} + 1 · 2^{–7} = 0.2578125.  Damit liegt die Coderausgabe fest:   0100001.


Für diese  N = 5  Symbole werden also sieben Bit benötigt, genau so viele wie bei Huffman–Codierung mit der Zuordnung \rm X   →   1, \rm Y   →   00, \rm Z   →   01.

  • Die arithmetische Codierung ist allerdings dann dem Huffman–Code überlegen, wenn die tatsächlich bei Huffman verwendete Bitanzahl noch mehr von der optimalen Verteilung abweicht, zum Beispiel, wenn ein Zeichen extrem häufig vorkommt.
  • Oft wird aber einfach nur die Intervallmitte – im Beispiel  0.25488 – binär dargestellt:   0.01000010011 .... Die Bitanzahl erhält man daraus wie folgt:
{\it Δ}_5 = 0.2592 - 0.25056 = 0.00864 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}N_{\rm Bit} = \left\lceil {\rm log}_2 \hspace{0.15cm} \frac{1}{0.00864} \right\rceil + 1\hspace{0.15cm} = \left\lceil {\rm log}_2 \hspace{0.15cm} 115.7 \right\rceil + 1 = 8 \hspace{0.05cm}.
  • Damit lautet der arithmetische Code für dieses Beispiel mit  N = 5  Eingangszeichen:   01000010.
  • Der Decodiervorgang lässt sich ebenfalls anhand der obigen Grafik erklären. Die ankommende Bitsequenz 0100001 wird zu r = 0.2578125 gewandelt.
  • Dieser liegt im ersten und zweiten Schritt jeweils im ersten Bereich   ⇒   Symbol \rm X, im dritten Schritt in zweiten Bereich   ⇒   Symbol \rm Y, usw.


Weitere Informationen zur Arithmetischen Codierung finden Sie in  WIKIPEDIA  und in  [BCK02][1].


Lauflängencodierung – Run–Length Coding


Wir betrachten eine Binärquelle  (M = 2)  mit dem Symbolvorrat  \{ \rm A\rm B \},  wobei ein Symbol sehr viel häufiger auftritt als das andere.  Beispielsweise sei  p_{\rm A} \gg p_{\rm B}.

  • Eine Entropiecodierung macht hier nur dann Sinn, wenn man diese auf  k–Tupel anwendet.
  • Eine zweite Möglichkeit bietet die  Lauflängencodierung  (englisch:  Run–Length Coding, RLC), die das seltenere Zeichen  \rm B  als Trennzeichen betrachtet und die Längen  L_i  der einzelnen Substrings   \rm AA\text{...}A  als Ergebnis liefert.


\text{Beispiel 5:}  Die Grafik zeigt eine beispielhafte Folge mit den Wahrscheinlichkeiten  p_{\rm A} = 0.9  und  p_{\rm B} = 0.1   ⇒   Quellenentropie H = 0.469 bit/Quellensymbol.

Die Beispielfolge der Länge  N = 100  beinhaltet genau zehnmal das Symbol  \rm B  und neunzigmal das Symbol  \rm A, das heißt, die relativen Häufigkeiten stimmen hier exakt mit den Wahrscheinlichkeiten überein.

Zur Verdeutlichung der Lauflängencodierung

Man erkennt an diesem Beispiel:

  • Die Lauflängencodierung dieser Folge ergibt in Dezimalschreibweise die Folge  \langle \hspace{0.05cm}6, \ 14, \ 26, \ 11, \ 4, \ 10, \ 3,\ 9,\ 1,\ 16 \hspace{0.05cm} \rangle .
  • Stellt man die Längen  L_1, ... , L_{10}  mit jeweils fünf Bit dar, so benötigt man so  5 · 10 = 50  Bit.
  • Die RLC–Datenkomprimierung ist also nicht viel schlechter als der theoretische Grenzwert, der sich entsprechend der Quellenentropie zu  H · N ≈ 47  Bit ergibt.
  • Die direkte Anwendung einer Entropiecodierung hätte hier keine Datenkomprimierung zur Folge; man benötigt weiterhin vielmehr weiterhin  100  Bit.
  • Auch bei der Bildung von Dreiertupeln würde man mit Huffman noch  54  Bit benötigen, also mehr als mit Run–Length Coding.


Das Beispiel zeigt aber auch zwei Probleme der Lauflängencodierung auf:

  • Die Längen  L_i  der Substrings sind nicht begrenzt.  Hier muss man besondere Maßnahmen treffen, wenn eine Länge  L_i  größer ist als  2^5 = 32  (gültig für  N_{\rm Bit} = 5), zum Beispiel die Variante  Run–Length Limited Coding  (RLLC). Siehe auch  [Meck09][2]  und  Aufgabe 2.13.
  • Endet die Folge nicht mit  \rm B  – was bei kleiner Wahrscheinlichkeit  p_{\rm B}  eher der Normalfall ist, so muss man auch für das Dateiende eine Sonderbehandlung vorsehen.


Burrows–Wheeler–Transformation


Zum Abschluss dieses Quellencodier–Kapitels behandeln wir noch kurz den 1994 von  Michael Burrows  und  David J. Wheeler  veröffentlichten Algorithmus  [BW94][3],

  • der zwar alleine keinerlei Komprimierungspotenzial besitzt,
  • aber die Komprimierungsfähigkeit anderer Verfahren stark verbessert.
Beispiel zur BWT (Hintransformation)


Die Burrows–Wheeler–Transformation bewerkstelligt eine blockweise Sortierung von Daten, die in der Grafik am Beispiel des Textes  \text{ANNAS_ANANAS}  der Länge  N = 12  verdeutlicht wird:

  • Zunächst wird aus dem String der Länge  N  eine  N×N–Matrix erzeugt, wobei sich jede Zeile aus der Vorgängerzeile durch zyklische Linksverschiebung ergibt.
  • Danach wird die BWT–Matrix lexikografisch sortiert.  Das Ergebnis der Transformation ist die letzte Spalte   ⇒   \text{L–Spalte}. Im Beispiel ergibt sich  \text{_NSNNAANAAAS}.
  • Des Weiteren muss auch der Primärindex  I  weitergegeben werden. Dieser gibt die Zeile der sortierten BWT–Matrix an, die den Originaltext enthält (in der Grafik rot markiert).
  • Zur Bestimmung von L–Spalte und Primärindex sind natürlich keine Matrixoperationen erforderlich.  Vielmehr findet man das BWT–Ergebnis mit Zeigertechnik sehr schnell.


\text{Außerdem ist zum BWT–Verfahren anzumerken:} 

  • Ohne Zusatzmaßnahme   ⇒   eine nachgeschaltete „echte Kompression” – führt die BWT zu keiner Datenkomprimierung.  
  • Vielmehr ergibt sich sogar eine geringfügige Erhöhung der Datenmenge, da außer den  N  Zeichen nun auch der Primärindex  I  übermittelt werden muss.
  • Bei längeren Texten ist dieser Effekt aber vernachlässigbar.  Geht man von 8 Bit–ASCII–Zeichen (jeweils ein Byte) und der Blocklänge  N = 256  aus, so erhöht sich die Byte–Anzahl pro Block nur von  256  auf  257, also lediglich um  0.4\%.


Wir verweisen auf die ausführlichen Beschreibungen zur BWT in  [Abel04][4].

Abschließend soll noch dargestellt werden, wie der Ursprungstext aus der  \text{L–Spalte} der BWT–Matrix rekonstruiert werden kann.

  • Dazu benötigt man noch den Primärindex I, sowie die erste Spalte der BWT–Matrix.
  • Diese  \text{F–Spalte} (von „First”) muss nicht übertragen werden, sondern ergibt sich aus der  \text{L–Spalte} (von „Last”) sehr einfach durch lexikografische Sortierung.
Beispiel zur BWT (Rücktransformation)


Die Grafik zeigt die Vorgehensweise für das betrachtete Beispiel:

  • Man beginnt in der Zeile mit dem Primärindex  I.  Als erstes Zeichen wird das rot markierte  \rm A  in der  \text{F–Spalte}  ausgegeben.  Dieser Schritt ist in der Grafik mit einer gelben (1) gekennzeichnet.
  • Dieses  \rm A  ist das dritte  \rm A–Zeichen in der  \text{F–Spalte}.  Man sucht nun das dritte  \rm A  in der  \text{L–Spalte}, findet dieses in der mit  (2)  markierten Zeile und gibt das zugehörige  N  der  \text{F–Spalte}  aus.
  • Das letzte  N  der  \text{L–Spalte}  findet man in der Zeile  (3).  Ausgegeben wird das Zeichen der F–Spalte in der gleichen Zeile, also wieder ein  N.


Nach  N = 12  Decodierschritten ist die Rekonstruktion abgeschlossen.

\text{Fazit:} 

  • Dieses Beispiel hat gezeigt, dass die  Burrows–Wheeler–Transformation  nichts anderes ist als ein Sortieralgorithmus für Texte.  Das Besondere daran ist, dass die Sortierung eindeutig umkehrbar ist.
  • Diese Eigenschaft und zusätzlich seine innere Struktur sind die Grundlage dafür, dass man das BWT–Ergebnis mittels bekannter und effizienter Verfahren wie  Huffman  (eine Form der Entropiecodierung) und  Run–Length Coding   komprimieren kann.


Anwendungsszenario für die Burrows–Wheeler–Transformation


Als Beispiel für die Einbettung der  Burrows–Wheeler–Transformation  (BWT) in eine Kette von Quellencodierverfahren wählen wir eine in  [Abel03][5]  vorgeschlagene Struktur.  Wir verwenden dabei das gleiche Textbeispiel  \text{ANNAS_ANANAS}  wie auf der letzten Seite.  Die entsprechenden Strings nach den einzelnen Blöcken sind in der Grafik ebenfalls angegeben.

Schema für die Burrows–Wheeler–Datenkompression
  • Das  BWT–Ergebnis lautet:     \text{_NSNNAANAAAS}.  An der Textlänge  N = 12  hat die BWT nichts verändert, doch gibt es jetzt vier Zeichen, die identisch mit ihren Vorgängerzeichen sind  (in der Grafik rot hervorgehoben).  Im Originaltext war dies nur einmal der Fall.
  • Im nächsten Block  MTF  (Move–To–Front) wird aus jedem Eingangszeichen aus der Menge  \{ \rm A\rm N\rm S_\}  ein Index  I ∈ \{0, 1, 2, 3\}.  Es handelt sich hierbei aber nicht um ein einfaches Mapping, sondern um einen Algorithmus, der in der  Aufgabe 1.13Z  angegeben ist.
  • Für unser Beispiel lautet die MTF–Ausgangsfolge  323303011002, ebenfalls mit der Länge  N = 12.  Die vier Nullen in der MTF–Folge (in der Grafik ebenfalls mit roter Schrift) geben an, dass an diesen Stellen das BWT–Zeichen jeweils gleich ist wie sein Vorgänger.
  • Bei großen ASCII–Dateien kann die Häufigkeit der  0  durchaus mehr als  50\%  betragen, während die anderen  255  Indizes nur selten auftreten.  Zur Komprimierung einer solchen Textstruktur eignet sich eine Lauflängencodierung (englisch:  Run–Length Coding, RLC) hervorragend.
  • Der Block  RLC0  in obiger Codierungskette bezeichnet eine spezielle  Lauflängencodierung  für Nullen.  Die graue Schattierung der Nullen soll andeuten, dass hier eine lange Nullsequenz durch eine spezifische Bitfolge  (kürzer als die Nullsequenz)  maskiert wurde.
  • Der Entropiecodierer  (EC, zum Beispiel „Huffman”)  sorgt für eine weitere Komprimierung.  BWT  und  MTF  haben in der Codierungskette nur die Aufgabe, durch eine Zeichenvorverarbeitung die Effizienz von  RLC0  und  EC  zu steigern. Die Ausgangsdatei ist wieder binär.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 2.10: Shannon-Fano-Codierung

Aufgabe 2.11: Arithmetische Codierung

Aufgabe 2.11Z: Nochmals Arithmetische Codierung

Aufgabe 2.12: Run–Length Coding & RLLC

Aufgabe 2.13: Burrows-Wheeler-Rücktransformation

Aufgabe 2.13Z: Kombination BWT & „Move-to-Front”

Quellenverzeichnis

  1. Bodden, E.; Clasen, M.; Kneis, J.: Algebraische Kodierung. Proseminar, Lehrstuhl für Informatik IV, RWTH Aachen, 2002.
  2. Mecking, M.: Information Theory. Vorlesungsmanuskript, Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, Technische Universität München, 2009.
  3. Burrows, M.; Wheeler, D.J.: A Block-sorting Lossless Data Compression Algorithm. Technical Report. Digital Equipment Corporation Communications, Palo Alto, 1994.
  4. Abel, J.: Grundlagen des Burrows-Wheeler-Kompressionsalgorithmus. In: Informatik Forschung & Entwicklung, no. 2, vol. 18, S. 80-87, Jan. 2004
  5. Abel, J.: Verlustlose Datenkompression auf Grundlage der Burrows-Wheeler-Transformation. In: PIK - Praxis der Informationsverarbeitung und Kommunikation, no. 3, vol. 26, S. 140-144, Sept. 2003.